Krokodile, Tiger und Co. gehören nicht in die eigenen vier Wände. Eine Positivliste für Haustiere ist überfällig, meint Jörg Quoos.

EU-Kritiker unterstellen Brüssel häufig, man mische sich dort in alle Lebensbereiche der Menschen ein. Gelegentlich haben sie damit auch recht, aber der jüngste Vorstoß für einen besseren Schutz von ganz besonderen „Haustieren“ ist absolut sinnvoll.

Jörg Quoos, Chef der Zentralredaktion
Jörg Quoos, Chef der Zentralredaktion © Dirk Bruniecki

Es ist nicht einzusehen, warum sich Privatleute Krokodile, Bären oder Großkatzen halten müssen. Die Zeiten, in denen ein schillernder Rudolph Moshammer mit Geparden an der Leine durchs Münchner Nachtleben streifte, sind schon lange vorbei.

Nicht jeder Terrarienfreund ist ein Tierquäler

Wilde Tiere, die einen entsprechenden Lebensraum brauchen, haben in privaten Gärten oder Wohnungen nichts zu suchen. Schon die Unterbringung in Zoos ist teilweise grenzwertig, aber unumgänglich, wenn man seinen Kindern den Reichtum der Fauna zeigen und erklären will.

Natürlich muss die Aufstellung der von der Europäischen Union geplanten Positivliste für Haustiere mit Augenmaß erfolgen. Nicht jeder Terrarienfreund ist ein Tierquäler, aber beim Tierschutz ist sicher immer Luft nach oben.

Wenn das Gesetz da ist, muss auch der illegale Wildtierhandel schärfer ins Visier genommen werden. Denn das Leid der Tiere wird nur nachhaltig gelindert, wenn es keinen florierenden Schwarzmarkt mehr gibt.

Es ist auch eine gute Idee, allzu exotische Zimmergenossen aus epidemiologischer Sicht genauer zu betrachten. Manches Tier ist nicht nur ein interessanter Mitbewohner, sondern dient auch als Wirt für übertragbare Krankheiten. Die Corona-Katastrophe, die ziemlich sicher auf einem chinesischen Wildtiermarkt ihren Ursprung hatte, sollte den Tierschutz-Experten hierbei eine Mahnung sein.

Dieser Text erschien zuerst auf www.waz.de