Washington. Der Student Otto Warmbier ist nach der Freilassung aus der Haft in Nordkorea gestorben. US-Präsident Trump erhebt schwere Vorwürfe.

Der US-amerikanische Student Otto Warmbier, der vor knapp einer Woche aus der Haft in Nordkorea zurückgekehrt war, ist tot. Er sei in der Uni-Klinik von Cincinnati gestorben, teilten seine Angehörigen am Montag in einem Statement mit. Warmbier war 17 Monate lang in Nordkorea in Haft.

Nach seiner Freilassung und der Überstellung in die Vereinigten Staaten war bekannt geworden, dass Warmbier schon seit längerem im Koma gelegen hatte. Der 22-Jährige hatte nach Darstellung von Ärzten während seiner Zeit in Nordkorea schwere Schädigungen am Gehirn erlitten und war im Wachkoma liegend in die USA zurückgebracht worden. Er konnte zwar die Augen öffnen und blinzeln, es gab aber keine Anzeichen, dass er auf Sprache oder Aufforderungen reagieren konnte.

Otto Warmbier soll versucht haben, Plakat zu stehlen

Warmbier war im Jahr 2015 über Silvester nach Pjöngjang gereist und wollte am 2. Januar wieder zurück. Kurz vor dem Einsteigen am Flughafen wurde er festgenommen und im März zu 15 Jahren Straflager verurteilt. Das kommunistische Regime in Pjöngjang warf ihm Straftaten gegen den nordkoreanischen Staat vor. Konkret soll er in einem Hotel ein Plakat von der Wand genommen haben, um es zu stehlen.

Er war knapp eineinhalb Jahre in Nordkorea festgehalten worden, ehe er am Dienstag vergangener Woche in die USA zurückgebracht wurde. Vorausgegangen waren intensive diplomatische Bemühungen von US-Außenminister Rex Tillerson und dem schwedischen Außenministerium, das die Interessen der USA in Nordkorea vertritt.

Eltern zweifeln an nordkoreanischen Berichten

Die Eltern erfuhren eine Woche vor der Rückkehr, dass ihr Sohn seit fast 15 Monaten im Koma liegt. Die Begründung der nordkoreanischen Seite, er sei an Botulismus erkrankt – einer schweren Nahrungsmittelvergiftung – und sei nach Einnahme einer Schlaftablette nicht mehr aufgewacht, halten sie für nicht glaubwürdig.

Auch die US-Seite zweifelt diese Darstellung an. Nach Meinung von Medizinern könnten die Schädigungen im Hirn von einem Sauerstoffentzug stammen. Hinweise auf ein Trauma, etwa durch Schläge auf den Kopf, hätten sich zunächst nicht gefunden.

US-Präsident Donald Trump macht Nordkorea verantwortlich

Die Eltern weisen die Schuld am Tod ihres Sohnes direkt Nordkorea zu. „Leider ließen die furchtbaren, qualvollen Misshandlungen unseres Sohnes durch die Nordkoreaner keinen anderen Ausgang zu als den traurigen, der sich heute ereignet hat“, heißt es in der Stellungnahme.

Auch US-Präsident Donald Trump macht Nordkorea verantwortlich. „Die Vereinigten Staaten verurteilen aufs Neue die Brutalität des nordkoreanischen Regimes, während wir dessen jüngstes Opfer betrauern“, heißt es in einer Mitteilung des Weißen Hauses.

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Behörden warnen vor Reisen nach Nordkorea

Das US-Außenministerium bemüht sich, weitere US-Bürger in nordkoreanischer Haft freizubekommen. Nach Ministeriumsangaben befinden sich derzeit noch drei weitere Amerikaner in einem Gefängnis des kommunistischen Lands.

Die US-Behörden raten ihren Bürgern dringend von Reisen nach Nordkorea ab. In dem Land würden drakonische Strafen für Dinge verhängt, die in den USA nicht als Straftaten bekannt sind, sagte eine Sprecherin Tillersons in der vergangenen Woche. (dpa/rtr/ac)