Nach einem 0:2-Rückstand kämpften sich die Hamburger wieder heran. Dann fiel der umstrittene Siegtreffer in allerletzter Sekunde. 2:3-Rückstand in der Best-of-seven-Serie, die Sonnabend enden kann.

Berlin. Den Hamburg Freezers droht in den Playoffs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) das Aus im Viertelfinale. Im fünften Spiel der Best-of-seven-Serie unterlag die Mannschaft von Trainer Benoît Laporte trotz einer starken Leistung den Eisbären Berlin mit 2:3 (0:1, 0:1, 2:1) und liegt somit mit 2:3-Siegen hinten. Am Sonnabend (17.30 Uhr, O2 World) müssen die Freezers das sechste Spiel gewinnen, um noch eine Chance auf die Teilnahme am Halbfinale zu haben. Ansonsten hat das Laporte-Team ab Sonntag Sommerurlaub.

Von Beginn an entwickelte sich in der Berliner O2 World echte Playoff-Atmosphäre. Anders als in den vorangegangenen beiden Heimspielen protestierten die Eisbären-Fans nicht mehr gegen die Preiserhöhung der Eintrittskarten für die kommende Saison. Clubspitze und Fans konnten eine Einigung erzielen. So wird künftig bei den Dauerkarten bei den Stehplätzen ein Aufschlag von elf, bei den Sitzplätzen 15 Prozent erhoben und die Play-offs bleiben inbegriffen. Zudem dürfen die Rollstuhlfahrer weiterhin kostenlos die Partien des Rekordmeisters verfolgen. Überraschend war die Arena nicht komplett ausverkauft. Einige Sitze blieben leer. Offiziell fanden 13.700 Fans, darunter Eisschnellläuferin Claudia Pechstein und Box-Trainer Ulli Wegner den Weg zu den Eisbären.

Von der Stimmung beflügelt, versuchten die Gastgeber von Beginn an die Initiative zu ergreifen. Die Hamburger, die ohne die verletzten Stürmer Jerome Flaake (Wadenbeinbruch), Thomas Oppenheimer (Schädelprellung) sowie den gesperrten Eric Schneider verzichten mussten, gerieten bereits in der dritten Minute in Rückstand. Die Freezers-Verteidiger Christoph Schubert und Duvie verloren erst den Puck und anschließend den Überblick. Die Folge: Plötzlich standen zwei Eisbären-Spieler frei vor Freezers-Keeper Niklas Treutle. Vincent Schlenker hatte keine Mühe den Puck aus kurzer Distanz einzuschieben.

Bei Fünf-gegen-Fünf waren die Freezers besser

In der Folge kämpften sich die Hamburger in die Partie, agierten jedoch im Kombinationsspiel zu fahrig und ungenau. Selbst in Überzahl gelangen kaum gelungene Spielzüge. So waren klare Torchancen zunächst Mangelware. Bei Fünf-gegen-Fünf waren die Freezers die bessere Mannschaft. Nachdem in den vorangegangenen Spielen häufig die schwache Leistung der Schiedsrichter angeprangert wurde, zeigte das Duo Lars Brüggemann/Florian Zehetleitner eine solide Partie und viel nicht auf die erneut nervende Schauspielerei der Berliner rein.

Ab dem Beginn des Mittelabschnitts dominierten die Freezers die Partie zunehmend. Berlin fand über weite Strecken des Mittelabschnitts kaum statt. Die Hamburger waren, wie schon in den ersten vier Partien die körperlich deutlich robustere und präsentere Mannschaft. Dazu präsentierte sich das zuletzt schwächelnde Unterzahlspiel der Freezers deutlich verbessert. Was fehlte war lediglich der unbedingte Zug zum Tor. Bei den diversen Torschüssen fehlte die letzte Überzeugung. Das Fehlen der drei Top-Stürmer Flaake, Oppenheimer und Schneider war deutlich zu spüren.

Was Effizienz bedeutet, untermauerten die Berliner eindrucksvoll. Nach einem kapitalen Fehler in der Angriffszone von Mathieu Roy, der als letzter Mann die Scheibe verlor, lief TJ Mulock über das halbe Feld allein auf Treutle zu und ließ ihm per Rückhandschuss keine Chance. Die Zweitoreführung war schmeichelhaft, wenngleich man konstatieren musste, dass die Berliner, die Effizienz an den Tag legten, die nötig ist, um in den Play-offs weit zu kommen.

Entscheidendes Tor mit der Schlusssirene

Im Schlussabschnitt bot sich den Zuschauern weiter dasselbe Bild. Hamburg war das bessere Team und kam verdient zum Anschlusstor. Matt Pettinger sorgte per Handgelenkschuss für den verdienten Anschlusstreffer. Für den Kanadier war es das erste Tor seit dem 4. Januar. Damals traf Pettinger in Straubing. Die Hamburger drängten auf den Ausgleich und in der 52. Minute war es fast soweit. Nach einem Gewühl vor dem Tor der Berliner war der Puck frei, ehe ein Pfiff der Schiedsrichter das Spiel unterbrach. Die Entscheidung: Videobeweis. Warum die Unparteiischen nicht bis zur nächsten Unterbrechung gewartet haben bleibt das Geheimnis des Duos.

Die Hamburger ließen sich nicht beirren und kamen durch Daniel Nielsens Alleingang vier Minuten vor dem Ende zum verdienten Ausgleich. Als alles auf eine Verlängerung hindeutete, verlor Stürmer David Wolf zehn Sekunden vor Schluss die Scheibe im eigenen Drittel und Berlin kam mit der Schlusssirene zum Siegtreffer. Ob die Uhr bereits abgelaufen war, als der Puck die Linie überschritten hat, war mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Warum die Schiedsrichter nicht den Videobeweis nutzten, war nicht verständlich. Während die Eisbären-Spieler schon jubelnd in der Kabine veschwanden, blieben die Freezers-Spieler auf der Bank. Trainer Laporte und Sportdirektor Stéphane Richer versuchten auf die Schiedsrichter einzuwirken, um sich den Treffer noch mal anzuschauen.

Tore: 1:0 (3:00) Schlenker (Locke, Rankel), 2:0 (38:10) TJ Mulock (Rankel), 2:1 (45:02) Pettinger (Murphy), 2:2 (55:02) Nielsen (Collins), 3:2 (59:59) Baxmann

Strafminuten: 8/10

Schiedsrichter: Brüggemann/Zehetleitner (Iserlohn/Oberstdorf)

Zuschauer: 13.700