Peking. Chinas Staatsmedien zeigen angeblich aktuelle Videos mit der Tennis-Spielerin Peng Shuai. US-Präsident Joe Biden schaltet sich ein.

US-Präsident Joe Biden zeigt sich „tief beunruhigt“ über das Schicksal von Peng Shuai, Chinas Staatsmedien steuern mit teilweise merkwürdig anmutenden Videoclips gegen die weltweite und immer lauter werdende Empörung an. Der Fall der verschwundenen Tennisspielerin hat höchste politische Ebenen erreicht und bringt das Reich der Mitte wenige Wochen vor Beginn der Olympischen Winterspiele (4. bis 20. Feburar) in immer größere Erklärungsnot.

„Wir fordern die chinesischen Behörden auf, unabhängige und überprüfbare Beweise über ihren Aufenthaltsort und ihre Sicherheit zur Verfügung zu stellen“, sagte Bidens Sprecherin Jen Psaki. China habe eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Kritikern und man verurteile dieses weiterhin. Peng hatte Anfang November den chinesischen Spitzenpolitiker Zhang Gaoli des sexuellen Übergriffs beschuldigt und ist seitdem nicht mehr öffentlich gesehen worden.

Videos sollen Peng Shuai zeigen, merkwürdiger Schnitt

Wohl aufgrund des wachsenden internationalen Drucks veröffentlichte der Chefredakteur der Staatszeitung „Global Times“, Hu Xijin, über das Wochenende diverse Videoclips, die belegen sollen, dass es der früheren Weltranglistenersten im Doppel gut gehe. Allerdings weisen die Videos diverse Merkwürdigkeiten beim Schnitt auf - und Peng Shuai ergreift nicht einmal selbst das Wort.

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Auf den im offiziellen Kanal der China Open im Onlinedienst Weibo veröffentlichten Fotos ist Peng in einer dunkelblauen Sportjacke und einer weißen Jogginghose beim Finale eines Kinder-Tennis-Turniers zu sehen. Ein Video zeigt eine Gruppe von Stadiongästen, deren Namen unter tosendem Applaus per Lautsprecher durchgesagt werden. Unter diesen Gästen ist auch Peng. Ein weiteres Video zeigt Peng bei einer Autogrammstunde im selben Stadion.

"Global Times"-Chefredakteur Hu Xijin hatte bereits am Samstag ein Video veröffentlicht, das die 35-Jährige angeblich in einem Restaurant in Peking mit ihrem Trainer und Freunden zeigt. Erstaunlicherweise wurden die Videos bei Twitter veröffentlicht, das in China größtenteils der Zensur zum Opfer fällt.

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Entsprechend unbeeindruckt zeigte sich Steve Simon, Chef der internationale Damentennis-Organisation WTA. „Dieses Video alleine ist nicht ausreichend. Während es positiv ist, sie zu sehen, bleibt es unklar, ob sie frei ist und ihre eigenen Entscheidungen treffen kann“, kommentierte der Geschäftsführer den Restaurant-Clip.

Simon hatte bereits zuvor gedroht, die WTA-Tour komplett aus China zurückzuziehen, sollte die Situation mit Peng Shuai nicht schnell und zufriedenstellend geklärt werden. Ein Schritt, der die Organisation mehrere Hundert Millionen Dollar kosten würde. In China fanden allein 2019 neun Turniere statt, die WTA Finals sind zudem bis 2028 an Shenzhen vergeben.

WTA-Chef Steve Simon will mit Peng Shuai sprechen

Simon hat zudem in einem Brief an den chinesischen US-Botschafter um Hilfe gebeten. „Dies ist eine dringende Angelegenheit, die die Aufmerksamkeit von ranghohen Politikern erregen sollte, so dass sie erfolgreich gelöst werden kann“, schrieb der Funktionär. Er fordere, dass Peng Shuai das Land verlassen könne oder in einer Telefonkonferenz allein mit ihm reden könne.

Nachdem sich bereits Stars wie Serena Williams und Naomi Osaka besorgt über Peng Shuai geäußert hatten, haben nun auch Roger Federer und Novak Djokovic das Wort ergriffen. „Diese Nachrichten sind schon sehr beunruhigend. Ich hoffe, sie ist sicher. Die Tennisfamilie steht zusammen“, sagte der 40 Jahre alte Schweizer. „Ich hoffe sehr, dass es ihr gut geht.“

Novak Djokovic befürwortet WTA-Rückzug aus China

Djokovic befürwortete, dass die WTA mit ihrem Rückzug aus China droht. „Ich unterstütze die Stellungnahme der WTA als Organisation und auch ihren Präsident völlig“, sagte der 34 Jahre alte Serbe bei den ATP Finals in Turin. Es wäre „ein bisschen merkwürdig“, sagte Djokovic, wenn die Situation nicht gelöst sei und man Turniere in China austrage. Bisher sind dies alles Worte. Letztlich werden sich alle Beteiligten an ihren Taten messen lassen müssen.

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Das Internationale Olympische Komitee (IOC) reagierte derweil sehr reserviert auf den Fall. „Das IOC schätzt die von so vielen Athleten und Nationalen Olympischen Komitees geäußerten Bedenken. Wir begrüßen auch die Unterstützung der IOC-Athletenkommission für unseren stillen diplomatischen Ansatz“, teilte ein Sprecher mit. Dies bedeute, dass man den offenen Dialog mit der olympischen Bewegung in China auf allen Ebenen fortsetzen werde. (dpa/afp)