Valence. Peter Sagan hat die 13. Etappe der Tour de France gewonnen. Weltmeister Sagan konnte seinen Vorsprung in der Punktwertung ausbauen.

Selbst die Alpen können einen Peter Sagan nicht kleinkriegen. Einen Tag, nachdem fünf Topsprinter binnen 24 Stunden die Koffer packen mussten, hat der Slowene seinen dritten Etappensieg bei der 105. Tour de France geholt. „Diese Etappe war wie ein Stück Gold für uns. Es war flach, und alle konnten sich ein bisschen erholen“, sagte der 28-jährige Kapitän von Bora-hansgrohe.

Sagan-Show begann etwa einen Kilometer vor dem Ziel

Ungefähr einen Kilometer vor dem Ziel begann die Sagan-Show. Der Belgier Philippe Gilbert setzte zu einer vielversprechenden Attacke an. Sagan war zu diesem Zeitpunkt nicht mal in den Top Ten. „Ich war etwas spät dran“, gab der dreimalige Weltmeister zu. Doch Gilbert konnte nach 169 Kilometern das Tempo nicht halten. Sagan gab Gas und raste knapp vor dem Norweger Alexander Kristoff und dem Franzosen Arnaud Démare über den Zielstrich. Dicht dahinter: John Degenkolb, Deutschlands vielleicht letzte Hoffnung auf einen Sprint-Sieg.

Der Sieger der Roubaix-Etappe war von seinem Team Trek-Segafredo in Position gebracht worden. „Es hat nicht viel gefehlt“, fand der 29-jährige Geraer nach dem Rennen. „Die Beine waren heute recht schwer. Peter Sagan ist ein Ausnahmefahrer, da kann man nicht viel sagen.“

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Wer Sagan schlagen kann? Dylan Groenewegen und Fernando Gaviria. Beide haben ihn je zweimal bezwungen. Beide sind ausgeschieden. Oder André Greipel. Das Sprintfinale in Valence wäre nach seinem Geschmack gewesen. Aber wie Katusha-Fahrer Rick Zabel und Lotto-Teamkollege Marcel Sieberg musste der Rostocker auf der Alpen-Etappe nach Alpe d’Huez am Donnerstag aufgeben.

Greipel ging danach erstmal spazieren. Nicht, um den Ärger loszuwerden, sondern um den Kopf freizubekommen. „Ich bin nicht enttäuscht“, sagte der elfmalige Etappensieger später am Teamhotel. „Ich bin heute realistisch an die Sache herangegangen. Ich habe bei einer Tour noch nie im Besenwagen gesessen. Aber ich blicke nach vorne und bin ehrlich gesagt froh, von der Tour wegzusein.“

Bis zu den Alpen hatten Deutschlands Top-Sprinter Greipel und der Thüringer Marcel Kittel wenig Grund zum Jubeln gehabt. Doch der Ritt durch die Berge war der K.o.-Schlag. Schon auf dem Weg nach La Rosière hatte Kittel das Zeitlimit verpasst. „Wir haben gewusst, dass drei Tage in den Alpen sehr anspruchsvoll werden, gerade für uns Sprinter“, sagte Greipel. Nach den ersten zwei Tagen sei er am Limit gewesen, am Mittwoch „auf dem Zahnfleisch ins Ziel gekommen. Da habe ich natürlich darauf gehofft, dass ein gemäßigtes Tempo gefahren wird. Aber dann ging es gleich richtig“.

Fünf Topsprinter raus - Prudhomme: "Seltene Epidemie"

Greipel zeigte auch in der Niederlage Biss. „Ich bin ein Kämpfer und das werde ich auch immer bleiben“, sagte der 36-Jährige, „aber viele Fahrer, die heute ins Ziel gekommen sind, sollten auch nicht darauf stolz sein, dass man im Zeitlimit angekommen ist. Ich bin keiner, der sich am Auto festhält, um ins Zeitlimit zu kommen. Dazu stehe ich, da fahre ich lieber nach Hause.“ Mehrere Fahrer wurden wegen Festhaltens am Begleitfahrzeug bestraft. Greipels Teamkollege Marcel Sieberg, zum neunten Mal bei der Tour, fragte: „Ist es richtig, dass der Kampf um den Tages- und Gesamtsieg so erschöpfend ist?“ Aber Tour-Direktor Christian Prudhomme wies die Kritik ab. Er habe am Freitagmorgen eine Botschaft von André Greipel bekommen, der ihm schrieb, er sei zum ersten Mal ausgestiegen. „Das hat mich sehr bewegt“, sagte der 57-jährige Franzose in der ARD, aber: „Daran ist nicht die Tour de France schuld. Die Strecke ist sogar weniger schwer als in der Vergangenheit.“ Dass fünf Topsprinter, darunter auch Ex-Weltmeister Mark Cavendish in den Alpen aufgaben, sei eine „seltene Epidemie“. Eine Epidemie, die John Degenkolb überstanden hat.