Monza. Noch führt Hamilton vor dem Großen Preis von Italien in der Formel-1-WM. Aber Vettel ist mit seinem Ferrari derzeit schneller.

Ausgerechnet jetzt, wo Mercedes mal so richtig beschleunigen muss, so stark wie nie in vier Jahren Hybrid-Regentschaft in der Formel 1, geht es ums Bremsen. Das Heimspiel von Ferrari steigt zwar auf dem schnellsten Kurs des Rennjahres, mit Spitzentempo 350 – und trotzdem kommt es nicht so sehr auf die fast 1000 PS starken Turbos an, sondern auf die Verzögerung. Mit dem fünfeinhalbfachen Gewicht der Erdbeschleunigung wird von Tempo 350 auf 70 runtergebremst, in nicht einmal drei Sekunden.

Aber auch sonst läuft beim Großen Preis von Italien am Sonntag (15.10 Uhr/RTL) vieles heiß. Nur die Silberpfeil-Fraktion muss cool bleiben, will sie nicht die WM-Führung verlieren. Die Titelverteidigung ist in Gefahr. Alarmstufe Rot, selbst wenn das eine verpönte Farbe ist…

Wolff: Wir waren nicht schnell genug

Zum Abschied der Königsklasse aus Europa muss Mercedes-Teamchef Toto Wolff eingestehen: „Wir sind nicht so aus der Sommerpause zurückgekehrt, wie wir uns das vorgestellt hatten. Das Rennen in Spa hat klar gezeigt, dass Ferrari auf dieser Strecke das bessere Auto hatte – sowohl mit Blick auf die Performance, als auch den Umgang mit den Reifen. Schlussendlich waren wir einfach nicht schnell genug, um Vettel in Gefahr zu bringen, nachdem er die Führung auf der ersten Runde übernommen hatte.“

Es ist ein schwacher Trost, dass das Werksteam seine Position in der Konstrukteurs-WM ausgebaut hat. Dafür hat sich Sebastian Vettel dem Titelverteidiger Lewis Hamilton bis auf 17 Punkte genähert. Und in zwei Wochen in Singapur kommt eine Mercedes-Angststrecke. Die spannendste Saison seit Jahren steht vor der Wende.

Mentale Form ist Hamiltons Stärke

„Es ist klar, dass wir mehr Performance finden müssen“, weiß Wolff, der alles andere als ein Beschöniger ist. Ferraris Wunderbenzin oder die Motoren-Software zu knacken, das wäre ein Ding. Aber unrealistisch während der letzten acht Rennen. Für Monza soll es eine neue Aerodynamik tun, aber das wird der Gegner adaptieren. Bleibt die mentale Form, bislang stets die große Stärke von Hamilton, auch während der Katz-und-Maus-Jahre mit Nico Rosberg.

Der Brite muss in Monza zeigen, dass er sich von Vettel nicht verunsichern lässt. Nach seiner Niederlage in Silverstone war ihm das mit zwei Siegen vor der Sommerpause gelungen. Das erhöht den Druck für Monza nochmal.