Essen. Die ARD zeigt am Mittwochabend die Doku „Das Versprechen“ über einen Deutschen, der seit 32 Jahren eine Haftstrafe in den USA verbüßt.

Die Geschichte hat das Zeug zum Thriller: Da ist ein junges Paar, der Mann ein hochintelligenter deutscher Diplomatensohn, die Frau ist Tochter eines reichen Unternehmers aus der Stahlindustrie, offensichtlich bisexuell, möglicherweise ein Opfer sexuellen Missbrauchs durch ihre Mutter. Er ist Jens Söring, sie Elizabeth Haysom, ihre Eltern sind die Mordopfer.

„Es sah aus wie in einem Schlachthaus“, schildert der damalige Polizeichef seine Eindrücke vom 30. März 1985 im Dokumentarfilm „Das Versprechen“, der am Mittwochabend um 22.45 Uhr in der ARD läuft. An diesem Tag soll der damals 19-jährige Jens Söring die Eltern Elizabeth Haysoms in ihrem Haus in Virginia auf brutalste Weise ermordet haben. Söring sitzt seit 32 Jahren in einem US-Gefängnis.

Prozess wurde zum Medienspiegel

Als das Pärchen ein Jahr später in London verhaftet wird, bekennt sich Elizabeth nur der Anstiftung zum Doppelmord für schuldig, was ihr immerhin eine Freiheitsstrafe von 90 Jahren einbringt. Söring aber trifft mit einem Urteil von zweimal lebenslänglich die ganze Härte des Gerichts. Obwohl er schon von Anfang an seine Unschuld beteuert hatte. In den Originalaufnahmen vom Prozess erklärt er, er sei unschuldig. Das betont er bis heute.

Schuldig oder unschuldig? Jens Söring mit einer seiner prominentesten Unterstützerinnen, der ehemaligen stellvertretenden Generalstaatsanwältin Gail Marshall.
Schuldig oder unschuldig? Jens Söring mit einer seiner prominentesten Unterstützerinnen, der ehemaligen stellvertretenden Generalstaatsanwältin Gail Marshall. © SWR/Filmperspektive GmbH | ard/swr

Der Gerichtsprozess von damals wurde zu einem riesigen Medienspektakel. Hier der schmächtige Spitzenstudent, seiner Freundin hörig. Dort die als kühl und unnahbar eingestufte Elizabeth. In dem Dokumentarfilm geht es dem Grimme-Preisträger Marcus Vetter und seiner Co-Autorin Karin Steinberger allerdings weniger um Sensationen, sondern mehr um den Stand der Dinge in diesem Drama. Und natürlich auch um ein Gespräch mit dem Häftling, dem „German Bastard“.

Falsches Geständnis

Ihn zu treffen, das ist wie in eine andere Welt einzutreten: Söring hat noch nie ein Handy benutzen dürfen. Internet kennt er nicht. Seine einstige Freundin, die nicht weit von ihm einsitzt, hüllt sich derweil in Schweigen. Den Filmemachern sagt er über sein anfängliches Geständnis: „Ich dachte, ich sei ein Held.“ Einer, der das Leben der Frau rettet, die er liebt. „Ich habe am Anfang ganz schrecklich gelogen“, sagt Söring im Film. Das falsche Geständnis sei sein schlimmster Fehler gewesen.

Die Autoren halten sich an altes Videomaterial vom Prozess. Hier begegnet man einem theatralisch auftretenden Staatsanwalt wie einem finster dreinblickenden Richter, dem eine große Nähe zu den Opfern nachgesagt wird. Sie suchen Menschen auf, die mit diesem Mord in Verbindung stehen. Sie treffen auf einen selbstzufriedenen Chefermittler, begegnen dem Privatdetektiv, der im Auftrag von Sörings heutigen Anwälten immer noch weiter auf der Suche nach entlastenden Aspekten ist.

Und die Autoren sprechen schließlich mit einem Pfarrer, der Söring regelmäßig besucht. Der Häftling nutzt die Zeit, das Interview für ein Plädoyer seiner Unschuld auszubauen. Anfangs besticht das Bemühen um Neutralität, am Ende jedoch wirkt Söring nur noch wie ein Opfer.

Fazit: Der Film ist auch deshalb spannend, weil er keine einfachen Antworten auf komplizierte Fragen liefert.

• Mittwoch, 15. August, 22.45 Uhr, ARD: „Das Versprechen“

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