Rostock. Bei warmen Wassertemperaturen in der Ostsee werden Vibrionen im Wasser aktiver. Für immungeschwächte Menschen sind die Bakterien eine Gefahr.

Gesundheitsbehörden in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein haben gesundheitlich angeschlagene Menschen vor einem Bad in der Ostsee gewarnt. Wegen der hohen Wassertemperaturen von bis zu 22 Grad vermehren sich Vibrionen im Wasser besser.

Die Bakterien können für Menschen mit Vorerkrankungen und geschwächtem Immunsystem gefährlich werden, teilten das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) in Rostock und das Gesundheitsministerium in Kiel mit. Auch sehr alte Menschen und Personen, die zum Beispiel eine Lebererkrankung haben oder alkoholabhängig seien, gehörten zur Risikogruppe.

Virbrionen können eine Blutvergiftung auslösen

Am Wochenende war nach Lagus-Angaben ein 70-Jähriger mit chronischen Vorerkrankungen wegen einer Infektion gestorben. Den Ort wollte das Amt jedoch nicht mitteilen.

Vibrionen sind Bakterien der Gattung Vibrio mit zahlreichen Unterarten. Die bekannteste dürfte der Erreger der Cholera sein. In der Ostsee lebe vor allem das Bakterium Vibrio vulnificus, das durch Wunden in den Körper eindringen und Wundinfektionen und Blutvergiftungen auslösen könne, sagte Sonja Oberbeckmann vom Institut für Ostseeforschung Warnemünde. Bei Wassertemperaturen von mehr als 20 Grad werde das Bakterium deutlich aktiver. Den kalten Winter verbringt es im Sediment oder in Fischen, sagte Oberbeckmann. Grund zur Panik besteht aber keinesfalls: "Wenn man ein gutes Immunsystem hat, ist es völlig ungefährlich", sagte Oberbeckmann.

Das bestätigt auch Bernd Kreikemeyer, Professor für Bakteriologie an der Universitätsmedizin Rostock. "Das ist kein großes Problem, das wir in der Ostsee haben." Infektionen durch Vibrionen beträfen keine gesunden Menschen und seien insgesamt "sehr, sehr selten." Neben offenen Wunden als Eintrittspforte müsse auch ein geschwächtes Immunsystem hinzukommen.

Nach ersten Anzeichen - schnell einen Arzt aufsuchen

Doch wenn sich jemand mit dem Erreger infiziert, ist der Verlauf häufig schwer, erklärte Lagus-Sprecherin Anja Nuetzling. "Die Infektion ist durch einen rasanten Verlauf mit hoher Sterblichkeitsrate gekennzeichnet", erklärte das Amt. Bei geringsten Anzeichen einer Wundinfektion sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Neutzling zufolge gibt es in MV jedes Jahr Fälle im unteren einstelligen Bereich.

"Die Situation ist wie in den vergangen Jahren", betonte der Geschäftsführer des mecklenburgischen Tourismusverbandes (TMV), Bernd Fischer. Das Gros der Badenden sei nicht betroffen. Badegästen mit Vorerkrankungen empfiehlt der Verband sich über die Risiken zu informieren und verwiest auf Informationsflyer, die der TMV zusammen mit dem Lagus herausgibt. Sie können auf der Internetseite des Lagus heruntergeladen werden.

An der Ostsee könne es zudem örtlich zur Blaualgenblüte kommen und an seichten Uferstellen können vermehrt Larven von Saugwürmern leben. Diese könnten etwa juckende Stellen an der Haut auslösen. Ob eine Badestelle belastet sei, könne im Internet in Erfahrung gebracht werden. (dpa)