Im Slalom gewann Maria Riesch erneut eine Goldmedaille bei den Spielen in Vancouver. Ihre Schwester Susanne schied im zweiten Lauf aus.

Whistler. Einen Moment lang sah Maria Riesch ganz unglücklich aus, und wer nicht wusste, dass die deutsche Skirennläuferin gerade ihr zweites Gold bei den Olympischen Spielen geholt hatte, der hätte an ein verpatztes Rennen der 25-Jährigen glauben können. Das war der Moment, als Maria Riesch ihre im zweiten Lauf ausgeschiedene, bitterlich weinende Schwester Susanne (22) in den Arm nahm und sie ganz fest an sich drückte.

So eng lagen Leid und Freud gestern beieinander in Whistler Creekside, wo sich die ältere der famosen Riesch-Schwestern zur erfolgreichsten deutschen Athletin dieser Winterspiele krönte. Nach Gold in der Super-Kombination vorige Woche gewann Maria Riesch im Schneetreiben unter komplizierten Bedingungen auch den Spezialslalom, schon den ersten Durchgang hatte sie dominiert. Als Favoritin trotzte sie dabei allen Gegnerinnen mit Nervenstärke, darunter die auf Rang zwei platzierte Marlies Schild aus Österreich (+0,43 Sekunden) und die Tschechin Sarka Zahrobska als Dritte (+1,01 Sekunden).

Wenn Susanne, die nach dem ersten Durchgang auf Rang vier gelegen hatte, nicht ein Fehler im unteren Viertel unterlaufen wäre, hätte sie neben ihrer großen Schwester auf dem Podest stehen können – und der Tag wäre wohl perfekt gewesen, nachdem ja am Vortag schon Viktoria Rebensburg im Riesenslalom gesiegt hatte.

„Zwei Goldmedaillen sind ja schon grandios“, schwärmte der Alpindirektor des deutschen Skiverbandes (DSV), Wolfgang Maier: „Aber drei? Das ist brutal pervers. Das hat mich schon emotional angefasst.“ Maria Riesch, sagte Maier versonnen, „ist ein unglaublicher Wettkampftyp.“ Hinter Riesch kam als einzige von vier Starterinnen die Junioren-Weltmeisterin Christian Geiger (19) ins Ziel, sie belegte mit Rang 14 mit 2,73 Sekunden Rückstand.

Auf dem Podium wollte sie landen, hatte Maria Riesch vorher als Ziel ausgegeben: „Ich bin Führende des Slalom-Weltcups. Alles andere wäre Understatement.“ Sie kann sich sehr gut selbst einschätzen, die Allrounderin aus Garmisch-Partenkirchen. Dass sie in Super-G (8.) und Riesenslalom (10.) nicht weiter vorn landete, akzeptierte die Allrounderin als Realistin, über Rang acht in der Abfahrt ärgerte sie sich mehr. Doch Slalom ist ja ohnehin ihre Domäne in dieser Saison.

Sowohl sie als auch die gestern unglücklich gescheiterte Susanne sind Profiteurinnen der leistungsstarken deutschen Slalommannschaft. Unter Anleitung von Cheftrainer Mathias Berthold und Torlauftrainer Christian Schwaiger trainiert die Gruppe oftmals unter Wettkampfbedingungen. Sogar Startnummern tragen die Frauen bei Zeitläufen. „Wer sich nicht voll reinhaut, ist schnell nur noch die Nummer drei, vier oder fünf“, sagt Fanny Chmelar, die sich in der internen Qualifikation wie Christina die junge Geiger gegen die fünfte Slalomexpertin von Weltklasseformat, Katharina Dürr, durchgesetzt hatte. Gesetzt gewesen waren für den Wettbewerb gestern nur die Riesch-Schwester gewesen.

Mit zweimal Gold schnitt Maria Riesch nun erfolgreicher als ab als ihre befreundete Konkurrentin Lindsey Vonn (25). Der Amerikanerin unterlief gestern schon früh in ihrem ersten Lauf ein Malheur: Sie fädelte ein und schied aus – ähnlich wie im Slalom der Super-Kombination, als sie in Führung lag, aber wenigstens nicht ganz so schmerzhaft wie im Riesenslalom am Donnerstag, als sie zu Fall kam und sich einen kleinen Finger brach.

„Mit Slalom habe ich die ganze Saison über zu kämpfen gehabt. Ich fühl’ mich einfach nur müde“, ächzte die Siegerin der Abfahrt und Dritte im Super-G nach ihrem letzten Rennen bei diesen Winterspielen. Erneut sah sich Vonn genötigt, angesichts enttäuschter Erwartungen in ihrer Heimat – der Olympia-TV-Sender NBC hatte sie zur „Michael Phelps der Winterspiele“ hochgejazzt – ihr Abschneiden zu verteidigen: „Du musst im Auge behalten, was deine eigenen Ambitionen sind. Ich versuchte, realistisch zu sein“, sagte Vonn: „Ich habe das Gold, wegen dem ich herkam, und ich könnte nicht glücklicher sein.“

Maria Riesch hingegen wollte eine Medaille holen – jetzt hat sie zwei. Die Glückliche.