Stuttgart/Berlin. Die Grünen haben die Landtagswahl in Baden-Württemberg klar mit 32,7 Prozent der Stimmen gewonnen. Die CDU erleidet herbe Verluste.

  • Baden-Württemberg hat einen neuen Landtag gewählt
  • Ministerpräsident Kretschmann und seine Partei, die Grünen, haben die Wahl erneut gewonnen
  • Die CDU hat in dem Bundesland wieder an Zustimmung verloren
  • Alle Ergebnisse der Landtagswahl im Überblick

Über sieben Millionen Bürger haben am Sonntag in Baden-Württemberg gewählt. Das Ergebnis ist eindeutig: Ministerpräsident Winfried Kretschmann wird das süddeutsche Bundesland weiter regieren können. Die Grünen haben erneut die meisten Stimmen gewonnen, dieses Mal sogar mit noch größerem Abstand zur CDU.

Insgesamt holten die Grünen laut vorläufigem amtlichen Endergebnis 32,6 Prozent der Stimmen. Die Christdemokraten kamen mit ihrer Spitzenkandidatin, der amtierenden Kultusministerin Susanne Eisenmann, nur auf 24,1 Prozent der Stimmen, ein Minus von fast 3 Prozentpunkten. Für die von der Maskenaffäre belastete CDU wird die Landtagswahl damit zum Debakel. Im Superwahljahr gilt die Wahl in Baden-Württemberg, ebenso wie jene in Rheinland-Pfalz, als erster Test vor der Bundestagwahl 2021.

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Grüne erzielen in Baden-Württemberg historischen Sieg

Das historisch gute Wahlergebnis der Grünen von 32,6 Prozent - ein bundesweiter Rekord - gibt der regierenden Partei einen bequemen Abstand von mehr als acht Prozentpunkten zur CDU. Bei der vorherigen Wahl 2016 hatten die Grünen 30,3 Prozent erreicht. Die CDU kam damals noch auf 27 Prozent. Lesen Sie auch: Ein heftiger Dämpfer für neuen CDU-Chef Armin Laschet

„Grüne und Baden-Württemberg - das passt gut zusammen“, sagte Ministerpräsident Kretschmann am Sonntagabend in Stuttgart. Er verstehe das Ergebnis „als Auftrag, unserem Land als Ministerpräsident weiter zu dienen“. Diesen Auftrag nehme er mit „großer Dankbarkeit und Demut an“.

So haben die Parteien Stimmen gewonnen oder verloren. Daten von infratest-dimap.
So haben die Parteien Stimmen gewonnen oder verloren. Daten von infratest-dimap. © dpa | dpa

Die AfD büßte am meisten ein im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren und erhielt 9,7 Prozent der Stimmen, die FDP kam auf einen Anteil von 10,5 und legt damit um 2 Prozentpunkte zu. Die SPD kommt in Baden-Württemberg nur auf 11 Prozent.

Das Wahlergebnis bedeutet für die AfD herbe Verluste im Landtag. 2016 lag das Ergebnis der Partei noch bei 15,1 Prozent. Die SPD kam auf 12,7 Prozent. Die FDP erreichte damals 8,3 Prozent. Lesen Sie auch: Landtagswahlen – Das stand für Grüne, SPD und FDP auf dem Spiel

Für eine der im Bundestag vertretenen Parteien hat es in Baden-Württemberg nicht gereicht: Die Linke verfehlte die Fünf-Prozent-Hürde mit einem Ergebnis von 3,6 Prozent. Auch kleinere Parteien wie die Freien Wähler oder die von Anhängern der Fridays-For-Future-Bewegung gegründete Klimaliste schafften es nicht in den Landtag. Insgesamt bewarben sich bei der Wahl 21 Parteien um mindestens 120 feste Landtagssitze.

Landtagswahl in Baden-Württemberg: Kommt eine Ampelkoalition?

Zwar ändert sich mit dem Ergebnis der Wahl nicht viel an den Machtverhältnissen im Landtag. Doch durch Koalitionsverhandlungen könnte Bewegung in die Politik des süddeutschen Bundeslandes kommen: Die Grünen könnten sowohl eine weitere Legislaturperiode mit der CDU als Juniorpartner regieren, als auch eine Dreierkoalition mit SPD und FDP bilden.

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Ein solches Bündnis war 2016 noch unmöglich, weil die Liberalen eine Koalition mit den Grünen ausgeschlossen hatten. Nun aber wird von allen Parteien nur ein Bündnis mit der AfD abgelehnt. Allerdings will die CDU unbedingt verhindern, im Landtag einzige Oppositionspartei neben der AfD zu werden. Die 56-jährige Spitzenkandidatin Eisenmann steht nach dem Wahlergebnis vor dem politischen Aus.Sie erklärte, dass sie die Verantwortung für das Wahlergebnis übernehmen wolle.

CDU-Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann steigt vor der Unions-Geschäftsstelle in Stuttgart aus einem Auto.
CDU-Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann steigt vor der Unions-Geschäftsstelle in Stuttgart aus einem Auto. © dpa

Für den 72-jährigen Kretschmann bedeutet das gute Abschneiden seiner Partei eine dritte Amtszeit als Regierungschef. Diese soll zugleich auch seine letzte sein, wie er mehrfach erklärte. Kretschmann führte die Grünen im einst unangefochtenen Stammland der CDU erstmals 2011 zum Sieg und bildete danach eine grün-rote Koalition mit der SPD. Er wurde so zum ersten und bis heute einzigen grünen Ministerpräsidenten. 2016 wurden die Grünen erneut stärkste Kraft. Seither regieren sie gemeinsam mit der CDU.

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Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (B90/Die Grünen) freut sich über den erneuten Wahlsieg
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (B90/Die Grünen) freut sich über den erneuten Wahlsieg © Thomas Kienzle/AFP

Landtagswahl unter Corona-Bedingungen – mehr Briefwahl

Wegen der Corona-Pandemie lief bei der Landtagswahl in diesem Jahr einiges anders als sonst. So galten in den Wahllokalen strenge Hygienevorschriften. Die Wahlbeteiligung lag am Sonntag bei 63,8 Prozent. Das ist deutlich niedriger als 2016, als 70,4 Prozent der Berechtigten zur Wahl gegangen waren. Dafür war die Zahl der Briefwähler diesmal corona-bedingt weit höher als in den Jahren zuvor. Insgesamt waren 7,7 Millionen Menschen aufgerufen, über einen neuen Landtag abzustimmen.

Bereits der Wahlkampf gestaltete sich deutlich anders als normalerweise. Die Corona-Beschränkungen haben einen Wahlkampf mit Hausbesuchen, Infoständen und großen Veranstaltungen in Hallen und auf Plätzen unmöglich gemacht. Lesen Sie auch: Corona sorgt für Briefwähler-Boom bei den Landtagswahlen

(mit fmg/afp/dpa)

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