Paris. Elf Kandidaten treten zur Präsidentschaftswahl an, nur vier haben eine wirkliche Chance. Am Ende machen zwei das Rennen unter sich aus.

Die letzten Umfragen lassen ein enges Rennen vermuten: Am Sonntag entscheiden die Franzosen, welche beiden Kandidaten in die Stichwahl um das Präsidentenamt am 7. Mai gehen. In jüngsten Umfragen liegen die vier führenden Kandidaten noch drei bis vier Prozentpunkte auseinander.

Am wahrscheinlichsten ist nach wie vor, dass der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron und die Chefin des Front National, Marine Le Pen, die erste Wahl für sich entscheiden und dann gegeneinander antreten. So wie es jetzt aussieht würde die Stichwahl dann Macron gewinnen.

Emmanuel Macron (unabhängiger Kandidat)

Einige nennen ihn den „französischen Kennedy“. Der 39-jährige Emmanuel Macron tritt bei der Präsidentenwahl als Parteiloser an. Der frühere Wirtschaftsminister und Investmentbanker hat dabei Großes vor: Er will die Parteienlandschaft seines Landes umpflügen und der Rechtspopulistin Marine Le Pen Paroli bieten.

Der parteilose französische Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron.
Der parteilose französische Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron. © dpa | Christophe Ena

Macron hat in den vergangenen Wochen immer mehr aufgeholt. Inzwischen liegt er etwa gleichauf mit seiner Konkurrentin Le Pen. Derzeit sieht es so aus, als würden die beiden bei der Stichwahl am 7. Mai das Rennen unter sich ausmachen – und Macron am Ende gewinnen. Der frühere Jesuitenschüler profitiert dabei von der Schwäche vieler Kontrahenten.

Macron, der schon vor langer Zeit sein Parteibuch bei den Sozialisten abgab, positioniert sich „weder rechts noch links“. Er tritt mit seiner Bewegung „En Marche!“ offen für Europa und damit auch für eine enge Partnerschaft mit Deutschland ein. Damit ist er in der Kandidatenrunde eher die Ausnahme. „Ich habe Europa im Herzen“, lautet einer seiner Wahlsprüche. In Berlin wird seine Kandidatur deshalb mit Wohlwollen gesehen.

Der hochbegabte und ehrgeizige Kandidat war bis 2012 gut bezahlter Investmentbanker bei Rothschild & Cie. Da das Misstrauen gegen die Finanzbranche im Land ganz tief sitzt, muss er sich immer wieder rechtfertigen.

Macron ist seit 2007 mit der mehr als 20 Jahre älteren Brigitte Trogneux verheiratet, die früher seine Lehrerin im nordfranzösischen Amiens war. Das Paar hat keine Scheu, sich schick angezogen in People-Magazinen zu präsentieren.

Marine Le Pen (Front National)

Ihre Feindbilder sind „das System“ und „die Globalisierung“: Marine Le Pen ist eine der bekanntesten Figuren des Rechtspopulismus in Europa. Seit sie 2011 die Führung der Front National (FN) von ihrem Vater übernahm, eilt die französische Rechtsaußen-Partei von einem starken Wahlergebnis zum nächsten.

Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen während einer Fernsehdiskussion.
Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen während einer Fernsehdiskussion. © dpa | Patrick Kovarik

Marine Le Pen kam 1968 als jüngste Tochter des rechtsextremen Polit-Haudegens Jean-Marie Le Pen zur Welt. Im Alter von acht Jahren wurde sie von einer Bombenexplosion aus dem Schlaf gerissen – ein Anschlag auf ihren Vater, dessen Hintergründe nie geklärt wurden. Sie studierte Jura und arbeitete als Rechtsanwältin, bis sie 1998 die Justizabteilung der Front National übernahm. Marine Le Pen hat drei Kinder. Ihre zwei Ehen gingen auseinander, heute ist sie mit dem FN-Europaabgeordneten Louis Aliot liiert.

Die 48-Jährige hat der FN ein gemäßigteres Auftreten verordnet, offenen Rassismus zurückgedrängt. Für diese Strategie ließ sie sogar ihren Vater aus der Partei ausschließen. Sie vertritt aber weiter radikale Positionen gegen die Europäische Union, den Euro und Einwanderung. „Die Stunde der großen Konfrontation zwischen Globalisierern und Patrioten ist gekommen“, sagt sie.

Le Pen ist Abgeordnete im EU-Parlament. Vorwürfe zur Verwendung von EU-Mitteln, wegen denen auch die französische Justiz ermittelt, lässt sie als Manöver ihrer politischen Gegner an sich abperlen.

Jean-Luc Mélenchon, Linkspartei

Er ist der linke Lautsprecher der französischen Politik. „Wenn ihr diese drei wählt, werdet ihr Blut spucken“, warnt Jean-Luc Mélenchon mit Blick auf seine drei härtesten Konkurrenten bei der Präsidentenwahl. Allerdings poltert der hochtalentierte Redner bewusst weniger als früher, um ein breiteres Wählerspektrum zu erreichen. Mit Schlagfertigkeit und radikal linken Positionen ist der 65-Jährige im Schlussspurt des Wahlkampfs in den Kreis der Favoriten aufgerückt.

Der Kandidat der Linken, Jean-Luc Mélenchon.
Der Kandidat der Linken, Jean-Luc Mélenchon. © REUTERS | REGIS DUVIGNAU

Der Franzose wurde 1951 im marokkanischen Tanger geboren, damals eine internationale Zone, und kam mit elf Jahren nach Frankreich. Er studierte Philosophie und arbeitete als Lehrer, bevor er in die Politik ging. Mélenchon ist geschieden und hat eine Tochter.

In den 1970er Jahren trat er der Sozialistische Partei (PS) bei. Mélenchon saß lange im Senat und war 2000 bis 2002 beigeordneter Minister für Berufsbildung. Beim Referendum über die EU-Verfassung 2005 war er ein Wortführer der französischen Ablehnung. Drei Jahre später brach er mit der PS und gründete eine linke Konkurrenz.

Mélenchon machte immer wieder Schlagzeilen mit harter Kritik an Deutschland - so rechnete er in einem Buch „Der Bismarck-Hering“ über „das deutsche Gift“ mit Berlins Politik in der Eurokrise ab. 2012 erreichte der Europaabgeordnete bei der Präsidentenwahl 11 Prozent. Diesmal profitiert er auch von der Schwäche des sozialistischen Kandidaten Benoît Hamon.

François Fillon, Republikaner

Anhänger des konservativen französischen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, Francois Fillon in Montpellier.
Anhänger des konservativen französischen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, Francois Fillon in Montpellier. © dpa | Claude Paris

Andere hätten längst das Handtuch geworfen. François Fillon ist als Spitzenkandidat der bürgerlichen Rechten seit Mitte März mit einem Ermittlungsverfahren der französischen Justiz konfrontiert. In der Affäre um die Beschäftigung seiner Frau Penelope im Parlament prüfen Ermittler den Verdacht, dass Staatsgelder hinterzogen wurden. Kein anderer Präsidentschaftskandidat der vergangenen Jahrzehnte hatte mit derart massiven Vorwürfen zu kämpfen.

Fillon wies die Anschuldigungen zurück, doch seine Kandidatur litt erheblich unter „Penelopegate“. Dazu kamen Medienenthüllungen über sein Privatleben, so nahm er in seiner Zeit als Premierminister eine teure Uhr als Geschenk an. Trotz allem werden dem Notarssohn aus der westfranzösischen Provinz im ersten Wahlgang immer noch etwa 20 Prozent der Stimmen zugetraut.

Seine Ansprüche an die Wähler hat er zurückgeschraubt. „Ich bitte euch nicht, mich zu lieben, ich bitte euch, mich zu unterstützen“, sagte der 63-Jährige bei einer Wahlveranstaltung. Viele Anhänger sind katholisch und leben abseits der großen Metropolen.

Frankreich-Wahl: Darum reden alle nur über die Affären der Kandidaten

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    Fillon spielt gerne seine Erfahrung aus, er war fünf Jahre lang Regierungschef unter Präsident Nicolas Sarkozy (2007-2012). Bei den konservativen Republikanern stach der Vater von fünf Kindern im vergangenen Jahr völlig überraschend seinen früheren Chef Sarkozy und den beliebten Alain Juppé aus. Von Sarkozy setzte er sich mit einem „No-nonsense-“Stil ab, von Juppé mit seinem radikalen Wirtschaftsprogramm. (dpa)

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