Nürnberg. Nürnberg wollte AfD-Spitzenkandidat Gauland einen Auftritt in der Stadt verbieten. Ein Gericht sagt jetzt: Das geht nachträglich nicht.

Die Stadt Nürnberg darf der

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die Nutzung der Meistersingerhalle am Samstag, 9. September, nicht nachträglich verbieten. Das Verwaltungsgericht Ansbach gab am Mittwoch einem entsprechenden Eilantrag der rechtskonservativen Partei statt.

In einem Bescheid vom April 2017 hatte die Stadt der

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die Halle für eine Wahlkampfveranstaltung zunächst überlassen, den Mietvertrag aber später widerrufen. (AZ: AN 4 S 17.01868) Die Partei hat nach Angaben des Gerichts inzwischen neben dem Eilantrag auch Klage gegen die Entscheidung der Stadt erhoben (AZ: AN 2 K 17.1869). Die Stadt will die Entscheidung des Gerichts akzeptieren.

Nürnberg wollte Garantie, dass Gauland nicht auftritt

Die Stadtverwaltung Nürnbergs hatte die AfD vor einigen Tagen aufgefordert, ihr zuzusichern, dass der

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nicht reden wird. Die Stadt begründete ihre Forderung damit, dass sich Gauland mehrfach herablassend gegen Menschen geäußert habe und damit den sozialen Frieden gefährde.

Konkret nannte die Stadt eine Aussage Gaulands über die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD). Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Thüringen hatte Gauland davon gesprochen,

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Das sind die Gesichter der AfD

Bernd Lucke gründete im Februar 2013 die Alternative für Deutschland. Er wurde ihr erster Vorsitzender und das Gesicht der Partei. Zu Beginn stand vor allem die Kritik am Euro im Mittelpunkt.
Bernd Lucke gründete im Februar 2013 die Alternative für Deutschland. Er wurde ihr erster Vorsitzender und das Gesicht der Partei. Zu Beginn stand vor allem die Kritik am Euro im Mittelpunkt. © Getty Images | Volker Hartmann
Das Zerwürfnis: Im Juli 2015 auf dem AfD-Parteitag in Essen kam es zum Bruch zwischen Parteichef Bernd Lucke und der Co-Vorsitzenden Frauke Petry. Lucke verließ danach die Partei und gründete die neue Partei „Alfa“, die inzwischen Liberal-Konservative Reformer (LKR) heißt. Petry führte seitdem die AfD.
Das Zerwürfnis: Im Juli 2015 auf dem AfD-Parteitag in Essen kam es zum Bruch zwischen Parteichef Bernd Lucke und der Co-Vorsitzenden Frauke Petry. Lucke verließ danach die Partei und gründete die neue Partei „Alfa“, die inzwischen Liberal-Konservative Reformer (LKR) heißt. Petry führte seitdem die AfD. © Getty Images | Volker Hartmann
Bei dem Streit zwischen Bernd Lucke und Frauke Petry ging es nicht nur um die Macht in der AfD, sondern auch um deren Kurs. Unter Petry verlagerte sich der Schwerpunkt schnell in Richtung Anti-Islam-Partei.
Bei dem Streit zwischen Bernd Lucke und Frauke Petry ging es nicht nur um die Macht in der AfD, sondern auch um deren Kurs. Unter Petry verlagerte sich der Schwerpunkt schnell in Richtung Anti-Islam-Partei. © Getty Images | Volker Hartmann
Alexander Gauland, ein ehemaliger Journalist, steht heute für das national-konservative Gesicht der AfD. Er ist Vorsitzender der AfD-Fraktion im Landtag von Brandenburg.
Alexander Gauland, ein ehemaliger Journalist, steht heute für das national-konservative Gesicht der AfD. Er ist Vorsitzender der AfD-Fraktion im Landtag von Brandenburg. © dpa | Ralf Hirschberger
Thüringens AfD-Chef Björn Höcke gehört zu den absoluten Hardlinern der AfD. Sein Auftritt bei Günther Jauch in der ARD, als er eine Deutschlandfahne aus der Jacke zog, sorgte für reichlich Schlagzeilen.
Thüringens AfD-Chef Björn Höcke gehört zu den absoluten Hardlinern der AfD. Sein Auftritt bei Günther Jauch in der ARD, als er eine Deutschlandfahne aus der Jacke zog, sorgte für reichlich Schlagzeilen. © dpa | Martin Schutt
Björn Höcke provozierte mit einer Rede über die „Reproduktionslehre“ in Afrika scharfe Kritik aus den anderen Parteien.
Björn Höcke provozierte mit einer Rede über die „Reproduktionslehre“ in Afrika scharfe Kritik aus den anderen Parteien. © imago stock&people | Stefan Zeitz
Beatrix von Storch sorgte mit bizarren Talkshow-Auftritten im Fernsehen und mit ihrer Wortmeldung zum Schusswaffeneinsatz gegen Flüchtlinge an der Grenze für Aufregung. Die Europa-Abgeordnete der AfD wurde im April 2016 aus der europaskeptischen EKR-Fraktion im EU-Parlament ausgeschlossen.
Beatrix von Storch sorgte mit bizarren Talkshow-Auftritten im Fernsehen und mit ihrer Wortmeldung zum Schusswaffeneinsatz gegen Flüchtlinge an der Grenze für Aufregung. Die Europa-Abgeordnete der AfD wurde im April 2016 aus der europaskeptischen EKR-Fraktion im EU-Parlament ausgeschlossen. © imago | Müller Stauffenberg
Alice Weidel wurde im April 2017 auf dem AfD-Bundesparteitag in Köln mit 67,7 Prozent der Stimmen zur Spitzenkandidatin gewählt.
Alice Weidel wurde im April 2017 auf dem AfD-Bundesparteitag in Köln mit 67,7 Prozent der Stimmen zur Spitzenkandidatin gewählt. © Getty Images | Sascha Schuermann
Sie bildete zusammen mit Alexander Gauland das Spitzenduo der Partei für die Bundestagswahl im September 2017.
Sie bildete zusammen mit Alexander Gauland das Spitzenduo der Partei für die Bundestagswahl im September 2017. © dpa | Rolf Vennenbernd
Siegerpose nach der Bundestagswahl am 24. September: Alexander Gauland und Alice Weidel auf der Wahlparty ihrer Partei in Berlin.
Siegerpose nach der Bundestagswahl am 24. September: Alexander Gauland und Alice Weidel auf der Wahlparty ihrer Partei in Berlin. © dpa | Jens Büttner
Unmittelbar nach der Bundestagswahl gab es einen Paukenschlag: AfD-Vorsitzende Frauke Petry (r.) ...
Unmittelbar nach der Bundestagswahl gab es einen Paukenschlag: AfD-Vorsitzende Frauke Petry (r.) ... © REUTERS | WOLFGANG RATTAY
... verließ die Pressekonferenz ihrer Partei und kündigte an, nicht der AfD-Fraktion im Bundestag angehören zu wollen. Sie wolle sich als Führungsfigur für einen „konservativen Neuanfang“ positionieren. Nach ihrem Parteiaustritt kündigte Petry an, eine neue Partei zu gründen.
... verließ die Pressekonferenz ihrer Partei und kündigte an, nicht der AfD-Fraktion im Bundestag angehören zu wollen. Sie wolle sich als Führungsfigur für einen „konservativen Neuanfang“ positionieren. Nach ihrem Parteiaustritt kündigte Petry an, eine neue Partei zu gründen. © dpa | Michael Kappeler
Und auch mit Marcus Pretzell verliert die AfD in Nordrhein-Westfalen ihren prominentesten Politiker. Er trat im Oktober 2017 aus der Partei aus.
Und auch mit Marcus Pretzell verliert die AfD in Nordrhein-Westfalen ihren prominentesten Politiker. Er trat im Oktober 2017 aus der Partei aus. © dpa | Federico Gambarini
Die AfD hat rund 20.000 Mitglieder. Bei der Bundestagswahl holte die Partei 12,6 Prozent der Stimmen und stellt nun 94 Abgeordnete . Sie bildet damit die drittgrößte Fraktion im Parlament.
Die AfD hat rund 20.000 Mitglieder. Bei der Bundestagswahl holte die Partei 12,6 Prozent der Stimmen und stellt nun 94 Abgeordnete . Sie bildet damit die drittgrößte Fraktion im Parlament. © Getty Images | Carsten Koall
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Kommune kündigte den Mietvertrag mit der AfD

Nachdem die Partei nicht die von der Stadt geforderte Erklärung abgegeben hatte – nämlich, dass Gauland nicht das Wort ergreifen werde – kündigte die Kommune den geschlossenen Mietvertrag mit einem Verweis auf einen Passus in den Vertragsbedingungen. Darin heißt es, dass die Stadt den Vertrag widerrufen kann, wenn eine Schädigung des Ansehens der Kommune durch die Veranstaltung zu befürchten sei.Die für Kommunalrecht zuständige 4. Kammer des Verwaltungsgerichts stellte die aufschiebende Wirkung der Klage wieder her und gab dem Antrag der AfD statt.

Es bestünden im Hinblick auf die verfassungsrechtlichen Vorgaben Bedenken gegen die Entscheidung der Stadt. Es sei „nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu erkennen“, dass Gauland sich in der Halle volksverhetzend oder anderweitig beleidigend äußern wird.

Endgültige Klärung erst nach AfD-Veranstaltung

Die Stadt Nürnberg bedauerte den Beschluss des Verwaltungsgerichts in einer Stellungnahme. Man habe die Entscheidung sorgfältig geprüft und verzichte vor dem Hintergrund der grundsätzlichen Rechtsprechung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes nun darauf, gegen die Ansbacher Entscheidung Beschwerde einzulegen.

Im Beschluss heißt es, dass das Verwaltungsgericht nicht verkenne, dass die Äußerungen Gaulands „als grob unangemessen, schwer ehrverletzend, hetzerisch bzw. rassistisch empfunden werden können“ und in der Öffentlichkeit so empfunden wurden. Wegen der verfassungsrechtlichen, höherrangigen „einfachgesetzlichen Vorgaben“ sehe sich die 4. Kammer jedoch „an einer anderslautenden Entscheidung gehindert“.

AfD begrüßt die Entscheidung

Das Gericht teilte abschließend mit, die endgültige Klärung der Rechtmäßigkeit des Widerrufsbescheids der Stadt Nürnberg erfolge im Nachhinein mit der Entscheidung über die ordentliche Klage.

Die AfD begrüßte die Entscheidung: „Die Meinungsfreiheit und Demokratie haben gesiegt“, erklärte der Nürnberger AfD-Bundestagskandidat Martin Sichert mit. (epd/dpa)