Sotschi. Neymar sorgt mit seiner Schauspielerei für kontroverse Debatten. Ein TV-Sender rechnete nun nach, wie lange er bereits am Boden lag.

Drei Tage lang hat sich Neymar weder fallen lassen noch am Boden gewälzt. Aber es wird auch vor dem WM-Viertelfinale gegen Belgien am Freitag (20.00 Uhr/ZDF) einfach nicht still um Brasiliens streitbaren Stürmerstar. Was würden Sie mit ihm machen, wenn er sich wieder wie wild auf dem Rasen herumrollen würde, wollte ein brasilianischer Reporter von Belgiens Verteidiger Vincent Kompany wissen? "Wie soll ich mich Ihrer Meinung nach dann verhalten?", fragte der ehemalige Bundesliga-Spieler scherzhaft zurück. Eine Antwort hatte der verlegene Journalist nicht parat. "Ganz ehrlich: Es interessiert mich nicht", meinte Kompany und beendete das Thema.

Abseits des belgischen Teams wird die Debatte vor dem hochklassigen Viertelfinal-Duell dagegen immer kontroverser. Brasiliens Fußball-Legenden wie Ronaldo oder Rivaldo stehen fest hinter dem teuersten Spieler der Welt. Europas Ehemaligen wie Lothar Matthäus, Gary Lineker oder Peter Schmeichel geht Neymar dagegen immer mehr auf die Nerven. "Drama-Queen" titelte die "Süddeutsche Zeitung" (Donnerstag), die sich im Feuilleton ausführlich der Schauspielerei des Stürmers von Paris Saint-Germain widmete. Das Schweizer Sender RTS hatte zuvor ausgerechnet, dass Neymar schon insgesamt fast 14 Minuten beim Turnier in Russland auf dem Boden gelegen habe.

Neymars Schauspielerei wird hingenommen

Dabei könnten jetzt so viele andere Themen im Vordergrund stehen. Zum Beispiel, dass der hochveranlagte Neymar auf den nicht viel weniger veranlagten Eden Hazard trifft. Beide sind die Hauptdarsteller ihrer Mannschaften, die Rollenverteilung aber könnte kaum unterschiedlicher sein. Der 27-jährige Hazard ist Kapitän, Anführer, Kritiker und manchmal auch wie ein großer Bruder seiner Teamkollegen. Wenn es nicht läuft, findet der Flügelstürmer des FC Chelsea deutliche Worte. Neymar dagegen ist einfach der Ausnahmekönner, Anführer sind andere. Die Seleção lässt ihn machen, irgendetwas Gutes kommt dabei meist heraus. Und seine Schauspielerei? Wird hingenommen.

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"Wenn du wegen eines Fouls hinfallen musst, fall hin. Und wenn du auf dem Boden Zeit gewinnen musst, mach das", schrieb Rivaldo, Weltmeister von 2002, auf Instagram. "Denn alle machen das gleiche." Zumindest Hazard ist dadurch aber bisher nicht aufgefallen. Dass sie den 1,73 Meter kleinen Angreifer in den Griff bekommen, wird nur eine zentrale Aufgabe der Brasilianer sein. Denn die Roten Teufel sind auch darüber hinaus erstklassig besetzt. Kevin De Bruyne dirigiert das Spiel der Mannschaft des spanischen Trainers Roberto Martínez. Romelu Lukaku ist ein Mittelstürmer, der nicht nur kräftig, sondern auch außergewöhnlich beweglich und abschlussstark ist.

Brasilien hat erst ein Gegentor kassiert

Es wird der erste große WM-Test für Neymar und Co. Erst ein Gegentor hat die Seleção im Turnier bekommen. Jetzt treffen sie auf die Mannschaft, die bereits zwölf und damit die meisten Tore der WM erzielt hat. Neymar wird in diesem Spiel mehr denn je zeigen müssen, wie wertvoll er für die Brasilianer wirklich ist. Auch seinem Coach Tite dürfte die ein oder andere Schauspieleinlage seines Superstars nicht immer gefallen haben. Kritik gab es bisher aber weder von ihm noch von seinen Mitspielern, weil Neymar nach seiner Fußverletzung vor dem Turnier zuletzt immer stärker wurde.

"Spiele, wie du immer gespielt hast und beschäftige dich nicht mit den Kommentaren aus anderen Ländern. Denn viele von ihnen sind ja schon zu Hause", meinte Rivaldo. Einen zarten Umgang wird Neymar auch von den Belgiern nicht erwarten können. Die drei Innenverteidiger Kompany, Jan Vertonghen und Toby Alderweireld sind alle über 1,85 Meter groß und spielen in der nicht für Zimperlichkeit bekannten englischen Premier League. Es könnte also erneut ein harter Abend werden für den 1,75 Meter kleinen und deutlich schmächtigeren Neymar. Vielleicht wird es aber auch einer der ersten Abende für ihn bei der WM, an welchem er allein durch das auffällt, was er am besten kann: Fußball spielen. (dpa)