Berlin. . Der deutsche Hochspringer Mateusz Przybylko hat sensationell Gold bei der EM gewonnen. Kurz danach gewann auch Malaika Mihambo Gold.

Mateusz Przybylko katapultierte sich zum historischen Titel, und auch Malaika Mihambo segelte weiter als die gesamte Konkurrenz: Die beiden sprunggewaltigen Leichtathleten boten den 60.500 Zuschauern bei der Heim-EM im Berliner Olympiastadion eine spektakuläre Flugshow und holten die Goldmedaillen Nummer vier und fünf für die deutsche Mannschaft. DLV-Sportdirektor Idriss Gonschinska sprach von einem "der schönsten Leichtathletik-Tage, die wir seit langem erlebt haben".

Silber und Bronze für die Diskuswerferinnen Nadine Müller und Shanice Craft rundeten einen denkwürdigen Abend ab - das DLV-Team hat damit bereits vor dem letzten Tag der Titelkämpfe eine Medaille mehr (17) als vor zwei Jahren in Amsterdam gewonnen. Am Sonntag wartet zum krönenden Abschluss die 4x100-m-Staffel mit Sprintstar Gina Lückenkemper.

"Ein geiles Gefühl, damit hatte ich gar nicht gerechnet", sagte Hochspringer Przybylko im ZDF, die Freudentränen des 26 Jahre alten Leverkuseners waren noch nicht ganz getrocknet: "Die geile Kulisse hat mich beflügelt und über die Latte getragen. Es war immer mein Traum, Europameister zu werden." Mihambo konnte ihr Glück kaum fassen. "Heute werde ich den Abend wie in Trance verbringen, realisieren werde ich das wohl erst morgen", sagte die Weitspringerin.

Przybylko trat mit seinem Sprung über 2,35 m die Nachfolge des großen Dietmar Mögenburg an, der 1982 den bis dato einzigen deutschen EM-Titel gewonnen hatte. Przybylko meisterte seinen Wettkampf bis zur Goldhöhe ohne einen einzigen Fehlversuch und setzte sich vor dem Weißrussen Maxim Nedasekau (2,33) und dem neutralen Athleten Ilja Iwanjuk aus Russland (2,31) durch.

Mihambo holte im Weitsprung nervenstark mit 6,75 m 20 Jahre nach Heike Drechsler den EM-Titel wieder nach Deutschland. Silber ging an Maryna Bech (Ukraine/6,73), Bronze holte Shara Proctor (Großbritannien/6,70). Drechsler bekam den Sieg ihrer Nachfolgerin hautnah mit, die zweimalige Olympiasiegerin fegte als Kampfrichterin in Berlin die Weitsprunggrube.

Für Mihambo (LG Kurpfalz) war es der Lohn einer erfolgreichen Saison. Im Mai hatte sie in Weinheim mit 6,99 bereits an der Sieben-Meter-Marke gekratzt, damals verschenkte sie sogar noch 13 Zentimeter am Absprung. Anfang Juli feierte sie in Lausanne ihren ersten Sieg in der Diamond League.

Müller (Halle/63,00) und Craft (Mannheim/62,46) mussten sich nur der haushohen Favoritin Sandra Perkovic (67,62) geschlagen geben. Die zweimalige Olympiasiegerin aus Kroatien gewann ihr fünftes EM-Gold in Folge, das war zuvor noch nie einem Athleten gelungen. Claudine Vita (Neubrandenburg/61,25) als Vierte komplettierte das starke deutsche Mannschaftsergebnis im Diskusring.

Der Leichtathletik-Tag hatte mit einem Fehlstart begonnen, ein Feuerwehreinsatz vor dem 20-km-Wettkampf der Geherinnen sorgte für Trubel. An einem Gully war Gasgeruch aufgefallen, die Strecke wurde erst nach umfangreichen Untersuchungen freigegeben. Die deutschen Frauen hatten mit der Vergabe der Medaillen nichts zu tun, Nils Brembach (Potsdam) kam nach 20 km als bester DLV-Athlet auf den guten fünften Platz. Die Titel gingen an die Spanier Alvaro Martin und Maria Perez.

Sogar dreimal Gold holte am Samstag Polen und hat damit einen Titel mehr als Deutschland gesammelt. Adam Kszczot über 800 m, Justyna Swiety-Ersetic über 400 m und die 4x400-m-Staffel setzten sich durch. 2016 in Amsterdam hatte Polen die Medaillenwertung vor Deutschland gewonnen. Seine zweite Goldmedaille holte der 17 Jahre alte Norweger Jakob Ingebrigtsen. 23 Stunden nach seinem Titel über 1500 m setzte er sich über 5000 m vor seinem Bruder Henrik durch. (sid)