Berlin. Emmanuel Macron war mit hehren Zielen als Präsident angetreten. Doch Proteste zeigen, dass diese nicht mehr der Realität entsprechen.

Anderthalb Jahre sind in der Politik eine sehr lange Zeit. Im Mai 2017 wurde Emmanuel Macron mit Glanz und Gloria zum französischen Präsidenten gewählt. Er bekam Vorschusslorbeeren für seine Kampagne gegen die Rechtsnationalisten.

Er wurde als Reform-Turbo gefeiert, der die französische Wirtschaft wieder auf Vordermann bringen sollte. Zwischen Madrid und Athen jubelte man über den beherzten Kämpfer für ein zusammenwachsendes Europa.

Bei alledem brachte Macron das Kunststück fertig, Frankreichs müde politische Klasse schlichtweg zu überrennen. Seine Bewegung „En Marche“ machte es möglich.

Macrons Ziele haben sich von der Realität abgekoppelt

Im Amt ist dem Präsidenten die Frische abhandengekommen. Macron wurde selbst zum Teil des politischen Systems. Dabei hat er offenbar das Gespür für eine weit verbreitete Unzufriedenheit im Land verloren. Macron will die Steuer auf die ohnehin saftigen Spritpreise noch einmal erhöhen. Der Präsident, der sich als Pionier gegen den Klimawandel sieht, möchte dem Land seinen grünen Stempel aufdrücken.

Erneut Krawalle in Paris - Dutzende Festnahmen

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