Berlin. Die Inflationsrate klettert auf voraussichtlich 5,2 Prozent. Das klingt dramatischer, als es ist, meint unsere Autorin Beate Kranz.

Die Zahl klingt dramatisch. Die Inflationsrate in Deutschland klettert im November voraussichtlich auf 5,2 Prozent – und liegt damit so hoch wie zuletzt vor gut 29 Jahren. Doch zur Panikmache besteht deshalb kein Anlass. Denn die Entwicklung wird vor allem durch zwei Faktoren angetrieben: die Mehrwertsteuersenkung, von der alle Bürgerinnen und Bürger im vergangenen Jahr profitierten, und die gestiegenen Energiepreise.

Als Corona-Hilfe hat der Staat 2020 mit seiner sechsmonatigen Mehrwertsteuersenkung alle Produkte um bis zu drei Prozentpunkte verbilligt und damit die Vergleichsbasis der Preise zu heute gesenkt.

Beate Kranz
Beate Kranz © Reto Klar | Reto Klar

Gleichzeitig zieht die Wirtschaft 2021 in vielen Ländern glücklicherweise wieder stark an, was weltweit zu einer kräftigen Nachfrage nach Energie und damit zu einem starken Anstieg der Ölpreise geführt hat, die noch im Vorjahr auf ein fast beängstigend niedriges Niveau abgestürzt waren.

Inflation: Kein Grund für übetriebene Ängste

Rechnet man diese Sondereffekte heraus – einen Prozentpunkt für die Mehrwertsteuer und zwei Prozentpunkte für die höheren Energiekosten –, bleibt Ökonomen zufolge unterm Strich noch ein Preisanstieg von rund zwei Prozent. Ein Anstieg in dieser Höhe wird von der EZB seit ihrer Gründung angestrebt – und ist alles, aber kein Grund für übertriebene Ängste.

Auch die jüngsten Lohnerhöhungen fielen nicht so hoch aus, dass von ihnen eine Gefahr ausgeht, die uns in die Nähe zweistelliger Preissteigerungsraten führen könnte. Selbst Autofahrer dürften bald wieder aufatmen, die Rohölpreise sinken seit Tagen wieder.

Kein Wunder, dass Notenbanker und Experten schon für 2022 wieder Inflationsraten von rund zwei Prozent für möglich halten. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sie recht behalten.