Berlin. Nicht nur klassische Umfragen, auch Suchanfragen sagen etwas über die Stimmung vor der Bundestagswahl aus. Wir analysieren die Daten.

  • In den Umfragen sieht es nicht gut aus für die SPD
  • Aber Google-Nutzer haben offenbar großes Interesse an der Partei
  • Im Ranking der Suchanfragen sind die Sozialdemokraten vier Plätze nach oben geklettert

Die SPD steckt im Umfragetief und Kanzlerkandidat Martin Schulz findet kaum ein Thema, mit dem er das Wählerinteresse wecken könnte. Der Negativtrend hält nun schon mehrere Wochen an, doch in einer Kategorie konnte die SPD die CDU in den vergangenen Wochen überflügeln: bei den Suchanfragen über Google.

Zwar lassen die Suchanfragen keine Voraussagen zu einem Wahlergebnis zu, doch bilden sie ab, wie sehr Parteien mit Aussagen und Nachrichten polarisieren.

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hatte sich zum Beispiel gezeigt, dass die AfD stets das größte Suchvolumen generiert hat. Wir haben nun untersucht, welche Parteien zwischen dem 11. Juni und 6. August am häufigsten gesucht wurden und wann sie das höchste Suchaufkommen hatten.

Für unsere Untersuchung hat das deutsche Google-Trends-Team für unsere Redaktion das wöchentliche Suchvolumen ermittelt. Das höchste Suchvolumen wurde in der Google-eigenen Systematik mit dem Wert 100 versehen, kein Suchaufkommen mit 0.

• AfD: Polarisierung ist weiter der Quotengarant

Auch in den vergangenen acht Wochen war die AfD das Maß aller Dinge, was Suchanfragen angeht. Dabei sagen die Suchanfragen nichts über Sympathien aus. Sowohl AfD-Anhänger wie auch Gegner googeln schließlich nach der Partei.

Den Höchstwert von 100 erreichte die Partei am 4. August 2017. Es ist der Tag an dem das Congress Center in Düsseldorf der Partei eine Absage für eine Wahlkampfveranstaltung erteilt. Zwei andere große Säle hatten den Rechtspopulisten da schon abgesagt. Die erste Augustwoche sorgte aber auch für

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. Etwa um das Parteiprogramm, das kostenpflichtig

und um Aussagen lokaler AfD-Vertreter nach einem Messerangriff in Hamburg.

Hier wettert Martin Schulz gegen die AfD

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    • SPD: Ein seltenes Erfolgserlebnis

    In der Parteizentrale der SPD dürften die Genossen schon jubeln bei der Feststellung, dass sich überhaupt noch jemand für die Partei interessiert. Dass die SPD in wenigen Wochen bei den Suchanfragen von Platz sechs auf Platz zwei gesprungen ist, ist in der Tat beachtlich.

    Dieser Umstand lässt sich aber recht einfach erklären. Am 25. Juni hat die SPD ihren außerordentlichen Parteitag abgehalten und zu diesem Datum einen Wert von 80,99 bei den Suchanfragen erreicht. Ein Blick auf den Verlauf der Suchanfragen zeigt, dass das hohe Niveau gehalten wurde. Fehlt nur noch, dass die Partei aus dem Interesse auch Profit schlägt.

    • CDU: Wie ein wirrer Slogan das Interesse weckt

    Die CDU hat ihr Regierungsprogramm unter dem wohl wirrsten Hashtag in sozialen Medien vorgestellt, den es seit langem gab:

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    . Diese kryptische Abkürzung dürfte dazu geführt haben, dass zahlreiche Nutzer nach der Auflösung gesucht haben.

    Gut möglich, dass die Lösung “Ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben” die Nutzer dann aber erst einmal enttäuscht hat. Zumindest konnte die CDU den Höchstwert von 65,17 nicht mehr wiederholen - auch nicht nach der Ankündigung von Angela Merkel, im Bundestag über die Ehe für alle abstimmen zu lassen.

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    • FDP: Die Verfolger holen auf

    Die FDP landete bei der ersten Auswertung unserer Redaktion zu Google-Suchen zu Parteien noch auf Platz drei. Und obwohl die Partei in den vergangenen acht Wochen ihr Wahlprogramm (Höchstwert am 10. Juni: 34,49) vorgestellt hat, reicht es nun nur noch für Platz vier. Konnte die FDP sich durch den Wahlerfolg in NRW bisher noch von den restlichen Parteien absetzen, ist der Vorsprung nun geschmolzen.

    • Die Linke: Das Fernsehen ist noch nicht tot

    Von Linken-Politikern dürfte man in nächster Zeit kaum den Satz hören: “Das lineare Fernsehen ist tot”. Schließlich hat ein TV-Interview des Spitzenkandidaten Dietmar Bartsch der Partei wohl zu Prominenz auf Google verholfen.

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    In der ARD hatte Bartsch am 9. Juli jedoch missverständliche Aussagen zur Gewalt beim G20-Gipfel in Hamburg getätigt. Dass Bartsch Fehler in der Polizeitaktik angesprochen hatten, legten zahlreiche Zuschauer als Sympathiebekundung für linke Gewalttäter aus. Von dieser Interpretation distanzierte sich die Linke aber sofort. Die Diskussion dürfte zu dem Suchvolumen mit einem Wert von 33,25 geführt haben.

    • Die Grünen: Die anderen sind einfach besser

    Ein Blick auf das Suchvolumen zu den Grünen zeigt: der Bundestagswahlkampf hat begonnen. Denn dass offensichtlich gesteigerte Interesse an der Bundespolitik hat wohl auch den Grünen insgesamt höhere Werte bei Suchanfragen beschert.

    Das Problem der Partei ist jedoch, dass zum Beispiel die Linke und die FDP noch mehr Suchvolumen generieren. Der Höchstwert von 30,89 während der Bundesdelegiertenkonferenz am 18. Juni reicht nur für den vorletzten Platz.

    • CSU: Die Grünen zum Vorbild?

    Ausgerechnet die Grünen wirken - zumindest bei Google-Suchen - wie ein Vorbild für die CSU. In unserer vorangegangenen Auswertung schaffte es die CSU in vielen Wochen nicht mal, ein Hundertstel des Suchvolumens der AfD zu erreichen. Nun aber scheint das allgemein steigende politische Interesse im Wahlkampf auf der CSU zugute zu kommen.

    In den besten Wochen reicht das Suchvolumen sogar bis auf wenige Punkte an das der FDP, der Linken und der Grünen heran. Den Höchstwert (19,1) erreichte die Schwesterpartei der CDU zur Vorstellung des eigenen Regierungsprogramms - dem so genannten Bayernplan - am 17. Juli.

    Welche Rückschlüsse lassen die Ergebnisse zu?

    Die Reihenfolge der Parteien in unserer Auswertung wird wohl kaum das Wahlergebnis widerspiegeln. Doch es zeigt, welche Ereignisse und Aussagen das allgemeine Interesse beeinflussen können. Um Suchanfragen nach politischem Interesse zu filtern, analysiert Google Abfragen die nach dem Schema „Partei + Programm“ erfolgen. Nach dieser Logik ergibt sich ein anderes Ergebnis: