Essen. ZDF-Reihe geht der Frage nach, ob Chorsingen die Symptome von Demenz verringert. Sie lebt besonders vom großen Herz von Annette Frier.

Dass Musik bei Demenzkranken eine belebende Wirkung hat, ist bekannt. Aber lassen sich womöglich auch nachhaltige Effekte erzielen? Das ist die Kernfrage dieses Experiments. „Unvergesslich“ – diesen Dienstag um 22.15 Uhr und an den kommenden Dienstagen um 22.45 Uhr – lässt den wissenschaftlichen Ansatz jedoch rasch hinter sich, und das hat sehr viel mit Annette Frier zu tun.

Die Schauspielerin schlüpfte für die vierteilige ZDF-Reihe in eine ungewohnte Rolle, in der sie gleichermaßen Moderatorin, teilnehmende Beobachterin und Gesprächspartnerin ist.

Chorsingen als Therapie gegen Demenz? Frier persönlich interessiert

Annette Friers persönliches Interesse an dem Thema wird bereits zu Beginn offensichtlich, als sie gemeinsam mit der Mutter in der familiären Vergangenheit stöbert: Bei Annettes Großmutter traten mit fünfzig Jahren erste typische Demenzsymptome auf. Schließlich erreichte sie einen Zustand, aus dem allein die Musik sie noch befreien konnte. Kein Wunder, dass Frier nicht lange überlegen musste, ob sie mitmacht.

Demenzforscher und Psychologen aus dem Bereich Altersmedizin der Goethe-Universität Frankfurt wollen herausfinden, ob sich Chorsingen positiv auf die Krankheit auswirkt. Deshalb spielen auch die Angehörigen der Teilnehmer eine wichtige Rolle, denn sie sollen Auskunft darüber geben, ob sich im Alltag ihrer Mütter, Väter oder Ehepartner Veränderungen feststellen lassen.

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    Der medizinische Hintergrund ist faszinierend, weil sich tatsächlich erkennbare Fortschritte einstellen, aber der entscheidende Aspekt dieses Formats ist das große Herz von Annette Frier. In jeder Sekunde ist sicht- und spürbar, dass die Schauspielerin hier keine Rolle spielt, sondern mit Leib und Seele dabei ist, denn die vier Folgen des auf einem BBC-Original basierenden Formats dokumentieren nicht nur die Chorproben, sondern picken sich immer wieder einzelne Teilnehmer heraus, die Frier auch daheim besucht.

    Das gern bemühte Etikett „Rheinische Frohnatur“ passt hier perfekt, weil die Kölnerin einfach einen guten Draht zu Menschen hat. Tränen bleiben da nicht aus, zumal sich Erik Brinkmann und Ute Angenvoort (Realisation) offenbar vorgenommen haben, dass keine Träne vergeblich fließen soll.

    Anlässe gibt es zuhauf, vor allem, wenn die Betroffenen von ihrem Schicksal erzählen. „Glücklich ist, wer nicht vergisst“, sagt eine alte Frau bei der Durchsicht eines Fotoalbums; der Verlust von Erinnerungen ist für sie auch eine Form von Armut.

    Teilnehmer blühen bei den Proben auf

    Dass Brinkmann und Angenvoort die Emotionen gern noch mit einem entsprechend melancholischen Popsong unterstreichen, ist vollkommen überflüssig und wirkt im Zusammenspiel mit den Großaufnahmen der Gesichter unangenehm aufdringlich und indiskret. Aber das sind nur kurze Momente der Irritation, die durch die Stärken der vier Folgen mehr als ausgeglichen werden, zumal es auch viele heitere Momente gibt.

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      Davon abgesehen wird allen Zuschauern das Herz aufgehen, wenn sie sehen, wie die Teilnehmer während der Proben aufblühen, selbst wenn es hier und da einige Textunsicherheiten gibt. Zum geprobten Liedgut zählen neben klassischen Volksliedern auch lebensbejahende Evergreens wie „Und immer wieder geht die Sonne auf“ von Udo Jürgens oder „Über den Wolken“ von Reinhard Mey, die textlich in der Tat eine Herausforderung darstellen.

      • Dienstag, 21. Juli, 22.15 Uhr, ZDF

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