Nuclear Raped Fuck Bomb heißt das prominent besetzte Projekt. Sänger Jens Rachut gilt als eine der einflussreichsten und legendärsten Figuren der deutschen Punk-Szene. Am 6. September wird N.R.F.B in der Fabrik auftreten.

Hamburg. Jens Rachut hat ein Faible für ausgefallene Bandnamen. Oma Hans, Blumen am Arsch der Hölle, Dackelblut, Kommando Sonnenmilch hießen einige der Bands, in denen er gesungen hat. Sein aktuelles Projekt trägt den Namen Nuclear Raped Fuck Bomb (N.R.F.B). „Wir wollten schocken. Es sollten die schlimmsten und härtesten englischen Wörter sein, die es gibt und die im Rhythmus zusammenklingen“, sagt Rachut. Der Sänger, Schauspieler, Hörspielautor und Songtexter gilt als eine der einflussreichsten und legendärsten Figuren der deutschen Punk-Szene. „Mit N.R.F.B wollten wir Techno-Punk erfinden. Jetzt ist da so’n anderer Quatsch draus geworden, was ja auch gut ist.“ „Trüffelbürste“ heißt das Album, aber auch das ist für den 58-Jährigen nur ein hübsches Wort ohne tiefere Bedeutung.

„Trüffelbürste“ ist stilistisch schwer einzuordnen und weit entfernt vom schrammeligen Drei-Akkorde-Punk. Die Beats klingen manchmal urban-nervös, „Fotoapparat“ beginnt mit wildem Getrommel, andere Songs beginnen sanft wie „Schatten aus Gold“ mit seinem verspielten Klavierintro. Dunkle Elektro-Beats kontrastieren mit hellen Akustikgitarren, bei Nummern wie „Beelzebub“ oder „Die Ziegentreiber“ glaubt man, ein afrikanisches Daumenklavier zu erkennen, doch diesen besonderen Klang erzeugt Gitarrist Thomas Wenzel, indem er die Saiten seines Instruments abgeklebt hat. Die Texte singen Rachut und Thalia-Schauspielerin Lisa Hagmeister.

„Ich habe die Musiker kennengelernt, als Schorsch Kamerun vor drei Jahren im Thalia-Zelt ,Vor uns die Sintflut’ inszeniert hat. Die haben mich gefragt, ob ich Lust hätte, bei ihnen mitzusingen“, erzählt Hagmeister, die nach einer Babypause gerade wieder ins Ensemble zurückgekehrt ist. Außer Rachut und Wenzel, Mitglied bei Frank Spilkers Hamburger-Schule-Band Die Sterne, gehören Mense Reents von den Goldenen Zitronen und Schlagzeuger Armin Nagel zu diesem Hamburger All-Star-Projekt. Entstanden ist „Trüffelbürste“ zu großen Teilen bei einem fünftägigen Aufenthalt auf der dänischen Insel Rømø. Reents und Wenzel schrieben die Musik, Rachut steuerte die Texte bei, Nagel trommelte, Hagmeister sang. Als „Naturtalent“ bezeichnet Rachut die Schauspielerin. „Die schafft einen Song schon bei der ersten Aufnahme. Die ist ganz toll“, lobt er. „Wir sind ohne Konzept losgefahren, aber jeder hatte Ideen. Nach fünf Tagen waren acht Stücke so gut wie fertig“, sagt Thomas Wenzel.

In diesem Monat hat die Band sich wieder für ein paar Tage versammelt, um zu proben. Zehn Auftritte wird N.R.F.B in den nächsten Monaten geben, bei den vielen Aktivitäten der Mitglieder nicht einfach, gemeinsame Termine zu finden. Vor allem Lisa Hagmeister ist durch Proben und Auftritte sehr eingespannt. „Bald sind Theaterferien, im August geht es dann mit den Proben zu ,Der nackte Wahnsinn‘ weiter“, sagt sie. „Ich muss dann ein bisschen improvisieren und kann vielleicht nicht bei jedem Konzert dabei sein.“

Ihr Livedebüt mit den neuen Songs wird Nuclear Raped Fuck Bomb am Wochenende beim Fusion-Festival in der Nähe von Neustrelitz geben. Einen Hamburger Termin gibt es auch. Am 6. September wird N.R.F.B in der Fabrik auftreten. Lisa Hagmeister hat theaterfrei, denn an dem Tag feiert „Moby Dick“ in der Inszenierung von Antú Romero Nunes am Thalia Premiere – mit acht männlichen Schauspielern. Hagmeister, unter anderem bei Nunes’ Inszenierung von „Merlin“ dabei, kommentiert die Besetzung grinsend: „Da sind die Jungs mal unter sich.“

Nuclear Raped Fuck Bomb: „Trüffelbürste“ (Staatsakt/RTD), live am 6.9., 21.00 Uhr, Fabrik