Berlin. Ein Zitat von AfD-Vize Alexander Gauland sorgt für Empörung. Der Politiker lehnt eine Entschuldigung ab – und legt verbal noch nach.

  • AfD-Politiker Alexander Gauland hat mit einer Schimpftirade für Empörung gesorgt
  • Er hatte gesagt, er wolle die stellvertretende SPD-Vorsitzende Aydan Özoguz „entsorgen“
  • Spitzenpolitiker von SPD und CDU fanden deutliche Worte

AfD-Vize-Chef Alexander Gauland lehnt es ab, sich für seine Äußerungen in Bezug auf die SPD-Politikerin und Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Aydan Özoguz, zu entschuldigen. „Nein, ich werde mich bei Frau Özoguz nicht entschuldigen“, sagte Gauland am Montagabend in der ARD-Sendung „Hart aber fair“.

Gauland hatte auf einer Wahlkampf-Veranstaltung in Thüringen über Özoguz gesagt: „Ladet sie mal ins Eichsfeld ein, und sagt ihr dann, was spezifisch deutsche Kultur ist. Danach kommt sie hier nie wieder her, und wir werden sie dann auch, Gott sei Dank, in Anatolien entsorgen können.“

Gauland verteidigte in der ARD auch den Begriff „entsorgen“. Er habe dabei „nicht an irgendwie Abfall“ gedacht. Der Begriff sei „völlig harmlos“. Er habe mit der Äußerung auch „nicht bewusst provozieren“ wollen.

„Dorthin, wo sie besser aufgehoben ist“

Auch gegenüber der „Welt“ verteidigte Gauland seine Äußerung. „Ich bleibe dabei, wer solche Ansichten vertritt, hat in diesem Land nichts verloren“, sagte der AfD-Spitzenkandidat der Zeitung. Er würde sich wünschen, „dass Frau Özoguz dorthin zurückkehrt, wo sie offensichtlich besser aufgehoben ist“. Lediglich das Wort „entsorgen“ wolle Gauland nicht mehr verwenden. Er habe unter metaphorischer Verwendung mit dem Wort ausdrücken wollen, dass „Frau Özoguz nicht in die deutsche Bundesregierung und auch nicht zu unserem Land gehört“, heißt es in dem Bericht.

Alice Weidel: „Wortwahl ist Geschmackssache“

Özoguz, die auch SPD-Vizevorsitzende ist, wollte Gaulands Wahlkampfrede nicht kommentieren. Sie hatte im Mai in einem Interview gesagt, eine spezifisch deutsche Kultur sei, jenseits der Sprache, nicht zu identifizieren.

Interview Alexander Gauland: Die kontroversesten Zitate des AfD-Spitzenkandidaten

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    Die neben Gauland Co-Spitzenkandidatin der AfD für die Bundestagswahl, Alice Weidel, sagte am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“: „Die Wortwahl ist Geschmackssache. Ich würde das so nicht wählen.“ In der Sache habe ihr Parteikollege aber recht.

    Frauke Petry kritisiert Gaulands Wortwahl

    AfD-Chefin Frauke Petry übte Kritik an Özoguz, monierte aber gleichzeitig auch die Ausdrucksweise von Partei-Vize Gauland. Sie sagte: „Aydan Özoguz versteht sich offenbar als Abschaffungsbeauftragte der deutschen Kultur. Einer demokratischen Kultur, in der auch seltsame Meinungen ertragen, aber deren Träger keinesfalls ,entsorgt’ werden.“

    Dem „Tagesspiegel“ hatte Gauland zuvor gesagt, er könne sich nicht erinnern, den Begriff „entsorgen“ gebraucht zu haben. Wer sich aber wie Özoguz äußere und sage, dass das Zusammenleben in Deutschland jeden Tag neu ausgehandelt werden müsse, „gehört zurück nach Anatolien“.

    SPD und CDU sprechen von Rassismus

    Die Bundesregierung distanzierte sich von Gaulands Äußerungen. „Frau Özoguz stammt aus Hamburg – insofern disqualifizieren sich diese Äußerungen von selbst“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin.

    Der SPD-Vorsitzende und Kanzlerkandidat Martin Schulz sprach von einer „widerlichen“ Äußerung Gaulands:

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    Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) ließ Gaulands Worte als „schlimme verbale Entgleisungen“ verurteilen. „Sie lassen jeden Anstand und Respekt gegenüber Andersdenken vermissen und wecken überall auf der Welt die schlimmsten Erinnerungen an unser Land“, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Gabriel selbst schrieb auf Twitter:

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    CDU-Generalsekretär Peter Tauber verurteilte die Äußerung Gaulands scharf. Auf Twitter warf Tauber dem AfD-Politiker Rassismus vor:

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    Özoguz wurde 1967 in Hamburg geboren, ihre Eltern waren 1958 als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Gauland sagt jedoch seit längerem in vielen Reden, sie gehöre „zurück“ in die Türkei. Ebenso spricht er immer wieder von der „schleichenden Landnahme“ durch Flüchtlinge.

    Nicht der erste Ärger für Gauland

    Mit diesem Werbeplakat machte sich eine Autovermietung über Alexander Gauland lustig, nachdem dieser den Fußballspieler Jerome Boateng beleidigt hatte.
    Mit diesem Werbeplakat machte sich eine Autovermietung über Alexander Gauland lustig, nachdem dieser den Fußballspieler Jerome Boateng beleidigt hatte. © imago/Norbert Schmidt | imago stock&people

    Es ist nicht das erste Mal, dass Gauland von einem kontroversen Zitat verfolgt wird. Mit Blick auf den Fußball-Nationalspieler Jerome Boateng sagte er im Mai 2016 zur „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“: „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“

    Gauland fühlte sich von Journalisten hinters Licht geführt

    Die Äußerung sorgte tagelang für

    und

    . Boateng selbst, Sohn eines ghanaischen Vaters und einer deutschen Mutter, nahm die Angelegenheit sportlich. Bundeskanzlerin Merkel nannte das Zitat „niederträchtig“.

    an AfD-Parteifreunde, er sei von den FAS-Journalisten hinters Licht geführt worden. Die Zitate seien ihm nicht zur Autorisierung vorgelegt worden. (W.B./dpa/küp)

    Das sind die Gesichter der AfD

    Bernd Lucke gründete im Februar 2013 die Alternative für Deutschland. Er wurde ihr erster Vorsitzender und das Gesicht der Partei. Zu Beginn stand vor allem die Kritik am Euro im Mittelpunkt.
    Bernd Lucke gründete im Februar 2013 die Alternative für Deutschland. Er wurde ihr erster Vorsitzender und das Gesicht der Partei. Zu Beginn stand vor allem die Kritik am Euro im Mittelpunkt. © Getty Images | Volker Hartmann
    Das Zerwürfnis: Im Juli 2015 auf dem AfD-Parteitag in Essen kam es zum Bruch zwischen Parteichef Bernd Lucke und der Co-Vorsitzenden Frauke Petry. Lucke verließ danach die Partei und gründete die neue Partei „Alfa“, die inzwischen Liberal-Konservative Reformer (LKR) heißt. Petry führte seitdem die AfD.
    Das Zerwürfnis: Im Juli 2015 auf dem AfD-Parteitag in Essen kam es zum Bruch zwischen Parteichef Bernd Lucke und der Co-Vorsitzenden Frauke Petry. Lucke verließ danach die Partei und gründete die neue Partei „Alfa“, die inzwischen Liberal-Konservative Reformer (LKR) heißt. Petry führte seitdem die AfD. © Getty Images | Volker Hartmann
    Bei dem Streit zwischen Bernd Lucke und Frauke Petry ging es nicht nur um die Macht in der AfD, sondern auch um deren Kurs. Unter Petry verlagerte sich der Schwerpunkt schnell in Richtung Anti-Islam-Partei.
    Bei dem Streit zwischen Bernd Lucke und Frauke Petry ging es nicht nur um die Macht in der AfD, sondern auch um deren Kurs. Unter Petry verlagerte sich der Schwerpunkt schnell in Richtung Anti-Islam-Partei. © Getty Images | Volker Hartmann
    Alexander Gauland, ein ehemaliger Journalist, steht heute für das national-konservative Gesicht der AfD. Er ist Vorsitzender der AfD-Fraktion im Landtag von Brandenburg.
    Alexander Gauland, ein ehemaliger Journalist, steht heute für das national-konservative Gesicht der AfD. Er ist Vorsitzender der AfD-Fraktion im Landtag von Brandenburg. © dpa | Ralf Hirschberger
    Thüringens AfD-Chef Björn Höcke gehört zu den absoluten Hardlinern der AfD. Sein Auftritt bei Günther Jauch in der ARD, als er eine Deutschlandfahne aus der Jacke zog, sorgte für reichlich Schlagzeilen.
    Thüringens AfD-Chef Björn Höcke gehört zu den absoluten Hardlinern der AfD. Sein Auftritt bei Günther Jauch in der ARD, als er eine Deutschlandfahne aus der Jacke zog, sorgte für reichlich Schlagzeilen. © dpa | Martin Schutt
    Björn Höcke provozierte mit einer Rede über die „Reproduktionslehre“ in Afrika scharfe Kritik aus den anderen Parteien.
    Björn Höcke provozierte mit einer Rede über die „Reproduktionslehre“ in Afrika scharfe Kritik aus den anderen Parteien. © imago stock&people | Stefan Zeitz
    Beatrix von Storch sorgte mit bizarren Talkshow-Auftritten im Fernsehen und mit ihrer Wortmeldung zum Schusswaffeneinsatz gegen Flüchtlinge an der Grenze für Aufregung. Die Europa-Abgeordnete der AfD wurde im April 2016 aus der europaskeptischen EKR-Fraktion im EU-Parlament ausgeschlossen.
    Beatrix von Storch sorgte mit bizarren Talkshow-Auftritten im Fernsehen und mit ihrer Wortmeldung zum Schusswaffeneinsatz gegen Flüchtlinge an der Grenze für Aufregung. Die Europa-Abgeordnete der AfD wurde im April 2016 aus der europaskeptischen EKR-Fraktion im EU-Parlament ausgeschlossen. © imago | Müller Stauffenberg
    Alice Weidel wurde im April 2017 auf dem AfD-Bundesparteitag in Köln mit 67,7 Prozent der Stimmen zur Spitzenkandidatin gewählt.
    Alice Weidel wurde im April 2017 auf dem AfD-Bundesparteitag in Köln mit 67,7 Prozent der Stimmen zur Spitzenkandidatin gewählt. © Getty Images | Sascha Schuermann
    Sie bildete zusammen mit Alexander Gauland das Spitzenduo der Partei für die Bundestagswahl im September 2017.
    Sie bildete zusammen mit Alexander Gauland das Spitzenduo der Partei für die Bundestagswahl im September 2017. © dpa | Rolf Vennenbernd
    Siegerpose nach der Bundestagswahl am 24. September: Alexander Gauland und Alice Weidel auf der Wahlparty ihrer Partei in Berlin.
    Siegerpose nach der Bundestagswahl am 24. September: Alexander Gauland und Alice Weidel auf der Wahlparty ihrer Partei in Berlin. © dpa | Jens Büttner
    Unmittelbar nach der Bundestagswahl gab es einen Paukenschlag: AfD-Vorsitzende Frauke Petry (r.) ...
    Unmittelbar nach der Bundestagswahl gab es einen Paukenschlag: AfD-Vorsitzende Frauke Petry (r.) ... © REUTERS | WOLFGANG RATTAY
    ... verließ die Pressekonferenz ihrer Partei und kündigte an, nicht der AfD-Fraktion im Bundestag angehören zu wollen. Sie wolle sich als Führungsfigur für einen „konservativen Neuanfang“ positionieren. Nach ihrem Parteiaustritt kündigte Petry an, eine neue Partei zu gründen.
    ... verließ die Pressekonferenz ihrer Partei und kündigte an, nicht der AfD-Fraktion im Bundestag angehören zu wollen. Sie wolle sich als Führungsfigur für einen „konservativen Neuanfang“ positionieren. Nach ihrem Parteiaustritt kündigte Petry an, eine neue Partei zu gründen. © dpa | Michael Kappeler
    Und auch mit Marcus Pretzell verliert die AfD in Nordrhein-Westfalen ihren prominentesten Politiker. Er trat im Oktober 2017 aus der Partei aus.
    Und auch mit Marcus Pretzell verliert die AfD in Nordrhein-Westfalen ihren prominentesten Politiker. Er trat im Oktober 2017 aus der Partei aus. © dpa | Federico Gambarini
    Die AfD hat rund 20.000 Mitglieder. Bei der Bundestagswahl holte die Partei 12,6 Prozent der Stimmen und stellt nun 94 Abgeordnete . Sie bildet damit die drittgrößte Fraktion im Parlament.
    Die AfD hat rund 20.000 Mitglieder. Bei der Bundestagswahl holte die Partei 12,6 Prozent der Stimmen und stellt nun 94 Abgeordnete . Sie bildet damit die drittgrößte Fraktion im Parlament. © Getty Images | Carsten Koall
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