Berlin/Leipzig. In mehreren Bundesländern gingen Einsatzkräfte gegen mutmaßliche IS-Anhänger vor. Sie operierten offenbar im Umfeld einer Terror-Zelle.

Wieder rückten sie aus: Spezialkräfte der Polizei durchsuchten Wohnungen von Beschuldigten in Bayern, Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Wieder der Verdacht: Es sind Mitglieder und Unterstützer der Terrororganisation „Islamischer Staat“. Es sind Anti-Terror-Razzien, wie sie die deutschen Sicherheitsbehörden mittlerweile fast im Wochenrhythmus starten.

Diesmal gehe es um drei namentlich bekannte Beschuldigte, so ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Bei zwei von ihnen werde wegen Mitgliedschaft beim IS ermittelt, gegen den dritten Mann wegen Unterstützung. Festnahmen gab es nicht. Im Fokus stand erneut Sachsen: In Leipzig wurden nach Angaben der Polizei drei Objekte durchsucht. Nach einem Bericht der „Bild“ handelt es sich um Wohnungen in Volkmarsdorf, Mockau und Connewitz. Erst in der vergangenen Woche hat es in Wachau nahe Leipzig einen Anti-Terror-Einsatz gegeben. Die Bundesanwaltschaft ließ ein mutmaßliches IS-Mitglied festnehmen.

Verdächtige aus Umfeld einer Terrorzelle

Die drei Verdächtigen, bei denen Polizisten am Mittwoch die Wohnungen durchsuchten, gehören laut Staatsanwaltschaft zum Umfeld einer Terrorzelle, die für den IS einen Anschlag in Deutschland verüben sollte. Als Anschlagsort war die Düsseldorfer Altstadt geplant. Die Pläne der Gruppe waren allerdings schon im vergangenen Sommer bekannt geworden, als Polizisten den Syrer Abd Arahman A. K. festgenommen hatten.

Ihr Plan damals: Zwei Selbstmordattentäter sollten in der Heinrich-Heine-Allee in der Altstadt von Düsseldorf jeweils Sprengwesten zünden. Weitere Attentäter sollten Passanten mit Gewehren und Sprengsätzen töten. Die Zelle flog auf, Ermittlungen gegen die Hauptbeschuldigten laufen seit vergangenem Jahr.

Keine Gefahr für Menschen in Deutschland

Über einen längeren Zeitraum hatten die Kriminalpolizisten laut Berichten des MDR die drei Verdächtigen beschattet und ihre Telefone überwacht. Nach Angaben der Ermittler bestand durch die IS-Sympathisanten jedoch zu keinem Zeitpunkt Gefahr für die Menschen in Deutschland, etwa durch einen weiteren geplanten Terroranschlag.

Erst am Dienstag wurde bei einem SEK-Einsatz in Magdeburg ein terrorverdächtiger Syrer festgenommen. Laut Landeskriminalamt steht dies aber in keinem Zusammenhang mit den heutigen Razzien. Dem Festgenommenen wird Mitgliedschaft in der ausländischen Terrorvereinigung Al-Nusra-Front vorgeworfen. Dort soll er den Rang eines Befehlshabers gehabt haben. Ein 20-köpfiges Spezialeinsatzkommando war an seiner Festnahme beteiligt gewesen. Ebenfalls am Dienstag wurde ein Terrorverdächtiger in Berlin verhaftet. Auch hier soll es keinen Zusammenhang zu den Razzien am Mittwoch geben.

IS-Anhänger in Berlin wegen Terrorhilfe verurteilt

Unterdessen wurde ein IS-Anhänger in Berlin wegen Terrorhilfe zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Der 31-Jährige hat laut Urteil an ein IS-Mitglied in Syrien 400 Euro für militärische Geräte geschickt. Das 2014 transferierte Geld sei für ein Nachtsichtgerät und ein Zielfernrohr bestimmt gewesen. Der angeklagte Algerier, der seit mehr als zehn Jahren in Berlin lebe, sei ein „fanatischer Anhänger des IS“, hieß es weiter im Urteil des Staatsschutzsenats. Er habe sich mit der Überweisung des Geldes, das zunächst an einen Mittelsmann in der Türkei gegangen sei, der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland schuldig gemacht.