Berlin. Die Affäre um sexuelle Übergriffe beim WDR erinnern immer mehr an den Fall Weinstein. Nun gerät die Spitze des Senders in den Fokus.

Die Affäre um sexuelle Übergriffe eines Auslandskorrespondenten beim WDR weitet sich aus. Der Mann ist zuletzt

Auch interessant

worden, nachdem immer mehr Mitarbeiterinnen von Belästigungen berichtet hatten. Nun schreibt die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf interne Dokumente, dass die Führung des Senders schon seit Jahren von den Vorwürfen wusste, ohne zu handeln.

Dem Bericht zufolge hatte die Fernsehdirektion des WDR spätestens seit 2010 Kenntnis von sexuellen Belästigungen in der Programmgruppe Ausland. Nachdem der Personalrat Mitarbeiterinnen befragt habe, sei die damalige Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff schriftlich informiert worden, dass es „Vorkommnisse gab und noch gibt“, die als „sexuelle Belästigungen am Arbeitsplatz bewertet werden könnten“, zitiert die „Bild“-Zeitung aus den Dokumenten. Die betroffenen Kolleginnen seien „extrem angst- und schambesetzt“.

„Ich kann auch entscheiden, dass du morgen rausfliegst“

Auf Anfrage der Zeitung habe die Verantwortliche Kulenkampff nun gesagt: „Davon ist mit nichts bekannt. Ich kann mich an nichts erinnern.“

Zugleich berichtet „Bild“ von zwei weiteren Frauen, die der Korrespondent in den 90er-Jahren massiv belästigt haben soll. Eine damals 25 Jahre alte Volontärin schildert ihre Erlebnisse so: „Nach einer späten Konferenz saßen wir noch mit Kollegen bei einem Bier zusammen. Er fasste mir an die Oberschenkel und sagte, er könne darüber entscheiden, ob ich am nächsten Tag die Sendung moderieren kann. Als er immer zudringlicher wurde und ich seine Hand zur Seite schob, sagte er: ,Ich kann auch entscheiden, dass du morgen rausfliegst.’“

Wenige Wochen später habe der Mann an einem Wochenende bei ihr zu Hause geklingelt und gefragt, ob er auf einen Kaffee in ihre Wohnung kommen dürfe. „Als ich mit dem Kaffee aus der Küche ins Wohnzimmer kam, lag er nur mit einem weißen T-Shirt bekleidet nackt auf meinem Sofa und zeigte mir seine Erektion“, zitiert „Bild“ die Frau. Erst nach dreimaliger Aufforderung habe er schließlich die Wohnung verlassen.

„Wir sollten Ruhe geben und das nicht an die große Glocke hängen“

In der darauffolgenden Woche habe sie sich mit einer Kollegin, die ebenfalls belästigt worden sein soll, bei dem Vorgesetzten des Korrespondenten beschwert, angeblich ohne Erfolg: „Der hat uns nur gesagt, wir sollten Ruhe geben und das nicht an die große Glocke hängen.“

Ins Rollen kam die Affäre, nachdem eine frühere

Auch interessant

dem Sender voriges Jahr berichtete, wie der Korrespondent sie im Jahr 2012 während einer Dienstreise auf sein Hotelzimmer lud und ihr einen Pornofilm zeigte. Zuerst hat ein Rechercheteam von „stern“ und correctiv.org in der vergangenen Woche über die Vorwürfe berichtet. Seither berichten immer weitere WDR-Mitarbeiterinnen von sexuellen Übergriffen. (küp)