Manchester. Der Attentäter von Manchester wählte ausgerechnet ein Pop-Konzert als Ziel. Das Ende eines fröhlichen, unbeschwerten Familienausflugs.
Es sollte ein romantischer Abend mit seiner Freundin werden.
. Die Karten waren nicht billig, 60 Pfund, rund 70 Euro haben sie bezahlt. Flur D, Reihe 3, Platz 6. Seine Freundin saß neben ihm auf Platz 5.
„Die Stimmung war top“, erzählt Kramer am Tag nach dem
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. Er habe mit seiner Freundin den Saal nach dem Song „Dangerous Woman“ verlassen. Kurz vor dem Ende des Konzerts. Dann stockt er: „Wir waren schon im Tunnel nach draußen, als wir über uns eine Explosion hörten.“
Konzertbesucher dachten, Ballons würden platzen
Zu diesem Zeitpunkt war es kurz nach halb elf am Abend. Das Teenie-Idol Ariana Grande ließ gerade große rosafarbene Heliumballons nach oben steigen. Auf einmal erschütterte eine gewaltige Explosion die
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. Konzertbesucher dachten zunächst, die großen Ballons auf der Bühne würden laut platzen. Doch dann begannen Menschen zu schreien.
Auch der Deutsche und seine Freundin waren zu diesem Zeitpunkt noch vergnügt. Zunächst hätten einige noch gelacht und gescherzt, erzählt er, aber dann seien die Massen angelaufen gekommen, er habe Blut auf einigen Menschen gesehen. „Wir haben uns an den Händen genommen und sind nur noch gerannt, bis wir draußen auf ein Taxi trafen.“
Eltern warteten am Bahnhof auf ihre Kinder
Der 21-jährige Deutsche hetzte zusammen mit Tausenden weg von der Konzerthalle. Viele stürmten auch die Treppen des Bahnhofs Victoria Station herunter, der direkt an die Halle angrenzt. In dem Bahnhof warteten Eltern, die ihre Kinder nach einem erfüllten Konzertabend in die Arme schließen und nach Hause bringen wollten. In Sicherheit. Doch einige Kinder kamen nicht mehr vom Popkonzert zurück.
Viele Tote und Verletzte bei Konzert
Der mutmaßlich islamistische Selbstmordattentäter riss mindestens 22 Menschen mit sich in den Tod. 59 Konzertbesucher wurden bei dem heimtückischen Attentat schwer verletzt, viele schweben noch in Lebensgefahr. Nach Auskunft von englischen Ärzten befinden sich zwölf Kinder unter 16 Jahren unter den Verletzten. Details zu den Verletzungen wollen die Mediziner nicht nennen. Nur so viel: Es sei eine „unglaublich schreckliche Bombe, die da losgegangen ist“.
Ein Terroropfer ist gerade einmal acht Jahre alt
Die achtjährige Saffie R. aus Nordwestengland ist nicht mehr im Krankenhaus. Sie ist das zweite Opfer, dessen Tod bestätigt wird. Das junge Mädchen war mit ihrer Mutter und ihrer Schwester auf der Veranstaltung. „Der Gedanke, dass jemand zu einem Konzert ausgeht und nicht mehr zurückkommt, zerbricht einem das Herz“, sagt ein Lehrer ihrer Schule, der auch ihren Tod vermeldet. Saffies Mutter und ihre Schwester werden noch in einer Klinik behandelt. Sie zogen sich schwere Wunden durch umherfliegende Metallteile, Nägel und Schrauben zu, mit denen der Täter seine Bombe präpariert hatte. Das Ende eines fröhlichen, unbeschwerten Familienausflugs.
Auch Prominente waren unter den Gästen. Pep Guardiolas Ehefrau Cristina Serra und die zwei Töchter Valeria und María blieben unverletzt. Der Trainer von Manchester City, früher beim FC Bayern unter Vertrag, schrieb auf Twitter: „Geschockt. Ich kann nicht glauben, was letzte Nacht passiert ist.“ Er sei in Gedanken bei den Angehörigen.
Konzerthalle mit Flatterband abgesperrt
Wie erträgt eine Stadt nach einem solchen Anschlag das Grauen? Am Morgen hängt Flatterband vor dem weiträumig abgeriegelten Tatort. „Da sind noch Leichen drin. Hier kommt keiner rein“, sagt eine Polizistin in blauer Uniform – und deutet mit dem Kopf auf die Arena hinter ihr.
Marc Kramer geht am Dienstag noch einmal dorthin, zur Manchester Arena, wo die Menschen den ganzen Tag über Blumen niederlegen. Auch viele Polizisten knien aus Respekt vor den Opfern nieder. Die Stadt ist über Nacht eine andere geworden, sagt der deutsche Besucher. Seine Freundin studiert hier .
Gedämpfte Stimmung in Manchester
Ruhig sei es überall, als ob alle auch vorsichtiger laufen. Der vergangene Abend lässt ihn nicht los: „Wir haben keinen Alkohol getrunken, wir hatten so schon genug Spaß.“ So seien sie auch etwas früher aufgestanden und hinausgegangen. „Wenn wir das nicht gemacht hätten, wär’s das wohl gewesen.“ Am Arm hat Kramer noch immer das Armband vom Konzert, es ist schwarz. Er hat noch nicht daran gedacht, es abzunehmen.
Joe Codde ist in Manchester geboren, er kennt die Stadt also seit 21 Jahren. Auch er beschreibt die Stimmung als „gedämpft“. „Mir fällt auf, wie seltsam ruhig es auf den Straßen ist, als würde jeder auf Zehenspitzen laufen“, so empfindet es der Psychologie-Student. „Die Stadt“, sagt Joe, „ist sonst bekannt für die Freundlichkeit, die Offenheit.“
„Zusammenstehen ist mehr als nur ein Hashtag“
Wie zum Beweis kommt plötzlich ein Mann von der Pizzeria an der Straßenecke und verteilt Salami-Pizza. Aber auch der Pizza-Bäcker macht das leise, läuft fast stumm unter den Menschen in der prallen Sonne herum. „Ich glaube“, sagt Joe Codde, „es wird eine Weile dauern, bis die Menschen hier wieder zur Normalität zurückkehren.“
Rogers Govender ist der Dekan der Kathedrale in Manchester. „Zusammenstehen ist für uns mehr als nur ein Hashtag im Internet“, sagt er. „Es ist das, was wir jetzt tun müssen, um den Schock und den Horror hinter uns zu lassen.“ Govender hat mit wütenden Passanten gesprochen, mit weinenden und mit solchen, die sich jetzt eine Veränderung von den Politikern erwarten.
„Ich erwarte, dass gerade jetzt vor den Wahlen Politiker erkennen, dass es darauf ankommt, eine Gemeinschaft wiederherzustellen, die von Terroristen bedroht wird.“