Berlin. Bei Facebook ist es jetzt wie bei Snapchat möglich, „Stories“ an seine Freunde zu verschicken. Das sorgt für Unmut bei vielen Nutzern.

Kommen, schauen, gehen – und keiner merkt es. Facebook-Nutzer mussten sich lange Zeit keine Sorgen zu machen, ob die Menschen hinter den von ihnen besuchten Profilen davon etwas mitbekommen würden. Denn das soziale Netzwerk zeigte anders als sein in der Versenkung verschwundener Vorläufer MySpace bisher nicht an, wer das Profil besucht oder sich Fotos angeschaut hatte.

Diese Praxis hat sich geändert, seitdem Facebook „Stories“ eingeführt hat. Nachdem die Funktion seit einiger Zeit bei Instagram (gehört auch zu Facebook) verfügbar ist, können Nutzer nun auch bei Facebook selbst Freunden mit zusammengeschnittenen Fotos oder Effekt-Videos ihre Alltagsgeschichten erzählen.

Facebook klaut Snapchat Alleinstellungsmerkmal

Mit einem Klick auf den oberen Display-Rand kann man sich die „Stories“ seiner Freunde anschauen.
Mit einem Klick auf den oberen Display-Rand kann man sich die „Stories“ seiner Freunde anschauen. © Facebook | Facebook

Facebook bewegt sich mit der Kamera-Funktion immer weiter auf Snapchat zu. Der Konkurrent, seit März börsennotiert, hatte diese Funktionen vor Jahren erfunden und damit immer mehr Nutzer für sich gewinnen können. Die zumeist lustigen „Snaps“, wie sie dort genannt werden, können an ausgewählte Personen verschickt werden, die sie dann bis zur Löschung 24 Stunden lang abrufen können.

Aber auch eine Story-Funktion, mit der „Snaps“ an alle Freunde versendet werden können, bietet Snapchat an.

Kritik an „Facebook Stories“

Dass Facebook die „Stories“ ähnlich wie bei Instagram allen Freunden zeigt, sorgt für Kritik unter den Nutzern. Sie bemängeln, dass die Zeit, in der man anonym Inhalte auf Facebook anschauen kann, vorbei sei.Andere bemängeln wiederum, dass sich die Netzwerke jetzt immer mehr ähneln.

Denn Facebook wird von vielen als eine Mischung aus Aushängeschild und Poesiealbum genutzt – für Kollegen, Chefs, Schulfreunde oder verflossenen Liebesbeziehungen. Leute, die nicht unbedingt sehen sollten, wie man mit verstellter Piepsstimme und aufgesetzter Tiermaske Inhalte ohne tieferen Sinn produziert. Snapchat gilt dagegen als intimer Raum, der dafür bestens geeignet ist.

So sehen nicht alle Nutzer meine „Facebook Story“

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Facebook-Produktmanager Sachin Monga will das so nicht gelten lassen. „Wir haben festgestellt, dass visuelle Kommunikation bei den Nutzern immer wichtiger wird. Und die Inhalte wollen sie nur für eine begrenzte Zeit teilen. Deshalb haben wir uns dafür entschieden“, sagte er zum Branchenportal „Horizont“.

Wer verhindern will, dass alle „Freunde“ die eigenen, schnell produzierten „Stories“ sehen können, sollte die Direct-Funktion im Messenger Stories verwenden, mit der einzelne Nutzer ausgewählt werden können.

„Story“-Leiste bleibt sichtbar

Die neue Leiste am oberen Displayrand, die Facebook-Nutzer in der App seit der Freischaltung der „Story“-Funktion sehen, ist dagegen nicht mehr wegzubekommen. (bekö)