Obdachlose nach Manchester-Terror als Helden gefeiert
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Lesezeit: 3 Minuten
Von Bastian Angenendt und Benjamin Köhler
Manchester. Nach dem Anschlag von Manchester setzten sich viele Menschen dem Schrecken aus, um zu helfen. Zwei von ihnen werden besonders gefeiert.
Beim Anschlag von Manchester leistete ein Obdachloser erste Hilfe
Er schildert, was er im Foyer der Manchester Arena zu sehen bekam
Wie jeden Abend sitzen Chris und Steve am Montagabend auf den Straßen von Manchester. Es ist ihr zu Hause. Sie warten vor der Arena. Nach dem Konzert von Ariana Grande würden viele Menschen an ihnen vorbei kommen, vielleicht ein paar Pennies springen lassen. Zunächst sieht auch alles danach aus. „Alle waren glücklich“, sagt Chris Parker dem britischen „Independent“.
Dann verändert der Bombenanschlag alles. „Ich sah einen weißen Blitz, dann Rauch und hörte Schreie“, sagt der 33-jährige Chris. Panik rund um die Halle. Und in diesen Momenten werden Chris und Steve, zwei Obdachlose, die sich ein wenig Hilfe erhofft hatten an diesem Abend, selbst zu Helfern.
Zunächst wissen beide nicht, dass ein Selbstmordattentäter den lauten Knall verursacht hat, dass mehr als 20 Menschen gestorben sind. Aber als sie in die Halle eilen, sehen sie schreckliche Bilder – und denken nicht lange nach.
Obdachlose werden zu Vorbildern
Überall hätten Muttern und Schrauben gelegen, die Körper der Leute seien durchlöchert gewesen, sagt Chris. Die Obdachlosen fangen sofort an, erste Hilfe zu leisten. „Nur weil ich obdachlos bin, heißt es noch lange nicht, dass ich kein Herz habe – ich bin immer noch ein Mensch“, sagt Steve dem TV-Sender ITV-News. Ein Tweet mit seinem Statement wurde mittlerweile fast 70.000 Mal retweetet.
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Die beiden werden für viele Menschen in den sozialen Netzwerken zu Vorbildern. Weil sie halfen, obwohl sie sich dafür dem großen Schrecken aussetzen mussten. Chris erzählt, wie eine Frau in seinen Armen starb. Steve erzählt, wie er einem Mädchen Nägel aus dem Gesicht ziehen musste. „Ich habe nicht mehr aufhören können zu weinen“, sagte Chris.
Crowdfunding-Kampagne für stillen Helfer eingerichtet
Generell scheinen im Moment viele Briten Kraft aus dem Einsatz zu ziehen, den Menschen wie Steve und Chris bereit waren zu leisten. Aus der Solidarität, die den Bürgern Manchesters zuteil wurde und wird. Hotels öffneten ihre Türen für die verschreckten Konzertbesucher, Taxifahrer fuhren sie umsonst heim – und Steve und Chris halfen, wo sie nur konnten. Es gab viele stille Helfer am Montagabend, die nun als Helden gefeiert werden.
Für Chris und Steve bedeutet das auch, dass sie womöglich etwas von ihrer Selbstlosigkeit zurückbekommen. Internetnutzer haben für Chris eine Crowdfunding-Kampagne eingerichtet. Es sind bereits mehr als 29.000 Euro zusammengekommen. Andere haben angekündigt, für Steve ein Haus mieten zu wollen.