München. Jetzt ist es offiziell: Horst Seehofer will sein Amt als CSU-Chef niederlegen. Den Job als Innenminister will er aber behalten.

Horst Seehofer tritt als CSU-Chef zurück. „Ich werde das Amt niederlegen“, sagte er am Montag in Bautzen. Zuvor hatte es bereits Spekulationen über den Schritt gegeben. Anfang 2019 soll es einen CSU-Sonderparteitag mit Neuwahlen geben.

Das Amt des Bundesinnenministers will Seehofer erstmal nicht aufgeben. „Ich bin Bundesinnenminister und werde das Amt weiter ausüben“, sagte er. Das Amt sei von dieser Entscheidung in keiner Weise berührt.

Horst Seehofer zieht Konsequenz aus CSU-Pleite

Am Sonntag hatte es mehrere Berichte gegeben, dass Seehofer ohne den Parteivorsitz auch nicht Innenminister bleiben wolle. „2019 wird das Jahr der Erneuerung für die CSU“, sagte Seehofer laut Teilnehmern einer Sitzung der obersten CSU-Spitze am Sonntagabend. Auch die „Süddeutsche Zeitung“ berief sich auf Kreise und berichtete von dem Vorhaben.

Seehofer zieht mit dem Rückzug als Parteichef offenbar die Konsequenz aus der schweren CSU-Pleite bei der Landtagswahl in Bayern Mitte Oktober und beugt sich dem massiven Druck der eigenen Parteibasis.

Die Karriere von Horst Seehofer

Er ist Bundesminister des Inneren, für Bau und Heimat im Kabinett Merkel IV: Der CSU-Politiker Horst Seehofer kann auf eine Jahrzehnte lange politische Karriere zurückblicken. Wir zeigen Bilder des CSU-Politikers.
Er ist Bundesminister des Inneren, für Bau und Heimat im Kabinett Merkel IV: Der CSU-Politiker Horst Seehofer kann auf eine Jahrzehnte lange politische Karriere zurückblicken. Wir zeigen Bilder des CSU-Politikers. © Reto Klar | Reto Klar
Seehofer wurde am 4. Juli 1949 in Ingolstadt geboren. Nach der Mittleren Reife tritt er 1969 in die Junge Union ein, 1971 wird der Diplom-Verwaltungswirt Mitglied der Christlich Sozialen Union (CSU).
Seehofer wurde am 4. Juli 1949 in Ingolstadt geboren. Nach der Mittleren Reife tritt er 1969 in die Junge Union ein, 1971 wird der Diplom-Verwaltungswirt Mitglied der Christlich Sozialen Union (CSU). © picture alliance / Andreas Geber | dpa Picture-Alliance / Andreas Gebert
Am 21. April 1989 wird Seehofer zum Nachfolger des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesarbeitsministerium, Stefan Höpfinger (l.), ernannt.
Am 21. April 1989 wird Seehofer zum Nachfolger des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesarbeitsministerium, Stefan Höpfinger (l.), ernannt. © Bundesarchiv | Reineke, Engelbert
Von 1992 bis 1998 ist er Gesundheitsminister.
Von 1992 bis 1998 ist er Gesundheitsminister. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Torsten Silz
Von 1980 bis 2008 ist er Mitglied des Deutschen Bundestag. Von 1994 bis 2008 stellvertretender Vorsitzende der CSU und von 1998 bis 2004 der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Von 1980 bis 2008 ist er Mitglied des Deutschen Bundestag. Von 1994 bis 2008 stellvertretender Vorsitzende der CSU und von 1998 bis 2004 der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. © imago/photothek | Nicole Maskus
Nach der Bundestagswahl 2005 wird Horst Seehofer in der großen Koalition Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Nach der Bundestagswahl 2005 wird Horst Seehofer in der großen Koalition Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. © Getty Images | Andreas Rentz
Das Amt bekleidet er von 2005 bis 2008.
Das Amt bekleidet er von 2005 bis 2008. © Getty Images | Miguel Villagran
Seit 2008 hat er den Parteivorsitz der CSU inne.
Seit 2008 hat er den Parteivorsitz der CSU inne. © REUTERS | REUTERS / RALPH ORLOWSKI
Im Oktober 2008 wird er vom Bayerischen Landtag zum Ministerpräsidenten des Freistaats Bayern gewählt.
Im Oktober 2008 wird er vom Bayerischen Landtag zum Ministerpräsidenten des Freistaats Bayern gewählt. © picture-alliance/ dpa/dpaweb | dpa Picture-Alliance / Eva Chloupek
Horst Seehofer mit seiner Ehefrau Karin Seehofer (2 v.l.) und den drei gemeinsamen Kindern Andreas, Ulrike und Susanne beim Neujahrsempfang des Bayerischen Ministerpräsidenten 2018 im Kaisersaal der Münchner Residenz. Aus einer außerehelichen Beziehung hat er eine weitere Tochter, die 2007 geboren wurde.
Horst Seehofer mit seiner Ehefrau Karin Seehofer (2 v.l.) und den drei gemeinsamen Kindern Andreas, Ulrike und Susanne beim Neujahrsempfang des Bayerischen Ministerpräsidenten 2018 im Kaisersaal der Münchner Residenz. Aus einer außerehelichen Beziehung hat er eine weitere Tochter, die 2007 geboren wurde. © imago | Spöttel Picture
„Ich gehe ständig an die Grenze dessen, was man sich körperlich zumuten kann“, sagte er einmal.
„Ich gehe ständig an die Grenze dessen, was man sich körperlich zumuten kann“, sagte er einmal. © dpa | Tobias Hase
2002 erlitt er eine Herzmuskelentzündung, die ihn fast das Leben kostete. Privat habe er kaum Zeit für Freunde, Familie, Hobbys.
2002 erlitt er eine Herzmuskelentzündung, die ihn fast das Leben kostete. Privat habe er kaum Zeit für Freunde, Familie, Hobbys. © dpa | Michael Kappeler
Am 12. März 2018 präsentierten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der CSU-Vorsitzende Seehofer und der damalige kommissarische SPD-Vorsitzende und jetzige Finanzminister Olaf Scholz, den gemeinsam unterzeichneten Koalitionsvertrag in Berlin. Es gibt wieder eine große Koalition.
Am 12. März 2018 präsentierten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der CSU-Vorsitzende Seehofer und der damalige kommissarische SPD-Vorsitzende und jetzige Finanzminister Olaf Scholz, den gemeinsam unterzeichneten Koalitionsvertrag in Berlin. Es gibt wieder eine große Koalition. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Für das Kabinett Merkel IV wird Seehofer am 14. März 2018 zum neuen Bundesminister des Inneren, für Bau und Heimat ernannt. Der Höhepunkt in seiner Karriere.
Für das Kabinett Merkel IV wird Seehofer am 14. März 2018 zum neuen Bundesminister des Inneren, für Bau und Heimat ernannt. Der Höhepunkt in seiner Karriere. © REUTERS | REUTERS / HANNIBAL HANSCHKE
Dieses Foto sorgt kurze Zeit später für Aufsehen. Der Heimatminister präsentiert seine Mannschaft – und es sind ausschließlich Männer zu sehen.
Dieses Foto sorgt kurze Zeit später für Aufsehen. Der Heimatminister präsentiert seine Mannschaft – und es sind ausschließlich Männer zu sehen. © picture alliance / /Bundesminist | dpa Picture-Alliance / -
Der Streit zwischen Seehofer und Merkel über den Umgang mit Flüchtlingen an der deutschen Grenze eskaliert Ende Juni. Auch bei einem Krisengespräch im Kanzleramt können die beiden die Wogen zunächst nicht glätten.
Der Streit zwischen Seehofer und Merkel über den Umgang mit Flüchtlingen an der deutschen Grenze eskaliert Ende Juni. Auch bei einem Krisengespräch im Kanzleramt können die beiden die Wogen zunächst nicht glätten. © dpa | Paul Zinken
Innenminister Seehofer bleibt in der Fragen nach Abweisungen an der Grenze hart – Merkel auch.
Innenminister Seehofer bleibt in der Fragen nach Abweisungen an der Grenze hart – Merkel auch. © dpa | Ralf Hirschberger
Doch nach einem weiteren Krisengespräch wird man sich einig. Die Union will Transitzentren an der deutsch-österreichischen Grenze einrichten.
Doch nach einem weiteren Krisengespräch wird man sich einig. Die Union will Transitzentren an der deutsch-österreichischen Grenze einrichten. © Reto Klar | Reto Klar
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Ralf Stegner nennt Seehofers Rücktritt konsequent

SPD-Bundesvize Ralf Stegner begrüßte den angekündigten Rücktritt. „Wenn Herr Seehofer seine Ämter aufgibt, dann ist das konsequent“, sagte er am Montag der Deutschen Presse-Agentur. „Dass er Störenfried war in der Koalition seit dem Sommer, das lässt sich nicht bestreiten.“ Vielleicht trage der Schritt zu einer Beruhigung bei.

FDP-Chef Christian Lindner forderte Seehofer auf, „in einem zweiten Schritt“ auch sein Regierungsamt in Berlin aufzugeben. „Ich setze darauf, dass die Unionsparteien den Erneuerungsprozess fortsetzen“, sagte Lindner der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

So reagierte das Netz auf den Rücktritt

Auf Twitter traut man dem Ganzen noch nicht so recht. Zu oft hatte Seehofer zuletzt seinen Rücktritt angekündigt, um sich dann wieder anders zu entscheiden. Das fürchtet offenbar auch die NRW-SPD – und bittet Seehofer dezent, sein Vorhaben diesmal einzuhalten:

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Auch bei den Medien ist schon Routine eingekehrt – glaubt zumindest dieser Nutzer:

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Gänzlich unpassend findet „Spiegel“-Korrespondent Hasnain Kazim hingegen diese Phrase:

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In einer Sache scheinen sich die meisten Nutzer allerdings einig zu sein. Ein tatsächlicher Rücktritt wäre für sie eine gute Sache:

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Markus Söder wird als Nachfolger gehandelt

Als mit Abstand aussichtsreichster Nachfolge-Kandidat für den CSU-Chefposten gilt inzwischen der alte und neue bayerische Ministerpräsident Markus Söder.

Markus Söder wird Horst Seehofer als CSU-Chef womöglich beerben.
Markus Söder wird Horst Seehofer als CSU-Chef womöglich beerben. © imago/Sven Simon | Frank Hoermann/SVEN SIMON

Der 51-Jährige würde Seehofer dann schon zum zweiten Mal beerben, nachdem er im März schon den Posten des bayerischen Regierungschefs von Seehofer übernommen hatte.

Eine mögliche Nachfolge-Lösung für das Innenministerium ist noch offen. Seehofer selbst sagte dazu nach Teilnehmerangaben am Sonntagabend, nach der Neuwahl eines Vorsitzenden müsse der neue Parteichef die Aufstellung der CSU in Berlin in den Blick nehmen. Konkreter wurde er nicht.

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Horst Seehofer in der Kritik

Horst Seehofer musste in letzter Zeit viel Kritik einstecken. Seit Monaten ist er nicht nur für seine eigene Partei der Sündenbock: die CSU-Pleiten bei der Bundestags- und der Landtagswahl, der Erfolg der AfD, die Krise der Volksparteien und die Probleme der großen Koalition im Bund – immer wieder wird er als Hauptverantwortlicher genannt.

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Nach dem schlechten CSU-Ergebnis bei der Landtagswahl in Bayern

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wurde bereits allgemein damit gerechnet, dass sich Seehofer nicht im Amt des Parteichefs halten kann.

Dabei waren die Ämter als Innenminister und Parteichef der CSU nur einige, die er inner hatte. Immer wieder übernahme er wichtige Posten, wechselte seine Taktik. Beobachter sprechen deshalb auch von den

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Der Druck auf ihn wurde dadurch erhöht, dass es auch bei der Schwesterpartei CDU einen Wechsel an der Spitze geben wird und

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Seehofers Karriere im Überblick

  • 1971: Eintritt in die CSU
  • 1980: Einzug in den Bundestag, dem Seehofer bis 2008 angehört
  • 1989 bis 1992: Parlamentarischer Staatssekretär im Arbeits- und Sozialministerium
  • 1992 bis 1998: Bundesgesundheitsminister unter Helmut Kohl
  • 1994: Erstmalige Wahl zum stellvertretenden CSU-Vorsitzenden
  • 1998 bis 2004: Stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag - das Amt legt Seehofer 2004 im Streit über die Gesundheitspolitik nieder
  • 2005 bis 2008: Bundesagrarminister unter Angela Merkel
  • 2007: Seehofer unterliegt im Kampf um den CSU-Vorsitz seinem Rivalen Erwin Huber
  • 2008 bis 2018: Bayerischer Ministerpräsident, von 2013 bis 2018 auch Landtagsabgeordneter
  • seit 2008: CSU-Vorsitzender
  • seit 2018: Bundesinnenminister unter Angela Merkel

(les/jha/dpa/rtr)

Seehofer schickt Maaßen in einstweiligen Ruhestand

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