Are. Deutschlands erfolgreichster Skirennläufer wird nachträglich disqualifiziert. Die Saison will er aber noch beenden.

Es war eine Saison mit vielen Pannen für Felix Neureuther und es ist keine große Überraschung, dass auch sein einziger Auftritt bei dieser Ski-WM schief lief. Auf dem Weg zu seinem besten Resultat in diesem Winter unterlief ihm am Sonntag im Slalom, er wurde deshalb nachträglich disqualifiziert.

Als Österreich zum Abschluss der Titelkämpfe in Are nicht nur das ersehnte erste Gold durch Marcel Hirscher holte, sondern auch die anderen beiden Plätze auf dem Podest einnahm – Michael Matt gewann zwölf Jahre nach dem Triumph seines Bruders Mario auf diesem Hang Silber, Bronze ging an Marco Schwarz – stand der 34 Jahre alte Garmisch-Partenkirchner schon gar nicht mehr auf der Anzeigentafel. Seine Zeit hätte für den sechsten Platz gereicht. Er sei sich nicht sicher gewesen, ob er eingefädelt habe, sagte er später. „Dann fahre natürlich weiter. Es hätte ja genauso sein können, dass es mir nur den Ski verschlagen hat.“

Nach Schweden hatten den Deutschen nicht nur Frau Miriam und Töchterchen Mathilda begleitet, sondern auch ein großer Teil des Fanclubs aus seiner Heimatgemeinde im Werdenfelser Land. Die gehören zwar schon seit vielen Großereignissen zum treuen Gefolge Neureuthers, aber dieses Mal dürfte die Unterstützung einen besonderen Grund gehabt. Es war wohl der letzte WM-Auftritt des erfolgreichsten deutschen Skirennläufers gewesen, allerdings war es nicht – wie zuletzt vermutet wurde – das letzte Rennen seiner Karriere.

„Jetzt lasse ich erst mal die WM sacken und fahre die Saison zu Ende “, sagte er. Bereits im ersten Lauf hatte Neureuther alle Chancen auf einen perfekten Abschluss nach ein paar Fahrsekunden verspielt, als es ihn an einem Tor aushob und er nur mit Mühe im Kurs blieb. „So etwas am Anfang des Laufes ist schwierig“, gab er zu. „Da kostet es dir gleich ein bisschen den Schneid.“

Keine optimale WM-Vorbereitung

Die Comeback-Saison war eine voller Hindernisse. Schon im Sommer bremste ihn eine Nussallergie bei der Vorbereitung nach auskuriertem Kreuzband, es folgten ein Daumenbruch im November und ein Schleudertrauma mit Gehirnerschütterung im Dezember. Vor der Abreise nach Schweden fing er sich eine Erkältung, weshalb Anfang Februar keine optimale WM-Vorbereitung möglich war.

Als er am vergangenen Donnerstag er auch noch im Training stürzte und am gleichen Tag eine schmerzhafte Begegnung mit dem Kofferraumdeckel eines Autos hatte, die eine Beule am Kopf hinterließ, verkündete er: „Ich sperre mich besser bis Sonntag im Zimmer ein.“ Er verbrachte erst einmal „ein Tag auf der Physio-Liege“, wie er erzählte, um sich dann doch noch einmal für ein Training vor dem Rennen aufzurappeln.

Es sah alles danach aus, dass Neureuther nur noch auf einen schönen Abschluss bei der WM hoffen würde, um sich dann nach 16 Jahren zu verabschieden. Aber so einfach scheint dies nun doch nicht zu sein. Offenbar geht es bei seiner Entscheidung aber weniger um die Signale seines doch schon länger geschundenen Körpers, auch nicht darum, dass er nicht mehr bereit sein könnte als Familienvater, alles dem Skisport unterzuordnen.

Neureuther hadert wohl mit einer grundsätzlichen Ausrichtung im Deutschen Skiverband. Nach dem Finale werde er sich mit den Trainern zusammensetzen uns alles analysieren, sagt er. Wichtig sei, „in welche Richtung der Verband ziehen will. Es müssen schon ein paar Dinge geändert werden. Wenn ich das Gefühl haben, dass es in die richtige Richtung geht, dann wäre ich dabei und es würde mir noch wahnsinnig viel Spaß machen, weiter Rennen zu fahren.“

Alpinchef Maier weniger unzufrieden als Neureuther

Die Freude, die Lust am Sport scheint nach da zu sein, zumal für ihn der Auftritt am Sonntag „skifahrtechnisch ein großer Schritt in die richtige Richtung“ gewesen sei. Aber die Rahmenbedingungen passen wohl nicht mehr für ihn. Auch stört er sich daran, dass der Erfolg „immer nur von einer Person abhängig“ sei. Tatsächlich hat Neureuther bei den vergangenen drei Weltmeisterschaften jeweils Edelmetall gewonnen, allerdings rettete er nur in St. Moritz 2017 mit Bronze die Bilanz des DSV alleine. Sowohl in Schladming 2013 als auch in Vail 2015 war er nur einer von mehreren deutschen Medaillengewinnern.

In Are hatte Viktoria Rebensburg mit ihrer Silbermedaille im Riesenslalom dafür gesorgt, dass das Minimalziel erreicht wurde. Alpinchef Wolfgang Maier war mit dem Abschneiden der Mannschaft auch weniger unzufrieden wie sein Aushängeschild Neureuther. „Wenn man die gesamten Umstände mit den vielen Verletzungen betrachtet, haben wir uns sehr ordentlich präsentiert. Wir waren in vielen Disziplinen nah oder bei den Besten der Welt dabei.“ Das wäre auch Neureuther am Sonntag gelungen, wenn er nicht eingefädelt hätte.