Paderborn. Der Prozess um das „Horror-Haus“ von Höxter gerät ins Stocken. Der Angeklagte Wilfried W. sieht sich nach eigenen Angaben überfordert.

Der Angeklagte Wilfried W. hat seine Aussage überraschend abgebrochen. Im Prozess um die tödlichen Misshandlungen im „Horror-Haus“ von Höxter hat der Mann in einem Brief kurzfristig mitgeteilt, er sehe sich zur Zeit nicht in der Lage, in der Öffentlichkeit Rede und Antwort zu stehen. Dies teilte der Vorsitzende Richter am Landgericht Paderborn am Dienstag mit.

Der Verteidiger des unter Mordverdacht stehenden Angeklagten erläuterte, bevor dieser seine Aussage möglicherweise fortsetze, wolle er ausführlich mit dem psychiatrischen Gutachter sprechen, der ihn seit einiger Zeit untersucht.

Gelächter hatten Angeklagten verunsichert

Sein Mandant sehe sich derzeit „hoffnungslos überfordert“ durch die Anwesenheit der mitangeklagten Ex-Frau. Missfallensäußerungen und Gelächter im Publikum am vergangenen Verhandlungstag hätten ihn völlig verunsichert. Außerdem sei er auf die Vielzahl der Fragen nicht ausreichend vorbereitet, sagte Strafverteidiger Detlev Binder.

Nach der überraschenden Entscheidung wurde die Verhandlung frühzeitig unterbrochen. Anders als vorgesehen sollen nun in der kommenden Woche weitere Zeugen aussagen.

Der 47-Jährige und seine mitangeklagte Ex-Frau Angelika W. (48) müssen sich seit Oktober 2016 wegen Mordes durch Unterlassen verantworten. Über Jahre hinweg soll das Duo mehrere Frauen in ein Haus ins ostwestfälische Höxter gelockt und dort schwer misshandelt haben. Zwei Frauen aus Niedersachsen starben infolge der Quälereien.

Wilfried W. hatte über Folter gesprochen

An den vergangenen zwei Verhandlungstagen hatte Wilfried W. bereitwillig zu seinem Leben und dem nach seiner Schilderung schwierigen Verhältnis zur mitangeklagten Angelika W. ausgesagt. Dabei stellte er sich als Mitläufer bei den Gewalttätigkeiten seiner Ex-Frau dar. Diese hatte zuvor zwar auch sich selbst belastet, Wilfried W. aber als Triebkraft hinter den Misshandlungen beschrieben, nach dessen Wünschen sie gehandelt habe.

Peter Wüller, Anwalt der Angeklagten, zeigte sich nach der Verhandlung überrascht von der Entscheidung des Angeklagten, zunächst nicht weiter auszusagen: „Ich könnte mir vorstellen, dass er gemerkt hat, dass ihm keiner seine Geschichte glaubt, er sei nur Opfer gewesen.“ (dpa)