Berlin. Hungertreiber waren 2021 laut Welthungerhilfe der Klimawandel und bewaffnete Konflikte. Auch die Folgen der Pandemie sind noch massiv.

Durch die Krisen der vergangenen Jahre ist die Zahl der Hungernden immer weiter angestiegen. Aktuell gibt es weltweit etwa 811 Millionen Menschen, die nicht genügend Nahrung haben – das geht aus dem neuen Jahresbericht der Welthungerhilfe hervor. „Die Welthungerhilfe blickt auf ein Jahr zurück, in dem sich die weltweite Ernährungslage noch einmal dramatisch verschlechtert hat“, sagte Präsidentin Marlehn Thieme bei der Vorstellung des Berichts am Dienstag.

Besonders dramatisch ist die Lage demnach im Jemen, in Afghanistan und im Südsudan. Aber auch in Madagaskar und den Ländern Ostafrikas, wo die Klimakrise massive Dürren verursachte. Sie seien „ein Weckruf“, die Anstrengungen gegen den Klimawandel zu verstärken. Daneben zählt die Welthungerhilfe auch die steigende Anzahl bewaffneter Konflikte zu den größten Hungertreibern 2021. „Kriege haben massive Auswirkungen auf das Ernährungssystem, weil etwa Felder niedergebrannt, Lagerbestände geplündert oder der Verkauf von Ernten eingeschränkt werden“, heißt es dazu.

Steigende Lebensmittelpreise: Ukraine-Krieg hat die Situation weiter zugespitzt

Nach Angaben der Organisation verschärfen zudem die hohen Nahrungsmittelpreise die Ernährungssicherheit. Bereits im vergangenen Jahr sind diese weltweit teils um 28 Prozent gestiegen. Durch den Krieg in der Ukraine habe sich die Situation weiter zugespitzt. Welche genauen Auswirkungen der russischen Angriff auf die Ernährungslage haben wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch schwer zu beurteilen. „Das wird sicher einen großen Einbruch darstellen“, sagte Thieme, „aber wir können noch nicht sagen, in welcher Größenordnung“.

Marlehn Thieme, Präsidentin Welthungerhilfe: „Wenn man dann Lagerhaltungen bombardiert wie Herr Putin das in der Ukraine gemacht hat, dann wird es richtig gefährlich.“
Marlehn Thieme, Präsidentin Welthungerhilfe: „Wenn man dann Lagerhaltungen bombardiert wie Herr Putin das in der Ukraine gemacht hat, dann wird es richtig gefährlich.“ © dpa | Jörg Carstensen

Erste Schätzungen seien mit Vorsicht zu bewerten. Diese reichen je nach Quelle von 13 Millionen bis zu etwa 50 Millionen betroffenen Menschen. Weitere Faktoren wie Dürren und der Klimawandel kommen auch hinzu, seien aber nicht herauszurechnen. „Man darf nicht erwarten, wenn das Getreide wieder fließen sollte aus der Ukraine, dass dann das Hungerproblem aus der Welt wäre“, ergänzte Generalsekretär Mathias Mogge: „Der Hunger wird uns erstmal noch eine ganze Weile begleiten.“ Auch die Auswirkungen der Pandemie seien gerade in armen Ländern nach wie vor massiv.

Entwicklungsministerin Svenja Schulze: Putin nutzt Hunger als Kriegswaffe

In einem Interview mit dem RBB hatte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Dienstag noch vorgeworfen, Hunger als Waffe einzusetzen. „Man sieht, dass Putin Hunger als Kriegswaffe nutzt, dass er ganz bewusst die Häfen in der Ukraine bombardiert, so dass der Weizen nicht ausgeliefert werden kann“, erklärte Schulze.

Präsidentin Thieme bestätigte die Einschätzung der Ministerin: „Das ist eine Kampfführung, die uns in mittelalterliche Zustände zurückführt.“ Man habe in der vergangenen Jahren immer häufiger gesehen, dass Hunger als Waffe eingesetzt wird. „Wenn man dann Lagerhaltungen bombardiert wie Herr Putin das in der Ukraine gemacht hat, dann wird es richtig gefährlich.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.