Berlin. Die Landtagswahlen am Wochenende haben auch Signalwirkung für den Bund. Das können sich Baerbock, Lindner und Scholz davon erhoffen.

Für die Kanzlerambitionen von Olaf Scholz könnten die Landtagswahlen am Sonntag in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ein gemischtes Bild ergeben. In Stuttgart droht die SPD hinter Grünen, CDU und FDP auf Platz vier abzurutschen. Dafür sagen Umfragen eine klare Bestätigung von Malu Dreyer als SPD-Ministerpräsidentin und der von ihr geführten Ampel in Mainz voraus.

Scholz wird versuchen, daraus Rückenwind für Berlin zu gewinnen. Bislang hat seine Kanzlerkampagne noch keinen „Wumms“ entfaltet. Mit einer Ampel könnte Scholz womöglich einfacher ans Ziel kommen als im Verbund mit der unberechenbaren Linkspartei.

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Superwahljahr: Die FDP sehnt sich nach einer Regierungsbeteiligung

Christian Lindner (FDP) hat derweil keine Lust mehr auf Opposition. Er will im Herbst regieren, am liebsten mit einem CDU-Kanzler Armin Laschet. Vier Jahre nach seinem folgenreichen Nein zu einer Jamaika-Koalition ist zwar keine rechnerische Mehrheit für Schwarz-Gelb in Sicht – solche Gedankenspiele sind aber auch nicht mehr komplett abwegig.

Je mehr sich das Land nach Lockerungen sehnt, desto eher neigen die Wähler wieder liberalen Positionen zu, so scheint es. In Baden-Württemberg war die FDP zuletzt in Umfragen mit elf Prozent erstmals wieder zweistellig. Anders als Lindner, der die Grünen gern als liberalen Albtraum darstellt, hat Spitzenkandidat Michael Theurer die Südwest-FDP diesmal maximal flexibel positioniert – einschließlich ganz neuer Bündnisse: „Nach Lage der Dinge besteht 2021 rechnerisch die reale Möglichkeit einer grün-gelben Option in Stuttgart“, sagt Theurer. „Grün-Gelb kann eine Reformkoalition werden.“

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Problem der Grünen: Der Kretschmann-Bonus existiert nicht bundesweit

Die Grünen-Spitze aus Annalena Baer­bock und Robert Habeck kann den Wahlen gelassen entgegensehen. In Baden-Württemberg sieht alles danach aus, als wird die Partei erneut stärkste Kraft, noch deutlicher als zuvor. Auch in Rheinland-Pfalz werden die Grünen ihr Ergebnis wohl deutlich steigern können. „Wir hoffen, dass ein starkes grünes Ergebnis und die bedeutende Rolle von Winfried Kretschmann als Ministerpräsident uns hilft in den nächsten Wahlauseinandersetzungen“, sagte Habeck der ARD. Lesen Sie dazu: Landtagswahl Baden-Württemberg: So steht es für die Parteien

Der Kretschmann-Bonus lässt sich nur schlecht auf den Rest Deutschlands übertragen. Profitieren könnte die Partei, wenn Kretschmann die CDU in die Opposition schickt und eine Ampel wie in Mainz schmiedet. Das hätte auch für den Bund Signalwirkung. Bei den Grünen wartet man zudem auf ein weiteres Leuchtzeichen: Wann wird Baerbock als Kanzlerkandidatin ausgerufen? Auch interessant: Landtagswahl: Kretschmann vor historischem Erfolg?

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