Berlin. Der verurteilte Doppelmörder Jens Söring berichtete bei Markus Lanz von seiner Zeit im Gefängnis. Er beteuerte erneut seine Unschuld.

  • Jens Söring saß in den USA 33 Jahre in Haft: Als 19-Jähriger hatte er einen Doppelmord gestanden, wurde zu lebenslanger Haft verurteilt
  • Nach 14 erfolglosen Begnadigungsgesuchen und 33 Jahren in Haft wurde Söring im November 2019 nach Deutschland abgeschoben
  • Bei Markus Lanz beschreibt er seine Rückkehr als „schönsten Tag“ in seinem Leben
  • Weiter sagte Söring: Da er die Tat nicht begangen habe, könne er auch keine Reue zeigen, auch wenn ihm die Opfer leid täten

Ein 19-jähriger deutscher Diplomatensohn gesteht zuerst einen Doppelmord, widerruft später das Geständnis, wird in den Vereinigten Staaten zwar nicht mit dem Tod bestraft, aber wandert lebenslang hinter Gitter.

Der Kriminalfall um den Mörder Jens Söring spaltete in den 80er-Jahren die Gemüter. Nun ist der Verurteilte frei auf Bewährung – und saß bei Markus Lanz im Studio, um seine Geschichte zu erzählen.

Nach 14 erfolglosen Begnadigungsgesuchen und 33 Jahren in Haft wurde Söring im November 2019 nach Deutschland abgeschoben. Für die einen ist er ein Opfer des amerikanischen Justizsystems, für andere immer noch das „German Monster“. Es wird wohl nie eine eindeutige Antwort darauf geben, welche Beschreibung wirklich auf den 53-Jährigen zutrifft.

„Markus Lanz“: Jens Söring beteuert seine Unschuld

Auch bei Lanz beteuerte Söring weiter seine Unschuld. Dabei hätte ihm früher ein Schuldeingeständnis wahrscheinlich einige Jahre Haft im Bundesstaat Virginia erspart, wie er in der Sendung erzählte: „Ich hätte vorzeitig entlassen werden können – aber ich konnte nicht sagen, dass ich schuldig bin, weil es nicht die Wahrheit ist.“

Da er die Tat nicht begangen habe, könne er auch keine Reue zeigen, auch wenn ihm die Opfer leid täten. Söring erklärte, er könne aber nachvollziehen, dass immer noch viele an seiner Unschuld zweifelten: „Ich verstehe, dass es für viele schwierig zu verstehen ist, dass ich ein Geständnis abgelegt habe ohne die Tat begangen zu haben“, so Söring.

Markus Lanz will genauer wissen, wie es überhaupt zur Aussage Sörings kam: „Diese Situation, in die sie sich selbst durch das Geständnis gebracht haben – wie kam es dazu?“

Jens Söring: Falschgeständnis um Freundin zu schützen

Jens Söring in der Justizvollzugsanstalt Brunswick Co.
Jens Söring in der Justizvollzugsanstalt Brunswick Co. © dpa | Carlos Santos

Jens Söring begründet die „Situation“, wie Lanz es nennt, mit seiner Beziehung zu Elizabeth Haysom, der Tochter der Ermordeten. „Als sie mir ihre Liebe erklärte, konnte ich mein Glück nicht fassen. Ausgerechnet mich hatte diese sehr beliebte junge Frau, quasi die Bienenkönigen des Studentenwohnheims, ausgesucht“, erzählte der 53-Jährige in der Talk-Sendung.

Am 30. März 1985 wurden Haysoms Eltern in ihrem Haus in einem Vorort von Lynchburg, Virginia, auf brutale Weise ermordet. Nancy und Derek Haysoms Leichen wiesen multiple Stichwunden auf, beide Opfer wurden nahezu enthauptet. Ermittler bezeichneten den Tatort später als „Schlachthaus“. Söring behauptet bis heute, Haysom selbst habe die Tat begangen und sich ihm danach anvertraut.

Die Vorstellung, dass seine Freundin auf dem elektrischen Stuhl sterben müsste, habe ihn motiviert ein falsches Geständnis abzulegen: „Ich liebte diese Frau, ich wollte sie schützen.“

Auch Haysom, die wegen Anstiftung zum Mord verurteilt wurde, ist mittlerweile aus dem Gefängnis entlassen. Söring wünscht sich aber keinesfalls ein Wiedersehen: „Ich hab ihr nichts zu sagen. Es wäre schön, wenn sie die Wahrheit sagen könnte, aber das wird sie, glaube ich, nie tun.“

Rückkehr nach Deutschland „schönster Tag meines Leben“

Seine Rückkehr nach Deutschland war für den verurteilten Doppelmörder der „schönste Tag meines Lebens“. Die Bilder davon bewegten ihn heute noch, sagte er. Nun versuche er, sich im 21. Jahrhundert zurechtzufinden. Mittlerweile könne er mit dem Smartphone umgehen, „nur Spotify kriege ich nicht hin“, so Söring.

Manchmal hole ihn die Vergangenheit aber auch ein, beispielsweise wenn er Musik aus den 80ern höre, die ihn daran erinnere, wie jung er bei seiner Verhaftung gewesen sei.

Zu seinem Vater und seinem Bruder hat Söring seit einem Zerwürfnis während der Haftzeit keinen Kontakt mehr. „Ich habe aber das unglaubliche Glück, dass ich von einer ganzen Familie aufgenommen worden bin“, erzählte er Lanz.

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Jens Söring bedankt sich bei Unterstützern

So hat Söring nach eigener Erzählung viele Unterstützer in Deutschland und in den USA, die sich über Jahre hinweg für seine Freilassung eingesetzt hätten. Für die zahlreichen Besucher, Briefeschreiber, ja Freundschaften ist Söring heute besonders dankbar.

Das sei während der Zeit im Gefängnis besonders wichtig gewesen: „Wenn man keinen Kontakt zu anderen Menschen – auch von außen – hat, zerstört das einen.“ Leider hätten nur wenige Häftlinge ein solches Umfeld.

„Ich habe einen Fehler gemacht, als ich 18 beziehungsweise 19 Jahre alt war. Ich habe die Polizei belogen und muss dafür die Konsequenzen tragen. Das werde ich auch weiter tun“, sagte Söring am Ende der Sendung. Ob er den Mord an den Haysoms nun begangen hat oder nicht – über dreißig Jahre Haft sind eine ziemlich lange Zeit und Strafe.