Köln/Hamburg. Deutschland ist bei der WM noch ungeschlagen – so soll es auch bleiben. Am Freitag geht es gegen Norwegen um den Finaleinzug.

Als Christian Prokop Anfang Januar davon sprach, zurückkehren zu wollen, lag die WM noch vor ihm. Der Bundestrainer hatte seine Spieler in Hamburg versammelt, in einem schicken Hotel im Norden der Stadt. Damals war die Vorstellung von einer Rückkehr in die Hansestadt noch Zukunftsmusik. Wunschdenken angesichts von fünf Spielen in einer schweren Vor- und drei in einer noch härteren Hauptrunde, die da auf sein Team warteten. Nun aber ist es Realität, die deutschen Handballer stehen heute im Halbfinale gegen Norwegen (20.30 Uhr/ARD). Als Prokop am Donnerstag aus dem Bus stieg und seinen Blick über das Hotelgelände schweifen ließ, lächelte er. „Es tut gut, wieder hier zu sein.“

Der Vorabend mit dem hart umkämpften 31:30-Sieg gegen Spanien im letzten Hauptrundenspiel steckte seinem Team da noch in den Knochen, doch der Erfolg hatte auch weiteren Rückenwind verliehen. Ungeschlagen sind Deutschlands Handballer in diesem Turnier: Drei Siege und zwei Remis gab es in der Vorrunde in Berlin, drei Erfolge in der Hauptrunde in Köln. Eines der Unentschieden war das 25:25 gegen Rekord-Weltmeister Frankreich, der an diesem Freitag (17.30 Uhr/Eurosport) im ersten Halbfinale auf Dänemark trifft. „Wenn wir es ins Halbfinale geschafft haben, ist doch ganz klar, dass wir nun ins Finale wollen“, sagte Rückraumspieler Fabian Wiede. Da stimmte auch Kreisläufer Jannik Kohlbacher zu: „Jetzt ist alles möglich. Dafür trainieren wir jeden Tag.“ Kapitän Uwe Gensheimer fasste die Situation prägnanter zusammen: „Wir sind noch nicht fertig!“

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Bundestrainer Prokop: "Keiner gewinnt allein"

Dass das Team zu einer Einheit geworden ist, hat es in den vergangenen Wochen bewiesen. Bei den Pflichtsiegen wie gegen Korea und Brasilien zum Auftakt, aber auch bei den Duellen mit den internationalen Schwergewichten Frankreich (25:25), Kroatien (22:21) und zuletzt Spanien (31:30). Partien, die mit Leistungsträgern wie Torhüter Andreas Wolff, Linksaußen Uwe Gensheimer und dem Abwehr-Bollwerk Patrick Wiencek/Hendrik Pekeler gewonnen wurden, aber auch durch die Ersatzspieler wie Fabian Böhm, Matthias Musche und Silvio Heinevetter. Selbst den Verlust des verletzten Spielmachers Martin Strobel steckte die deutsche Auswahl weg, der eingesprungene Tim Suton, gerade einmal 22 Jahre alt, präsentierte sich gegen Spanien furchtlos und torgefährlich. „Der Weg ins Finale führt nur über eine gute Teamleistung. Keiner gewinnt dieses Halbfinale alleine“, stellte Prokop am Donnerstag noch einmal klar.

Jöndal hat mehr Tore als Gensheimer auf dem Konto

Gemeinsam müssen sie sich also des norwegischen Tempospiels erwehren, der Vize-Weltmeister stellt mit 272 Treffern den besten Angriff dieser WM. Sander Sagosen, 23-jähriger Rückraumspieler von Paris St.-Germain, wird immer wieder als Norwegens gefährlichster Mann gehandelt. Mit derzeit 42 WM-Toren steckt er allerdings gegen Linksaußen Magnus Jöndal (SG Flensburg-Handewitt) zurück, der bisher 46 Mal erfolgreich war und damit auch vier Tore mehr als Deutschlands Topwerfer Uwe Gensheimer auf dem Konto hat. „Wir brauchen gegen Norwegen das Optimum”, sagte Christian Prokop. „Wir haben bewiesen, dass wir das können. Mehr als einmal.“

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Viele Norweger am Freitag in der Halle

Die 12.500 Zuschauer fassende Hamburger Arena ist die kleinste, in der das deutsche Team bisher spielte. So sieht Andreas Wolff es als „sehr schwierig“, die Stimmung von Köln und Berlin zu übertreffen. Zumal auch viele Norweger in der Halle sein werden. „Ich hoffe trotzdem, dass die Mehrheit für uns ist“, sagte Wolff. Im Falle der Finalteilnahme am Sonntag im dänischen Herning wird am Folgetag in Berlin eine große Feier stattfinden. Dort, wo die deutsche Mannschaft ihre Vorrundenpartien gespielt hatte. Es wäre eine weitere Rückkehr.