Berlin. Die meisten jungen Deutschen sind umweltbewusst – verhalten sich im Alltag aber oft anders. Ministerin Hendricks sieht Handlungsbedarf.

Mehr als 80 Prozent der jungen Deutschen sind umweltbewusst, viele verhalten sich im Alltag aber oft anders. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Bundesumweltministeriums, die unserer Redaktion vorab vorlag. Für 44 Prozent der 14- bis 22-Jährigen gehört eine intakte, natürliche Umwelt zu einem guten Leben unbedingt dazu, weitere 42 Prozent stimmen dem im Wesentlichen zu.

Damit Umweltschutz gelingt, sehen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen vor allem eine starke Verantwortung beim Staat: Die Mehrheit der Befragten ist überzeugt, dass durch gezielte gesetzliche Maßnahmen mehr Umweltschutz für alle erreicht werden kann. Die jungen Deutschen hätten, so heißt es in der Bilanz der Studie, „ein hohes Maß an Problembewusstsein“.

Verhalten steht im Widerspruch zu Umweltbewusstsein

Bezüglich ihres eigenen Verhaltens antworten sie allerdings widersprüchlich: „Einerseits wollen sie ökologisch und sozial handeln. Andererseits möchten sie bei bestimmten, Freude bringenden Dingen, wie zum Beispiel Flugreisen, jetzt und in Zukunft keine Abstriche machen“, bilanziert die Studie.

Weniger als jeder Zehnte kauft Kleidung mit Öko-Siegel, gerade mal jeder Vierte kauft fair produzierte und gehandelte Produkte. Ebenfalls nur drei von zehn jungen Deutschen essen aus Umweltgründen weniger Fleisch, kaufen Bio-Lebensmittel oder benutzen Recyclingpapier. Nicht einmal die Hälfte der befragten Jugendlichen und jungen Deutschen verzichtet auf Plastiktüten.

Umweltfreundliche Produkte müssten günstiger sein

Gefragt wurde auch, wie sich die Lücke zwischen gutem Willen und praktischem Verhalten schließen lassen könnte. Fast 90 Prozent der jungen Deutschen finden es „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“, dass umweltfreundliche Produkte günstiger werden.

Ähnlich viele wünschen sich, dass solche Produkte klar gekennzeichnet werden und dass mehr über die Folgen umweltschädlichen Konsums aufgeklärt werde. Immerhin rund 80 Prozent würde es helfen, „wenn sich die anderen auch umweltbewusst verhalten“ und man dadurch „keinen Verlust an Komfort und Bequemlichkeit“ hinnehmen müsste.

Umweltministerin Hendricks sieht in Studie Handlungsauftrag

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks sieht in den Ergebnissen der Studie einen klaren Auftrag. „Umwelt- und Klimaschutz muss noch stärker in der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen ankommen“, sagte die SPD-Politikerin dieser Redaktion.

Jugendliche hätten zudem ein hohes Interesse an Bildungsangeboten zu Nachhaltigkeitsthemen. „Wenn wir diesen Bildungsauftrag ernst nehmen, können wir junge Generationen für Umwelt- und Klimaschutz begeistern und sie motivieren, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen.“

Die Studie „Zukunft? Jugend fragen!“ basiert unter anderem auf einer Befragung von über 1000 jungen Menschen zwischen 14 und 22 Jahren. In der Stichprobe kommen Jugendliche aller Bildungsschichten mit und ohne Migrationshintergrund zu Wort. (fmg)