Barcelona. Katalonien hat eine starke Wirtschaft und fühlt sich von Madrid diskriminiert. Die wichtigsten Fakten zu der Region im Norden Spaniens.

Die Wurzeln des

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reichen Jahrhunderte zurück. Hier die wichtigsten Fakten zum

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zwischen der Region und der spanischen Zentralregierung.

• Warum will Katalonien von Spanien unabhängig werden?

Die 7,5 Millionen Einwohner Kataloniens, das etwa so groß wie Nordrhein-Westfalen ist, pflegen seit Jahrhunderten ihre eigene Sprache sowie Kultur. Sie pochten in den letzten Jahren vergeblich auf mehr Selbstverwaltung und größere Steuerhoheit. Viele Katalanen begreifen sich als eigene Nation und fühlen sich vom spanischen Zentralstaat zunehmend wirtschaftlich benachteiligt und politisch bevormundet.

Die Unabhängigkeitsbewegung ist deswegen im vergangenen Jahrzehnt gewachsen. Immer noch ist die Erinnerung an die Unterdrückung während der rechten Franco-Diktatur (1939–1975) wach: Damals wurde Katalonien kulturell wie politisch gleichgeschaltet. Wer Katalanisch sprach, wurde verfolgt. Das Vorgehen der spanischen Regierung mit Gerichtsverboten und Polizeieinsätzen gegen das Referendum wird von vielen Katalanen als Fortsetzung dieser Repression empfunden.

• Wie stark ist Kataloniens Wirtschaft?

Katalonien ist gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 2016 die wirtschaftsstärkste Region Spaniens. „Catalunya“, wie die Region auf Katalanisch heißt, stellt 16 Prozent der spanischen Bevölkerung, trug 2016 aber 19 Prozent zum spanischen BIP bei und wuchs mit 3,5 Prozent stärker als die gesamtspanische Wirtschaft (3,2 Prozent). Es ist die wichtigste Tourismusregion des Staates: Nahezu ein Viertel aller ausländischen Spanienurlauber verbrachten hier 2016 ihre Ferien.

Spanien: Polizei geht massiv gegen Unabhängigkeitsreferendum vor

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    Entsprechend trägt Katalonien überdurchschnittlich zum spanischen Steueraufkommen bei. Die Region beklagt sich aber, dass sie finanziell von der Zentralregierung in Madrid stranguliert und bei staatlichen Investitionen im Vergleich zu anderen Regionen diskriminiert wird.

    • Warum ist das Referendum illegal?

    Laut Spaniens Verfassung müssen Volksabstimmungen vom Staat genehmigt werden. Spaniens Regierung wie auch das nationale Parlament in Madrid lehnen jedoch ein Unabhängigkeitsreferendum ab. Zudem ist in Spaniens Verfassung die „unauflösliche Einheit der spanischen Nation“ verankert. Deswegen hat das

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    .

    Spaniens Verfassungsgericht stellte aber fest, dass es prinzipiell nicht illegal sei, wenn Katalonien einen eigenen Staat anstrebe. Aber dies müsse rechtsstaatlich geschehen – also nicht einseitig, sondern im Dialog mit der spanischen Zentralregierung. Die Verfassung müsste hierzu geändert werden.

    • Warum will sich Katalonien dem Verbot der Abstimmung nicht beugen?

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    verwies darauf, dass alle Versuche, mit Spanien eine legale Abstimmung auszuhandeln, gescheitert seien. Deswegen habe man keinen anderen Weg gesehen, als ohne die Erlaubnis des spanischen Staates einen Volksentscheid anzusetzen.

    • Was sagt Kataloniens Bevölkerung?

    Alle Meinungsumfragen stimmen darin überein, dass eine breite Mehrheit der katalanischen Bevölkerung ein Referendum grundsätzlich unterstützt. Bei einer einseitig angesetzten Abstimmung wie jene, die am Sonntag stattfand, sinkt die Zustimmung zu einem Plebiszit jedoch auf rund 39 Prozent.

    Katalanen stimmen über Unabhängigkeit ab

    In Katalonien haben viele Menschen am Sonntag über die Unabhängigkeit von Spanien abgestimmt.
    In Katalonien haben viele Menschen am Sonntag über die Unabhängigkeit von Spanien abgestimmt. © REUTERS | YVES HERMAN
    Es war ein emotionaler Moment für die Katalanen. Die Befürworter des Referendums haben mit der Beteiligung Zehntausender gerechnet.
    Es war ein emotionaler Moment für die Katalanen. Die Befürworter des Referendums haben mit der Beteiligung Zehntausender gerechnet. © REUTERS | YVES HERMAN
    Eine ältere Frau jubelt, nachdem sie ihre Stimme beim Referendum abgegeben hat.
    Eine ältere Frau jubelt, nachdem sie ihre Stimme beim Referendum abgegeben hat. © dpa | Bob Edme
    Schon am Sonntagmorgen strömten Tausende zu den Wahllokalen. An einigen Orten blockierten Wähler die Türen, um zu verhindern, dass sie von der Polizei abgeriegelt werden. Denn das Referendum wurde vom Verfassungsgericht für illegal erklärt.
    Schon am Sonntagmorgen strömten Tausende zu den Wahllokalen. An einigen Orten blockierten Wähler die Türen, um zu verhindern, dass sie von der Polizei abgeriegelt werden. Denn das Referendum wurde vom Verfassungsgericht für illegal erklärt. © Getty Images | Chris McGrath
    Die katalonische Regierung erklärte, Wähler könnten zu jedem offenen Wahllokal gehen, wenn das eigentlich vorgesehene abgeriegelt sei. Auch Stimmzettel, die zu Hause ausgedruckt wurden, wurden akzeptiert.
    Die katalonische Regierung erklärte, Wähler könnten zu jedem offenen Wahllokal gehen, wenn das eigentlich vorgesehene abgeriegelt sei. Auch Stimmzettel, die zu Hause ausgedruckt wurden, wurden akzeptiert. © REUTERS | YVES HERMAN
    Hunderte von Menschen bildeten in Barcelona eine Menschenkette, um auf die Wahlurnen für das Referendum zu warten.
    Hunderte von Menschen bildeten in Barcelona eine Menschenkette, um auf die Wahlurnen für das Referendum zu warten. © dpa | Nicolas Carvalho Ochoa
    Die Organisatoren der Abstimmung schmuggelten die Urnen in schwarzen Plastiksäcken zu den Wahllokalen.
    Die Organisatoren der Abstimmung schmuggelten die Urnen in schwarzen Plastiksäcken zu den Wahllokalen. © REUTERS | YVES HERMAN
    Auch diese Wahlhelfer trugen eine Wahlurne in einem Plastiksack zum Wahllokal.
    Auch diese Wahlhelfer trugen eine Wahlurne in einem Plastiksack zum Wahllokal. © Getty Images | Chris McGrath
    Zuvor hatte die spanische Zentralregierung Tausende Polizisten in die Region geschickt, die Stimmzettel beschlagnahmten und Wahllokale absperrten.
    Zuvor hatte die spanische Zentralregierung Tausende Polizisten in die Region geschickt, die Stimmzettel beschlagnahmten und Wahllokale absperrten. © Getty Images | Chris McGrath
    Einheiten der Guardia Civil, der spanischen Nationalpolizei, versuchten, Menschen daran zu hindern, ins Wahllokal zu gehen.
    Einheiten der Guardia Civil, der spanischen Nationalpolizei, versuchten, Menschen daran zu hindern, ins Wahllokal zu gehen. © dpa | Emilio Morenatti
    Die Lage war extrem angespannt.
    Die Lage war extrem angespannt. © dpa | Emilio Morenatti
    In den Wahllokalen gaben die Menschen ihre Stimmen ab – teilweise mit emotionalen Gesten.
    In den Wahllokalen gaben die Menschen ihre Stimmen ab – teilweise mit emotionalen Gesten. © REUTERS | YVES HERMAN
    Vor den Wahllokalen positionierten sich die Sicherheitskräfte.
    Vor den Wahllokalen positionierten sich die Sicherheitskräfte. © dpa | Emilio Morenatti
    Sogar Gummigeschosse wurden abgefeuert.
    Sogar Gummigeschosse wurden abgefeuert. © dpa | Emilio Morenatti
    Demonstranten wurden von der Straße entfernt.
    Demonstranten wurden von der Straße entfernt. © REUTERS | SUSANA VERA
    Szenen von Polizeigewalt überschatteten das Referendum.
    Szenen von Polizeigewalt überschatteten das Referendum. © dpa | Francisco Seco
    Hunderte Menschen seien verletzt worden, berichtete das katalonische Gesundheitsministerium.
    Hunderte Menschen seien verletzt worden, berichtete das katalonische Gesundheitsministerium. © dpa | Emilio Morenatti
    Auch der spanische Fußball bekam die Auswirkungen des Referendums zu spüren: Die Spieler des FC Barcelona trugen beim Aufwärmen und für das Mannschaftfoto Trikots in den Farben der katalanischen Flagge.
    Auch der spanische Fußball bekam die Auswirkungen des Referendums zu spüren: Die Spieler des FC Barcelona trugen beim Aufwärmen und für das Mannschaftfoto Trikots in den Farben der katalanischen Flagge. © Getty Images | Alex Caparros
    Das Liga-Spiel FC Barcelona gegen UD Las Palmas wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen.
    Das Liga-Spiel FC Barcelona gegen UD Las Palmas wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen. © REUTERS | ALBERT GEA
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    Mit Blick auf die Unabhängigkeit Kataloniens ist die Bevölkerung der Region gespalten. Nach der jüngsten Erhebung des offiziellen katalanischen Umfrageinstituts Centre d’Estudis d’Opinió von Juli sind 41 Prozent für eine Abspaltung und 49 Prozent dagegen. Beim illegalen Referendum von Sonntag wurde allerdings eine große Mehrheit für die Unabhängigkeit erwartet. Dieses Ergebnis wird jedoch kaum als repräsentativ gelten können. Die prospanischen Parteien hatten zum Boykott aufgerufen.

    • Wie geht es nun weiter?

    Kataloniens Regierung erklärte, dass unabhängig von der Wahlbeteiligung bei einem Sieg der Befürworter umgehend die Abspaltung von Spanien eingeleitet werde. Spaniens Regierung kündigte für diesen Fall an, dass man auch darauf mit dem Gesetz antworten werde: Der katalanischen Regierung droht dann die Amtsenthebung, die Region könnte unter spanische Verwaltung gestellt werden.

    Die Experten sind sich weitgehend einig, dass dieser Konflikt, der an Brisanz zunimmt, nicht mit Zwangsmaßnahmen beendet werden kann. Ohne Dialog und Verhandlungen über den künftigen Status Kataloniens werde es keine Lösung geben, meinen sie.