Washington. . Bongino arbeitete für den Secret Service und für Obama. Jetzt unterstützt er Donald Trump, schreibt US-Korrespondent Dirk Hautkapp.

Falls Donald Trump 2024 ein drittes Mal für das Weiße Haus antritt und gewinnt, wird es auch an einem 47-jährigen Mann aus Long Island/New York mit raspelkurzen Haaren und Ziegenbärtchen gelegen haben. Dan Bongino schickt sich gerade an, in die Fußstapfen des verstorbenen Radio-Rechtsauslegers Rush Limbaugh zu treten. Und damit zur polarisierendsten Person in der amerikanischen Medienwelt zu werden.

Mit seinen Radio-Shows, die wöchentlich neun Millionen Zuhörer finden, einem Podcast, der zu den 20 erfolgreichsten in den USA zählt, Samstagabend-TV-Auftritten auf „Fox News” sowie Engagements auf den Digital-Plattformen „Parler” und „Rumble” zählt Bongino zu den einflussreichsten Lautsprechern in „Trumpistan”. Er wünscht sich sehnlichst Trumps Rückkehr ins höchste Regierungsamt. „Er ist der beste Kandidat, um aufzuräumen. Denn wenn wir nicht aufräumen, ist Amerika verloren.”

Dan Bongino: Demokraten als Feinde in einem Kultur-Krieg

Wer den Ex-Präsidenten für dessen Lüge von der „gestohlenen Wahl” kritisiert, wird von Bongino, der sich gern als Pitbull inszeniert, unflätig verbellt. Das kommt an. Bonginos Facebook-Seite generiert mitunter mehr „traffic” als die von CNN, Washington Post und New York Times zusammen. In die Wiege gelegt war ihm das nicht.

Der Sohn eines Klempners aus Queens war Ende der 90er Jahre Streifenpolizist in New York City. 1999 stieg er in Washington beim Secret Service ein. Erst als Personenschützer für Präsident George W. Bush. Später für Barack Obama, den er vor zehn Jahren als einen „wundervollen Vater und Mann” bezeichnete.

Heute käme dieser Satz Bongino nicht mehr über die Lippen. In seiner Denkschule sind Demokraten keine normalen Gegner im politischen Ideen-Wettstreit. Sondern Feinde in einem Kultur-Krieg, die es 24/7 zu bekämpfen gilt. Mit seiner Medien-Karriere kompensiert der in Maryland residierende Millionär drei zum Teil krachend gescheiterte Anläufe für ein republikanisches Abgeordneten-Mandat im Repräsentantenhaus in Washington.

"Talk Radio" von rechts macht in den USA Moderatoren zu Millionären

Wie alle Radio-Kläffer neben und vor ihm, profitiert Bongino von einer Entscheidung Ronald Reagans. Der frühere Präsident hatte 1987 dazu beigetragen, dass die Regulierungsbehörde FCC den „Fairness Act” kippt. Die Regel legte bis dahin fest, dass Radiostationen bei politischen Kommentaren Parität walten lassen mussten. So sollte verhindert werden, dass die Hörer einseitig eingeträufelt bekommen, was von „denen da oben” in Washington zu halten ist.

Reagans Ukas ließ Dämme brechen. „Talk Radio” vor allem von rechts erlebte einen Boom, der seine Protagonisten ultrareich machte. Rush Limbaugh, von Trump kurz vor seinem Tod mit dem höchsten zivilen Orden dekoriert, der „Presidential Medal of Freedom”, verdiente in seinen besten Jahren an die 100 Millionen Dollar im Jahr und erreichte mit seinen Halb- und Unwahrheiten wöchentlich über 20 Millionen Köpfe.

Da möchte Bongino auch hin. Über Zwischenstationen bei Alex Jones und dessen „Infowars”-Dreckschleuder und einer inzwischen eingestellten TV-Sendung der Waffen-verliebten „National Rifle Association” (NRA) hat sich Bongino im Rechtsaußen-Spektrum eine auskömmliche Nische erarbeitet.

Bongino hetzt gegen Corona-Impfdiktat und ist selbst geimpft

Er handelt mit der üblichen Verschwörer-Bückware, die das nationale Selbstgespräch seit Langem vergiftet: Der „tiefe Staat” (deep state) spioniert(e) gegen Trump. Die Wahl 2020 war zu Trumps Lasten getürkt. Maskenzwang und Impf-Pflicht in der Corona-Pandemie sind Ausdruck von Tyrannei. Facebook & Co. wollen die Vereinigten Staaten unterjochen.

Dazu kommt die gängige Mixtur aus bösartigen Spitznamen für Demokraten und Anti-Trumper. Und die Demonstration von Dominanz, die bei Bonginos Temperament oft an verbale Martial Arts-Vorführungen erinnert.

Dan Bongino hetzt in seinen Radiosendungen gegen die Demokraten.
Dan Bongino hetzt in seinen Radiosendungen gegen die Demokraten. © Imago Images

Als Influencer-in-Chief der rechten Medien-Szene geriet Bongino neulich jedoch unter Warmduscher-Verdacht. Falls sein Radio-Konzern Cumulus, mit über 400 Sendern im Land ein Dickschiff, das Corona-Impfdiktat für seine Mitarbeiter nicht aufgebe, prahlte Bongino, werde er das Weite suchen. Etliche Wochen her. Bongino talked dort noch immer. Und gesteht ein, längst gegen Corona geimpft zu sein. Aus Vernunftsgründen. Nach überstandener Lymphdrüsenkrebs-Erkrankung habe ihm sein Arzt dazu geraten. Tja.


USA: Was sonst noch auffällt

Sie ist die erste Vertreterin der neuen Bundesregierung in Washington. Außenministerin Annalena Baerbock wird am heutigen Mittwoch ihren Blitz-Antrittsbesuch in der US-Hauptstadt absolvieren. Nachdem eine vorher geplante Visite der Vereinten Nationen in New York wegen der jüngsten Omikron-Welle in der Corona-Pandemie abgesagt wurde, entschied sich die Grüne für einen Ultra-Kurzbesuch, wie er sonst von deutschen Politikern wegen des sechsstündigen Zeitunterschieds gemieden wird.

Baerbock kam am Morgen an und saß am Abend schon wieder in der Regierungs-Maschine auf dem Rückflug nach Berlin; begleitet von gut einem Dutzend Journlaisten. Gespräche mit ihrem Gegenpart Tony Blinken und anderen hochrangigen Regierungsvertretern standen auf dem Programm. Natürlich auch der Dauerbrenner Ukraine/Russland. Hier war die amerikanische Seite besonders gespannt, wie Baerbock sich zur geplanten Inbetriebnahme der umstrittenen Gas-Pipeline Nord Stream 2 einlässt.

Was die anderen in den USA schreiben

Für seinen Vater gibt er seit Jahren den Dobermann - alles, was politisch nach links riecht, wird reflexhaft weggebissen. Dass und warum Donald Trump Jr. dabei eine maximal traurige Gestalt abgibt, hat Peter Wehner für das Magazin „The Atlantic” aufgeschrieben.

Mehr zum Thema USA in unserem Newsletter. Jetzt anmelden!

In wenigen Wochen wäre sie 100 geworden, eine Live-Party im Fernsehen war bereits eingeplant. Dann kam mit 99 der Tod dazwischen. Trotzdem bleibt das „golden girl” Betty White unvergesslich, schreibt Alan Sepinwall im Magazin „Rolling Stone”.

US-Briefing: Last but not least

Vielleicht liegt es an gestiegener Eitelkeit, weil in der Corona-Pandemie zuweilen dass Videokonferenz-Sein das Bewusstsein bestimmt. Vielleicht haben die Amerikaner aber auch einfach nur zu viel Zeit (und Geld). Tatsache ist: Botox boomt. Der Stoff, mit dem Krähenfüße und anderen Falten temporär geglättet werden können, avancierte im vergangenen Jahr zum kosmetisch-chirurgischen Kassenschlager.

Weitere US-Briefings:

In den ersten neun Monaten 2021 wurden hier über eine Milliarde Dollar umgesetzt, 400 Millionen Dollar mehr als im gleichen Zeitraum 2020. Interessantes Detail: Die Interessenten für Gesicht-Korrekturen werden jünger. Viele, die nach der Spritze greifen, sind erst 40.