Lobinger bei „Lanz“ nach Krebserkrankung: Die Angst bleibt
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Von Petra Koruhn
Berlin. Tim Lobinger hat bei „Markus Lanz“ von seiner Krebserkrankung berichtet. Dort hat er verraten, was ihm bei der Behandlung geholfen hat.
Es ist ein neues Bild von Tim Lobinger: melancholisch, obwohl er als geheilt gilt. Doch die 25 Monate, die er hinter sich hat, als Patient mit Leukämie, haben ihn zu einem anderen Menschen gemacht. Der ehemalige Stabhochspringer schaut mit einer Art Wehmut auf die Bilder, die von ihm übergroß im Studio von „Markus Lanz“ gezeigt werden: Lobinger, der muskulöse Sportler, der sich gern in seiner körperlichen Stärke auf Magazinen abbilden ließ – aber da hängen auch die Bilder von Lobinger mit Glatze, der körperlich am Ende ist.
Und jetzt sitzt er da mit einem prachtvollen Haarschopf und mit einer Vitalität, die nicht aus Kraft, sondern aus neuer Hoffnung gespeist ist. Dass er als geheilt gilt, sei wunderbar, ändere aber nicht wirklich etwas an seiner Angst. Lanz wundert das. Mit einem Lächeln sagt Lobinger: „Die Angst ist da, wenn ich morgens aufwache. Und abends, wenn ich schlafen gehe.“ Der Tod sei sein ständiger Begleiter.
Was er tue, um dieser Gedankenspirale zu entgehen? „Ich spiel dann mit meinem Sohn.“ Lobinger hat immer noch diesen offenen Blick voller Energie. Er lächelt, wenn er sagt, dass er doch nicht naiv sei. Die Krankheit Leukämie sei tückisch. Es gebe eben keine Garantie, dass er „es bis zur Rente“ schaffe, sagt er. Heute ist er 46 Jahre alt.
Prominente Kämpfer gegen den Krebs
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„Markus Lanz“: Tim Lobinger war frustriert bei Jobsuche
Demut und Dankbarkeit sei ein Motor, um neue Energie für sich zu gewinnen. Denn genau darum gehe es – um den Kampf, auch mental wieder stabil zu werden. Den Rest, dafür waren seine „hervorragenden Ärzte“ da. Aber wieder gesellschaftlichen Anschluss zu finden – das war mindestens genauso schwer, wie körperlich gesund zu werden. Was ihn komplett heruntergezogen habe, waren die Probleme, wieder einen Job zu bekommen.
Sauer sei er gewesen, geradezu wütend, wenn ihm Chefs gesagt hätten, sie würden sich melden und es doch nicht taten. „Die hätten ruhig mal etwas cooler mit so einer Krankheit, die doch sehr viele Menschen betrifft, umgehen können.“ Jetzt habe er einen Job. Im Sportbereich, sagt er. Endlich. Das Schlimme aber war: Als er die Diagnose erhalten hatte, war er selbstständig.
„Das war komplett existenzvernichtend.“ Der finanzielle Ruin „war greifbar“, sagt er. „Keine Kohle zu haben, ist deutlich schlimmer als die Frage, warum gerade ich?“ Durch den gesellschaftlichen Abstieg habe er sich einfach nur „enteiert“ gefühlt. Aber es musste weitergehen. Also hat er mit dem Mut der Verzweiflung und mit Mundschutz im Fitnesscenter gearbeitet, um überhaupt Geld zu verdienen.
„Ich hatte doch Verantwortung für meine Familie.“ Bei allen schlimmen Erlebnissen war er immer froh über die Kompetenz der Ärzte. „Ich war dankbar, dass ich diese Krankheit in Deutschland bekommen habe. Woanders sind die Ärzte auf dem Gebiet längst nicht soweit.“ Doch trotz aller ärztlichen Kunst ging es ihm dann extrem schlecht, als er eigentlich schon aus medizinischer Sicht als genesen galt.
Seine Blutwerte waren auf einmal miserabel. Die Nieren arbeiteten nicht mehr richtig. Da waren es ausnahmsweise mal die Ärzte, die überrascht waren. Sie hatten keine Erklärung. „Ich konnte nur sagen, dass ich viel grünen Tee getrunken habe und viel auf dem Ergometer unterwegs war. Ich glaube, das hat mir wirklich geholfen.“ Lobinger lacht. Den Kampf gewinne man am Ende eben nur gemeinsam.
Der ehemalige Leistungssportler war nicht zum ersten Mal bei Lanz.