Berlin. Am Dienstag besuchte Annalena Baerbock die Front in der Ostukraine. Der Kommentar eines Journalisten sorgt jetzt für Empörung.

Am Dienstag machten Bilder von Außenministerin Annalena Baerbock die Runde, die während ihres Besuchs an der Frontlinie zwischen der Ukraine und Russland aufgenommen wurden. Die Grünen-Politikerin trägt eine schusssichere Weste, Militärhelm und FFP2-Maske. Baerbock zeigte sich nach dem Termin erschüttert: Der Aufenthalt zwischen den Soldaten der ukrainischen Armee und den von Russland unterstützten Separatisten im Donbass habe "sehr bedrückende Gefühle" zurückgelassen, sagte die Grünen-Politikerin.

Diese bedrückenden Gefühle waren der Ministerin das eine oder andere Mal auch anzusehen. Im ZDF-"Morgenmagazin" kommentierte Christoph von Marschall, Redakteur beim "Berliner Tagesspiegel", daraufhin Baerbocks Gesichtsausdruck: "Dieses Bild ist wirklich ein bisschen entlarvend", sagte der Journalist am Mittwochmorgen zu einem der Bilder von Annalena Baerbock in der Ostukraine. "Man sieht ja deutlich, dass diese junge Dame, die unsere Außenministerin ist, sich in dieser Situation nicht besonders wohlfühlt."

Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen, M), Außenministerin, informiert sich im verlassenen Ort Schyrokyne an der Frontlinie zwischen der ukrainischen Armee und den von Russland unterstützten Separatisten über die Lage im Konfliktgebiet Donbass. Außenministerin Baerbock ist zu einem zweitägigen Besuch in der Hauptstadt und im Osten der Ukraine.
Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen, M), Außenministerin, informiert sich im verlassenen Ort Schyrokyne an der Frontlinie zwischen der ukrainischen Armee und den von Russland unterstützten Separatisten über die Lage im Konfliktgebiet Donbass. Außenministerin Baerbock ist zu einem zweitägigen Besuch in der Hauptstadt und im Osten der Ukraine. © Bernd von Jutrczenka/dpa | Bernd von Jutrczenka/dpa

Baerbock als "junge Dame" bezeichnet – Netz empört

Im Netz sorgte von Marschalls Äußerung für einen Sturm der Empörung. Besonders auf Twitter erzürnten sich viele über die despektierlich wirkende Bezeichnung Baerbocks als "junge Dame". Es dauerte nicht lang und der Hashtag "#diesejungedame" trendete auf Twitter in Deutschland.

Auch Kabinettskollegin Bettina Stark-Watzinger (FDP) stellte sich an die Seite der Außenministerin: "Immer wieder Verniedlichungen und oberflächliche Kommentare – nicht nur bei Politikerinnen wie Annalena Baerbock. Vorgestern mit Schülern ausgetauscht, Foto getwittert. Sofort Angriffe auf das Äußere. Vielfalt wird abgelehnt, wenn es nicht die eigene ist. Es reicht!", schrieb die Bundesbildungsministerin am Mittwochnachmittag.

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Schleswig-Holsteins Minister für Draußen und Digitales, Jan Albrecht (Grüne), fragte auf Twitter: „Meine Güte, lieber Tagesspiegel, was ist denn bei Euch los?“ Auch die FDP-Parlamentarier Johannes Vogel und Marie-Agnes Strack-Zimmermann äußerten sich kritisch zu der Kommentierung von Baerbocks Alter.

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Annalena Baerbock: Nicht viel jünger als männliche Kollegen

Viele Nutzer wiesen darauf hin, dass Baerbock mit ihren 41 Jahren gar nicht zwingend "jung" für das Amt sei: So ist beispielsweise der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nur ein halbes Jahr älter als die Grünen-Politikerin. Trotzdem würde man bei ihm wohl kaum auf die Idee kommen, ihn als jungen Mann zu titulieren, hieß es in vielen Tweets.

"Wenn wir Frauen in der Sicherheitspolitik nicht in die Schubladen alter Herren passen, sind vielleicht deren Schubladen das Problem", kommentierte die grüne Europaparlamentarierin Hannah Neumann den Auftritt von von Marschall.

#diesejungedame: Journalist entschuldigt sich für Baerbock-Bezeichnung

Auch Dunja Hayali, Moderatorin des "Morgenmagazins" hat sich mittlerweile auf Twitter zu der Debatte geäußert: "In der Presseschau laden wir Kolleg*innen ein, um ihre Kommentierung zu hören. Anders als bei Politiker*innen/ Expert*innen widersprechen wir hier in der Regel nicht."

Sie habe aber im Nachhinein mit von Marschall über die Bezeichnung von Baerbock als "junge Dame" gesprochen. Bei Twitter teilte die Hayali einen Screenshot einer SMS-Unterhaltung mit dem Journalisten, in der dieser sein Bedauern über seine Formulierung ausdrückte: "Es tut mir leid, wenn meine Formulierung Anlass für Missverständnisse gegeben hat."

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Baerbock selbst hat sich bisher nicht zu der Causa geäußert. Es ist aber nicht das erste Mal, dass die Politikerin wegen ihres Alters und ihrer Persönlichkeit anders gesehen wird als beispielsweise männliche Kollegen. Die Außenministerin reiste heute nach Israel, um politische Gespräche mit Ministerpräsident Naftali Bennett und Außenminister Jair Lapid zu führen.

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