Hamburg. Zum 21. Mal kommentiert der NDR-Moderator Peter Urban das Finale des ESC. Ein Gespräch über Guildo Horn und Johann Sebastian Bach.

Seine spitzen und oft bissigen Kommentare sind längst Kult: Seit 1997 kommentiert Peter Urban (70) den

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(ESC). Das einst eher belächelte Gesangsfestival gilt heute als globale TV-Show mit 150 Millionen Zuschauern.

Auch dieses Mal ist Urban wieder live dabei, wenn in Lissabon der weltbeste Beitrag gesucht wird. Für Deutschland geht

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(28) mit dem Lied „You let me walk alone“ an den Start (ARD, 20.15 Uhr).

In Deutschland war der Grand Prix lange verpönt. Wann wurde der ESC zu einer Kultveranstaltung?

Peter Urban: Ich denke, der Wandel passierte mit Guildo Horn. Das war im Jahr 1998. Da berichteten plötzlich auch seriöse Medien über diesen langhaarigen, zotteligen Musiker, der für Deutschland an den Start ging. Das war der Wendepunkt.

Und die musikalische Qualität?

Urban: Auch die hat sich seitdem verbessert. War der Wettbewerb bis dahin noch sehr schlagerbehaftet, dominiert heute internationale Popmusik. Das ist inzwischen allgemeiner Standard. Und die kann man überall produzieren.

Deshalb klingen die Songs aber auch sehr ähnlich.

Urban: Das stimmt. Denn auch in Serbien oder Armenien kann internationale Popmusik produziert werden. Und dafür lässt man dann eben schwedische oder amerikanische Produzenten-Teams einfliegen.

Wie ärgerlich ist es, dass sich die Nachbarländer immer die meisten Punkte geben?

Urban: Das Problem ist dadurch etwas gemildert worden, dass es jetzt zwei Halbfinals gibt, in denen manche von diesen Ländern sich dann nicht fürs Finale qualifizieren können. Aber Griechenland und Zypern, die Balkanländer oder die Skandinavier wird man nicht trennen können.

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    Gibt es so etwas wie den idealen Popsong?

    Urban: Tausende. Aber alle müssen eine Bedingung erfüllen: Sie müssen direkt ins Herz gehen.

    Kritiker loben Ihre Ironie. Andere finden Sie zu flapsig.

    Urban: Ich lese die bösen Sachen über mich nicht, das würde mich nur verunsichern. Man darf sich ja auch nicht nur von Einschaltquoten leiten lassen. Natürlich muss man bei der Moderation berücksichtigen, dass man mit jedem Satz sehr leicht nationale Befindlichkeiten verletzen kann. Das ist manchmal ein Drahtseilakt, aber ich würde nie einen Künstler persönlich beleidigen. Ich möchte informativ sein und unterhalten. Man sollte nicht zu vorsichtig werden, leichte Ironie ist okay. Wenn ich also finde, dass der Sänger aussieht wie Gerhard Delling, dann kann ich das auch sagen, weil das in dem Moment vielleicht auch viele Zuschauer denken. Aber im Gegensatz zu manchen britischen Kollegen, die gerne ihre Vorurteile pflegen, bin ich doch recht harmlos.

    Freuen Sie sich, wenn Deutschland gut abschneidet?

    Urban: Natürlich, das ist ja auch viel leichter zu kommentieren, als wenn man da in seiner Kabine sitzt und jedes Mal sagen muss: Oh, wieder keine Punkte für Germany.

    Ist die Krise der Deutschen beim ESC mit Michael Schulte nun endlich vorbei?

    Urban: Ich denke, Michael Schulte hat gute Chancen. Er ist eine sehr gute Wahl. Ein ehrlicher Künstler. Ich glaube ihm, was er singt. Da geht es nicht nur um die Show, sondern um den Song. Er ist bodenständig. Ein toller Typ.