Mende. Omar Fraile hat die 14. Etappe der Tour de France gewonnen. Simon Geschke fuhr mit 19 Sekunden Rückstand auf den sechsten Platz.

Es hat nicht viel gefehlt, und Vater Hans-Jürgen Geschke hätte vor dem Fernseher einen zweiten Tour-Etappensieg seines Sohnemanns erlebt. Bis zur spektakulären Rampe vor dem Flugplatz in Mende hielt der Berliner Simon Geschke mit der Verfolgergruppe um Julian Alaphilippe mit. Erst als Alaphilippe zu einer Attacke ansetzte, musste der 32-jährige Sunweb-Profi den Franzosen ziehen lassen. „Ich hätte wirklich gerne einen Etappensieg geholt, aber mit dem sechsten Platz bin ich auch zufrieden“, sagte Geschke. Quick-Step-Fahrer Alaphilippe konnte auch nicht mehr Omar Fraile einholen. Nach 188 bergigen Kilometern holte der Spanier den ersten Etappensieg für Astana.

Geschke ist als Helfer von Tom Dumoulin gefragt

Vor drei Jahren war dem Berliner mit dem markanten Bartwuchs auf der Bergetappe nach Pra-Loup der größte Erfolg seiner Karriere gelunen. Bei der diesjährigen Tour ist Geschke vor allem Helfer von Tom Dumoulin. „Tom hat mir heute freie Fahrt gegeben, dafür bin ich sehr dankbar“, sagte Geschke im Ziel. „Ich kenne den Anstieg von Paris-Nizza. Ich wusste, dass man da schnell überdrehen kann. Ich wusste, dass ich mir meine Kraft einteilen muss.“

Simon Geschke hatte vor dem Start vermutet, dass „130 Fahrer in die Spitzengruppe reinwollen“. Zwar wartete die 14. Etappe „nur“ mit zwei Bergwertungen der Kategorie zwei auf. Aber nach dem Col de Croix de Berthel, im Schnitt 10,2 Prozent steil und drei Kilometer lang, sollte es für das Hauptfeld schwer sein, eine Ausreißergruppe einzuholen.

Tatsächlich machten sich so auch dreißig Fahrer auf, als Ausreißer die spektakuläre Rampe zur Cote de la Croix Neuve in über tausend Meter Höhe zu erreichen und anschließend auf dem Flugplatz von Mende den Sprint anzugehen. Mit dabei: Simon Geschke. „Er macht das toll“, sagte sein Vater Hans-Jürgen Geschke während des Rennens in der ARD. Der Berliner nahm unter anderem mit dem dreimaligen Etappensieger Peter Sagan und dem Franzosen Julian Alaphilippe, Sieger der ersten Alpen-Etappe, die Verfolgung auf das belgische Klassikertalent Jaspar Stuyven auf, der später gestellt wurde.

Geraint Thomas verteidigte das Gelbe Trikot

Geschke Senior brachte seinem Sohn Mountainbike fahren bei. Als er sich dann auf die Straße spezialisierte, sagte der heute 75-Jährige: „Wenn du Straßenfahrer werden willst, musst du auch die Berge hochkommen.“ Diesen Ratschlag hat der Sunweb-Profi offenbar ernst genommen. Auch in den Alpen bot Geschke eine starke Leistung. „Er ist sehr gut drauf“, hatte Teamkollege Nikias Arndt am Ruhetag schon gesagt. Wie gut der Berliner drauf ist, hatte er dann wenige Tage später auf dem Anstieg zum Ale d’Huez gezeigt. Lange hielt der 32-Jährige mit der Favoritengruppe um Geraint Thomas und Froome mit.

Die Favoriten auf das Gelbe Trikot ließen die Ausreißer am Samstag wie erwartet ziehen. 30 Kilometer vor dem Ziel hatten sie schon zehn Kilometer Abstand auf die Verfolger um Geschke angesammelt. Sky-Profi Thomas verteidigte souverän das Gelbe Trikot und hielt seinen Teamkollegen Chris Froome und Tom Dumoulin auf Abstand.

Geraint Thomas bleibt demütig

In nahezu jeder Pressekonferenz muss Geraint Thomas derzeit die Frage nach der Kapitänsrolle beantworten. Geduldig, fast demütig betont der 32-Jährige immer wieder, dass Chris Froome, der „vielleicht beste Fahrer aller Zeiten“ der Leader sei. „Er hat die besten Chancen, nach vier Wochen zu gewinnen.“ Vor dem Start waren sich darüber Experten und Fahrer einig, aber mit zunehmender Dauer rückt Thomas mehr und mehr in den Fokus. In Alpe d’Huez schockte er Konkurrent Tom Dumoulin mit einem wahnwitzigen Sprint nach den 21 Kehren. Vor der 14. Etappe hatte der Waliser 99 Sekunden Vorsprung auf Froome. „Es geht nur ums gewinnen“, sagt Thomas.