Berlin. In Berlin ist ein Mann auf offener Straße getötet worden. Die Polizei geht von Clan-Streitigkeiten aus. Der Schütze konnte entkommen.

Im Berliner Stadtteil Neukölln ist am Sonntagabend ein Mann auf offener Straße niedergeschossen worden. Nach Informationen der „Berliner Morgenpost“ handelt es sich dabei um Berlins bekanntesten Intensivtäter, den 36 Jahre alten Nidal R..

Dazu äußerte sich die Polizei nicht. „Wir bestätigen keine Personalien“, sagte ein Sprecher. Der Mann sei jedoch im Libanon geboren, seine Staatsangehörigkeit sei ungeklärt.

Die Polizei bestätigte lediglich, um etwa 17.40 Uhr alarmiert worden zu sein, nachdem mehrere Schüsse am Rand des ehemaligen Flughafengeländes Tempelhofer Feld gemeldet worden waren. Das Opfer sei lebensgefährlich verletzt in ein Krankenhaus gebracht worden. Wie die Polizei am Abend bestätigte, erlag der Mann seinen Verletzungen.

Ermittler gehen nach Informationen aus Polizeikreisen davon aus, dass es sich bei der Tat um eine weitere Episode in der seit Wochen schwelenden Auseinandersetzung im Milieu krimineller Mitglieder

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handelte. Angehörige der Familien sorgen seit Wochen mit immer neuen Attacke untereinander für Schlagzeilen.

Am Klinikum in Berlin-Steglitz versammelte sich am Sonntagabend eine Menschenmenge, mutmaßlich Angehörige und Bekannte des Opfers. Die Polizei sprach von rund 150 Personen. Dabei wurde laut Angaben des RBB ein Kamerateam bedroht. Die Polizei wandte sich am Abend beim Kurznachrichtendienst Twitter an die Angehörigen: „Bitte kommen Sie nicht zum Krankenhaus, es darf heute Nacht niemand zu ihm.“

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Polizei macht keine Angaben zum Tathergang

Unbestätigten Angaben zufolge trafen das Opfer zwei Schüsse in den Unterarm und ein weiterer in den Brustkorb. Der Schütze konnte offenbar entkommen und ist weiterhin flüchtig. Ein Polizeisprecher bestätigte, dass es keine Festnahme gegeben habe.

Ein Augenzeuge berichtete, die Schüsse gehört zu haben. Danach habe er einen Mann mit einer Schusswaffe in der Hand gesehen, der in ein wartendes Auto gestiegen sei, das davon gefahren sei. Die Polizei machte am Sonntagabend keine Angaben zum Tathergang.

Am Tatort spielten sich unmittelbar nach der Schussabgabe offenbar dramatische Szenen ab. Ein im Internet hochgeladenes Handy-Video zeigt umherirrende Menschen, darunter viele Kinder, die in unmittelbarer Nähe von dem am Boden liegenden Mann, mutmaßlich Nidal R., stehen.

Der Mann, der das Video gedreht hat, beklagt immer wieder, dass die Polizei zu lange brauche, um am Tatort einzutreffen. Das Video dauert rund sechs Minuten. Polizeibeamte sind erst am Ende des Clips zu sehen. Ein Krankenwagen traf dem Augenschein nach offenbar erst danach ein. Wie viel Zeit nach der Schussabgabe bis zum Beginn des Handy-Videos verging, ist unklar.

Eskalation im Streit unter Clans

Ermittler sichern Spuren am Tatort.
Ermittler sichern Spuren am Tatort. © dpa | Paul Zinken

Nach ihrem Eintreffen sicherten Einsatzkräfte mit Maschinenpistolen den Tatort ab. Anfangs hätten die Beamten in der Leitzentrale sogar einen Terroranschlag für möglich gehalten, hieß es in Polizeikreisen. Dies sei dann aber ausgeschlossen worden.

Das mutmaßliche Opfer, der in Medien zunächst als „Mahmoud“ bezeichnete Nidal R., wohnte lange Zeit unweit des Tatorts. Er war der Polizei schon als Minderjähriger mit Straftaten aufgefallen und galt als Prototyp eines Intensivtäters. Zwischen seinem 10. und 14. Lebensjahr registrierten die Behörden rund 20 Vorfälle. Als er 14 und damit strafmündig wurde, war er immer wieder in Messerstechereien und Schießereien verwickelt.

Clan-Mitglieder sollen Museum ausgeraubt haben

Berichte über Schießereien und Schlägereien innerhalb des Milieus häufen sich in der Hauptstadt. Berlins neue Polizeichefin Barbara Slowik hat unterstrichen, es werde mit Nachdruck gegen kriminelle Teile von Clans ermittelt: „Wir dulden keine rechtsfreien Räume“, sagte Slowik im August. Nach ihren Angaben sind 25 Prozent der Organisierten Kriminalität in der Stadt arabischen Clans zuzurechnen.

Zum großen Schlag gegen die Organisierte Kriminalität hatten Ermittler im Juli ausgeholt. Dabei wurden Immobilien im Wert von gut neun Millionen Euro von Clan-Mitgliedern beschlagnahmt, deren Familienangehörige auch für den Raub der Goldmünze aus dem Bode-Museum verantwortlich gemacht werden.

Ermittelt wird gegen 16 Beschuldigte. Die Bluttat von Neukölln wird auf Streitigkeiten mit Anhängern einer Familie in Verbindung gebracht, die durch Kontakte zu einem der bekanntesten Rapper Deutschlands bekannt wurde.

Dieser Text ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.