Frankreich wählt am Sonntag: Emmanuel Macron oder Marine Le Pen? Das neue Staatsoberhaupt bestimmt die Zukunft des ganzen Kontinents.

Wenn Emmanuel Macron gewinnt,...

... sollen Frankreichs Unternehmen gestärkt und die europäische Integration ausgebaut werden. Die Devise des linksliberalen Kandidaten lautet: Die Zeit drängt, rasches Handeln tut not! Gleich nach seinem Amtsantritt will der 39-Jährige per Erlass eine Reform des Arbeitsrechts durchdrücken.

Diese sieht eine Lockerung des Kündigungsschutzes vor, während die 35-Stunden-Woche zumindest auf dem Papier erhalten bleibt. Allerdings soll es mehr Flexibilität geben: Den Betrieben wird zugestanden, über die tatsächliche Arbeitszeit mit ihren Beschäftigten zu verhandeln. Dass er mit diesen Sofortmaßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gleich eine erste Kraftprobe heraufbeschwört, ist Macron bewusst. Vier der fünf größten Gewerkschaften sowie der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon haben bereits ihren erbitterten Widerstand angekündigt.

Stichwahl in Frankreich beginnt

weitere Videos

    Auch die Steuerschraube will Macron rasch zurückdrehen. Vorgesehen ist eine Senkung der Unternehmenssteuer von derzeit 33 auf 25 Prozent. Zudem soll die Wohnungssteuer für 80 Prozent der Haushalte abgeschafft werden. Geringverdiener dürfen sich derweil über eine Teilbefreiung von den Sozialabgaben freuen.

    Die Karriere von Präsident Macron

    Europa im Blick: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron macht sich für eine Neugestaltung der Politik der Europäischen Union stark. Bilder seiner Karriere.
    Europa im Blick: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron macht sich für eine Neugestaltung der Politik der Europäischen Union stark. Bilder seiner Karriere. © REUTERS | POOL
    Emmanuel Macron ist der jüngste Präsident Frankreichs. Mit 39 Jahren wurde er zum Staatsoberhaupt gewählt. Die Stichwahl am 14. Mai 2017 entschied er klar für sich. Auch bei der Wahl zur Nationalversammlung im Juni erreichte seine Partei die absolute Mehrheit.
    Emmanuel Macron ist der jüngste Präsident Frankreichs. Mit 39 Jahren wurde er zum Staatsoberhaupt gewählt. Die Stichwahl am 14. Mai 2017 entschied er klar für sich. Auch bei der Wahl zur Nationalversammlung im Juni erreichte seine Partei die absolute Mehrheit. © Getty Images | Aurelien Meunier
    Hinter Macron steht die von ihm 2016 gegründete politische Bewegung „En Marche!“ (In Bewegung). Einen klassischen Parteiapparat hat er bislang nicht. Macron führte sein Wahlkampfteam wie ein Start-Up-Unternehmen.
    Hinter Macron steht die von ihm 2016 gegründete politische Bewegung „En Marche!“ (In Bewegung). Einen klassischen Parteiapparat hat er bislang nicht. Macron führte sein Wahlkampfteam wie ein Start-Up-Unternehmen. © dpa | Michel Spingler
    Der Arztsohn war bis 2012 gut bezahlter Investmentbanker bei Rothschild & Cie., dann holte ihn der damalige Präsident François Hollande als Berater in den Elysée-Palast. Von 2014 bis 2016 war er Wirtschaftsminister.
    Der Arztsohn war bis 2012 gut bezahlter Investmentbanker bei Rothschild & Cie., dann holte ihn der damalige Präsident François Hollande als Berater in den Elysée-Palast. Von 2014 bis 2016 war er Wirtschaftsminister. © REUTERS | FRANCOIS LENOIR
    Anschließend ist Macron aus dem Schatten seines Mentors im Elysée-Palast getreten, hat eine politische Blitzkarriere gemacht und den Sozialisten beerbt.
    Anschließend ist Macron aus dem Schatten seines Mentors im Elysée-Palast getreten, hat eine politische Blitzkarriere gemacht und den Sozialisten beerbt. © REUTERS | REGIS DUVIGNAU
    Macron ist unkonventionell, er will „weder rechts noch links“ sein.
    Macron ist unkonventionell, er will „weder rechts noch links“ sein. © REUTERS | REUTERS / JEAN-PAUL PELISSIER
     Er gilt als Mitte-Links-Politiker, seine Ausrichtung ist sozialliberal.
    Er gilt als Mitte-Links-Politiker, seine Ausrichtung ist sozialliberal. © REUTERS | BENOIT TESSIER
    Berührungsängste hat er jedenfalls nicht. Weder bei den französischen Bürgern, ...
    Berührungsängste hat er jedenfalls nicht. Weder bei den französischen Bürgern, ... © REUTERS | POOL
    ... noch bei Tieren.
    ... noch bei Tieren. © dpa | Eric Feferberg
    Manche nennen den Politjungstar den „französischen Kennedy“. Schon vor der Wahl war von einer „Macromania“ die Rede.
    Manche nennen den Politjungstar den „französischen Kennedy“. Schon vor der Wahl war von einer „Macromania“ die Rede. © Getty Images | Aurelien Meunier
    Verheiratet ist Macron seit 2007 mit Brigitte Macron. Die beiden kennen sich seit seiner Schulzeit.
    Verheiratet ist Macron seit 2007 mit Brigitte Macron. Die beiden kennen sich seit seiner Schulzeit. © dpa | Eric Feferberg
    Brigitte Macron war damals seine Französischlehrerin. Sie hat drei Kinder aus erster Ehe, zwei davon älter als Macron.
    Brigitte Macron war damals seine Französischlehrerin. Sie hat drei Kinder aus erster Ehe, zwei davon älter als Macron. © dpa | Christophe Ena
    Das ungewöhnliche Paar bringt Glamour in den Élysée-Palast.
    Das ungewöhnliche Paar bringt Glamour in den Élysée-Palast. © dpa | Yoan Valat
    Macron ist wie so viele andere Spitzenpolitiker Frankreichs Absolvent der Elite-Hochschule ENA. Doch er sieht sich nicht als Teil des politischen Establishments, sondern als Erneuerer, der Frankreich aufrütteln und modernisieren will.
    Macron ist wie so viele andere Spitzenpolitiker Frankreichs Absolvent der Elite-Hochschule ENA. Doch er sieht sich nicht als Teil des politischen Establishments, sondern als Erneuerer, der Frankreich aufrütteln und modernisieren will. © dpa | Eric Feferberg
    Der haushohe Sieg bei der Parlamentswahl gibt Macron ausreichend Rückhalt für sein Reformprogramm.
    Der haushohe Sieg bei der Parlamentswahl gibt Macron ausreichend Rückhalt für sein Reformprogramm. © Getty Images | Sylvain Lefevre
    Der achte Präsident der Fünften Republik will die französische Wirtschaft wieder in Schwung bringen.
    Der achte Präsident der Fünften Republik will die französische Wirtschaft wieder in Schwung bringen. © dpa | Valentin Flauraud
    Dafür plant er unter anderem eine Lockerung des Arbeitsrechts.
    Dafür plant er unter anderem eine Lockerung des Arbeitsrechts. © dpa | Etienne Laurent
    Ob das an seiner Beliebtheit kratzen wird?
    Ob das an seiner Beliebtheit kratzen wird? © REUTERS | POOL
    Macron, die mächtigste Frau Europas und der mächtigste Mann der Welt: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der US-Präsident Donald Trump sind zwei Spitzenpolitiker, an denen Macron seit seinem Amtsantritt ganz wesentlich seine Selbstdarstellung ausgerichtet hat.
    Macron, die mächtigste Frau Europas und der mächtigste Mann der Welt: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der US-Präsident Donald Trump sind zwei Spitzenpolitiker, an denen Macron seit seinem Amtsantritt ganz wesentlich seine Selbstdarstellung ausgerichtet hat. © REUTERS | REUTERS / POOL
    Auf dem EU-Gipfel in Brüssel (Belgien) am 28. Juni 2018 zeigte der selbstbewusste junge Staatschef demonstrativ die Nähe zu Merkel.
    Auf dem EU-Gipfel in Brüssel (Belgien) am 28. Juni 2018 zeigte der selbstbewusste junge Staatschef demonstrativ die Nähe zu Merkel. © dpa | Geert Vanden Wijngaert
    Auch den amerikanischen Präsidenten Donald Trump traf Macron 2017.
    Auch den amerikanischen Präsidenten Donald Trump traf Macron 2017. © Getty Images | Matt Cardy
    In Frankreich trifft Macron auch auf viel Widerstand mit seiner Politik. Hier protestieren in Paris Demonstranten gegen Macrons Plan für eine Justizreform.
    In Frankreich trifft Macron auch auf viel Widerstand mit seiner Politik. Hier protestieren in Paris Demonstranten gegen Macrons Plan für eine Justizreform. © dpa | Francois Mori
    1/22

    Der sozialliberale Macron will massiv in die Wirtschaft investieren

    Einer der Kernpunkte von Macrons Programm sind massive Investitionen zur Ankurbelung der lahmenden Wirtschaft. Binnen fünf Jahren würden 50 Milliarden Euro an öffentlichen Geldern bereitgestellt werden. 15 Milliarden Euro davon sollen in bessere Aus- und Weiterbildung fließen, um die Einstellungschancen von Jobsuchenden zu verbessern.

    Nochmals 15 Milliarden Euro fließen in die Förderung erneuerbarer Energien. Der Rest der Gelder ist für Investitionen in die Landwirtschaft, für die Modernisierung der öffentlichen Verwaltung, für den Ausbau der Infrastruktur und das Gesundheitswesen vorgesehen. Um das EU-Defizitkriterium von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts einhalten zu können, sollen bei den Staatsausgaben 60 Milliarden Euro eingespart werden.

    In der Bildungspolitik will Macron in den sozial schwachen Vorstädten die Zahl der Schüler auf zwölf pro Klasse begrenzen. Lehrer sollen als Anreiz für eine Arbeit in diesen sogenannten Problemzonen einen Bonus von 3000 Euro pro Jahr bekommen. Auch ein Verbot von Mobiltelefonen in den Schulen will Macron durchsetzen. Dafür soll es einen Kulturpass im Wert von 500 Euro für alle 18-Jährigen geben – für Kino-, Theater- und Konzertbesuche.

    Die EU soll in der Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik noch enger kooperieren

    Ein weiteres Hauptanliegen des Europa-Enthusiasten Macron ist es, der EU eine Frischzellenkur zu verpassen. In Brüssel will er auf eine Initiative zur Verstärkung der gemeinsamen Sicherheitspolitik drängen. Bis zu 5000 Grenzpolizisten sollen zu einer besseren Kontrolle der Schengen-Außengrenzen abgestellt werden. Außerdem plädiert er für eine Harmonisierung der Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik in der Eurozone, die in den nächsten zehn Jahren schrittweise umgesetzt werden soll. Noch ambitionierter ist sein Plan einer gemeinsamen Investitionspolitik und eines gemeinsamen Budgets für die Eurozone. Beides soll von einem Eurozonen-Parlament demokratisch kontrolliert werden. Zudem plant Macron die Bestimmung eines Eurozonen-Wirtschafts- und Finanzministers. Allergrößten Wert misst Macron den deutsch-französischen Beziehungen bei.

    Wenn Marine Le Pen gewinnt, ...

    ... sollen die Versorgungsleistungen des Staates massiv erhöht und die Bindungen an Europa gekappt werden. Dazu gehört das Festhalten an der 35-Stunden Woche, aber auch eine Steuerbefreiung der Überstunden. Ebenfalls vorgesehen: Steuersenkungen für Privathaushalte sowie für kleine und mittelständische Unternehmen. Gleichzeitig sollen der Mindestlohn und die Mindestrenten angehoben werden. Nicht zuletzt will sie das Renteneintrittsalter wieder von derzeit 62 auf 60 Jahre absenken.

    Greenpeace protestiert gegen Le Pen

    weitere Videos

      Kernpunkt des Programms der Rechtsextremistin ist die Wiedereinführung des Franc, um Frankreich seine Souveränität in der Währungspolitik zurückzugeben. Ob das auch den vollständigen Abschied vom Euro bedeutet, ist unklar. Zwar hatte Le Pen die Abkehr von der Gemeinschaftswährung jahrelang als Zielvorgabe ausgegeben, doch ruderte sie in den letzten Wochen zurück. Offenbar schwebt ihr nun vor, zum Franc zurückzukehren, den Euro jedoch als Zahlungsmittel für Großunternehmen und staatliche Institutionen beizubehalten.

      Le Pen will die EU zu einem losen Staatenbund zurückstutzen

      Die EU ist in den Augen Le Pens für beinahe alle Missstände in Frankreich verantwortlich. Deshalb will sie den europäischen Partnern innerhalb von sechs Monaten eine radikale Änderung der EU-Verträge abringen. Die Union soll dabei in einen losen Verbund der Mitgliedsländer umgebaut werden – ohne von Brüssel überwachte Haushaltsregeln, aber mit Grenzkontrollen. Letztere könnten für Frankreich noch vor dem Sommer durch die Aufkündigung des Schengen-Abkommens wieder eingeführt werden. Für den Fall, dass die EU-Partner der gewünschten Änderung des Unionsvertrags nicht zustimmen, will die Rechtsextremistin aus der EU austreten. Allerdings hat sie versprochen, den Franzosen diese Entscheidung zu überlassen. Über „Frexit“ und Euro-Austritt soll per Referendum abgestimmt werden.

      Frankreichs Präsidenten seit 1959

      Seit 1959 haben bislang sieben Männer das höchste Amt in Frankreich bekleidet: Wir stellen die französischen Präsidenten vor. Charles de Gaulle war der erste Präsident seit der Gründung der Fünften Republik 1958. Er bekleidete das Amt von 1959 bis 1969. Der General und Widerstandskämpfer war bestrebt, der „Grande Nation“ den Status als Atom- und Großmacht zu sichern. Der Konservative stand für die Aussöhnung mit Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg und die Entkolonialisierung. Er starb 1970.
      Seit 1959 haben bislang sieben Männer das höchste Amt in Frankreich bekleidet: Wir stellen die französischen Präsidenten vor. Charles de Gaulle war der erste Präsident seit der Gründung der Fünften Republik 1958. Er bekleidete das Amt von 1959 bis 1969. Der General und Widerstandskämpfer war bestrebt, der „Grande Nation“ den Status als Atom- und Großmacht zu sichern. Der Konservative stand für die Aussöhnung mit Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg und die Entkolonialisierung. Er starb 1970. © imago | Keystone
      De Gaulle bei einem Besuch bei Alt-Bundeskanzler Konrad Adenauer (r.) in Bonn.
      De Gaulle bei einem Besuch bei Alt-Bundeskanzler Konrad Adenauer (r.) in Bonn. © dpa | Alfred Hennig
      Georges Pompidou war von 1969 bis 1974 französischer Präsident. Der Konservative führte als enger Gefolgsmann de Gaulles dessen Politik fort und regierte bis zu seinem Tod 1974.
      Georges Pompidou war von 1969 bis 1974 französischer Präsident. Der Konservative führte als enger Gefolgsmann de Gaulles dessen Politik fort und regierte bis zu seinem Tod 1974. © getty Images | Keystone
      Pompidou öffnete Großbritannien den Weg in die Europäische Gemeinschaft (EG), den Vorläufer der EU.
      Pompidou öffnete Großbritannien den Weg in die Europäische Gemeinschaft (EG), den Vorläufer der EU. © Getty Images | Reg Lancaster
      Valéry Giscard D’Estaing repräsentierte Frankreich von 1974 bis 1981. Der liberale Zentrumspolitiker war der erste Nicht-Gaullist im Amt und bemühte sich um die Modernisierung der Gesellschaft und den Ausbau der EG.
      Valéry Giscard D’Estaing repräsentierte Frankreich von 1974 bis 1981. Der liberale Zentrumspolitiker war der erste Nicht-Gaullist im Amt und bemühte sich um die Modernisierung der Gesellschaft und den Ausbau der EG. © Getty Images | Keystone
      Gemeinsam mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt (l., SPD) steht Valéry Giscard D`Estaing für die Gründung der Gipfeltreffen der großen Wirtschaftsmächte (zunächst G6). Nach seiner Abwahl schrieb der heute 91-Jährige mehrere Romane.
      Gemeinsam mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt (l., SPD) steht Valéry Giscard D`Estaing für die Gründung der Gipfeltreffen der großen Wirtschaftsmächte (zunächst G6). Nach seiner Abwahl schrieb der heute 91-Jährige mehrere Romane. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Franziska Kraufmann
      Francois Mitterand schaffte erst im dritten Anlauf als erster Sozialist den Sprung in den Élysée-Palast. Er bekleidete das Amt von 1981 bis 1995 und trug zur Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich bei.
      Francois Mitterand schaffte erst im dritten Anlauf als erster Sozialist den Sprung in den Élysée-Palast. Er bekleidete das Amt von 1981 bis 1995 und trug zur Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich bei. © getty Images | Hulton Archive
      Als Preis für die deutsche Wiedervereinigung drang er bei Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) auf die Gründung der Europäischen Zentralbank und die Schaffung der Euro-Zone. Mitterrand starb Anfang 1996 an Krebs.
      Als Preis für die deutsche Wiedervereinigung drang er bei Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) auf die Gründung der Europäischen Zentralbank und die Schaffung der Euro-Zone. Mitterrand starb Anfang 1996 an Krebs. © imago | sepp spiegl
      Der französische Staatspräsident Francois Mitterand und Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU, r.) gedachten am 22. September 1984 Hand in Hand an den Gräbern von Verdun (Frankreich) gemeinsam der Opfer des Ersten Weltkrieges. Eine kleine Geste voller Symbolkraft ließ Mitterand in die Geschichtsbücher eingehen: Als sich die beiden Spitzenpolitiker ansahen, bewegte Mitterrand leicht seine Hand – und Helmut Kohl griff zu.
      Der französische Staatspräsident Francois Mitterand und Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU, r.) gedachten am 22. September 1984 Hand in Hand an den Gräbern von Verdun (Frankreich) gemeinsam der Opfer des Ersten Weltkrieges. Eine kleine Geste voller Symbolkraft ließ Mitterand in die Geschichtsbücher eingehen: Als sich die beiden Spitzenpolitiker ansahen, bewegte Mitterrand leicht seine Hand – und Helmut Kohl griff zu. © Keystone / Keystone | KEYSTONE
      Jacques Chirac war von 1995 bis 2007 Frankreichs Präsident.
      Jacques Chirac war von 1995 bis 2007 Frankreichs Präsident. © Getty Images | Sean Gallup
      Der Gaullist brach mit Geschichtstabus über Kolonialismus und Sklaverei und stemmte sich mit dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (r., SPD) gegen den Irakkrieg der USA. Chirac wurde 2002 in einer Stichwahl gegen den Rechtsradikalen Jean-Marie Le Pen (Front National) wiedergewählt. Für eine dritte Amtszeit kandidierte der heute 84-Jährige nicht mehr.
      Der Gaullist brach mit Geschichtstabus über Kolonialismus und Sklaverei und stemmte sich mit dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (r., SPD) gegen den Irakkrieg der USA. Chirac wurde 2002 in einer Stichwahl gegen den Rechtsradikalen Jean-Marie Le Pen (Front National) wiedergewählt. Für eine dritte Amtszeit kandidierte der heute 84-Jährige nicht mehr. © Getty Images | Getty Images
      Nicolas Sarkozy war von 2007 bis 2012 im Amt. Der ehrgeizige Konservative wurde wegen seiner Hyperaktivität manchmal als „Speedy Sarko“ verspottet. Seine Amtszeit war von der schwersten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg geprägt.
      Nicolas Sarkozy war von 2007 bis 2012 im Amt. Der ehrgeizige Konservative wurde wegen seiner Hyperaktivität manchmal als „Speedy Sarko“ verspottet. Seine Amtszeit war von der schwersten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg geprägt. © Getty Images | Victor Fraile
      Mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (r., CDU) prägte er die EU-Krisenpolitik. Im Rennen der französischen Konservativen um die Präsidentschaftskandidatur 2017 scheiterte er.
      Mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (r., CDU) prägte er die EU-Krisenpolitik. Im Rennen der französischen Konservativen um die Präsidentschaftskandidatur 2017 scheiterte er. © Getty Images | Pool
      2008 heiratete er Carla Bruni, Ex-Model und Sängerin.
      2008 heiratete er Carla Bruni, Ex-Model und Sängerin. © Getty Images | Peter Macdiarmid
      Francois Hollande bekleidet das Amt seit 2012. Der Sozialist drängte seinen Vorgänger aus dem Amt, doch der 62-Jährige gilt als glückloser Präsident. Das Land kommt wirtschaftlich nicht richtig in Schwung, die Arbeitslosigkeit bleibt anhaltend hoch, Hollande ist zu sozialliberalen Wirtschaftsreformen gezwungen.
      Francois Hollande bekleidet das Amt seit 2012. Der Sozialist drängte seinen Vorgänger aus dem Amt, doch der 62-Jährige gilt als glückloser Präsident. Das Land kommt wirtschaftlich nicht richtig in Schwung, die Arbeitslosigkeit bleibt anhaltend hoch, Hollande ist zu sozialliberalen Wirtschaftsreformen gezwungen. © Rolf Zoellner
      Hollandes Amtszeit wurde von mehreren Terroranschlägen überschattet.
      Hollandes Amtszeit wurde von mehreren Terroranschlägen überschattet. © imago | Xinhua
      Im Dezember 2016 verzichtete er auf eine erneute Kandidatur.
      Im Dezember 2016 verzichtete er auf eine erneute Kandidatur. © REUTERS | REUTERS / VINCENT KESSLER
      Am 7. Mai 2017 gewinnt Emmanuel Macron die Stichwahl gegen Marine Le Pen. Er ist damit der jüngste Präsident der französischen Geschichte. Er wurde am 21. Dezember 1977 geboren.
      Am 7. Mai 2017 gewinnt Emmanuel Macron die Stichwahl gegen Marine Le Pen. Er ist damit der jüngste Präsident der französischen Geschichte. Er wurde am 21. Dezember 1977 geboren. © Getty Images | Thierry Chesnot
      Der parteiunabhängige Linksliberale holte in der Stichwahl etwa 65 Prozent der Stimmen. Der Ex-Wirtschaftsminister mit seiner Bewegung En Marche (Vorwärts) will die europäische Integration vertiefen und die deutsch-französische Achse stärken.
      Der parteiunabhängige Linksliberale holte in der Stichwahl etwa 65 Prozent der Stimmen. Der Ex-Wirtschaftsminister mit seiner Bewegung En Marche (Vorwärts) will die europäische Integration vertiefen und die deutsch-französische Achse stärken. © REUTERS | JEAN-PAUL PELISSIER
      1/19

      Des Weiteren plant die Rechtspopulistin die sofortige Umsetzung ihres Konzepts eines „intelligenten Protektionismus’“. Bei öffentlichen Ausschreibungen sollen nur noch französische Unternehmen zum Zuge kommen. Auf alle Importe soll eine Steuer von drei Prozent erhoben werden. Zudem droht Arbeitgebern, die ausländische Mitarbeiter einstellen, eine Extrasteuer von zehn Prozent auf deren Gehälter.

      Ihre Devise: Frankreich und die Franzosen zuerst

      Le Pen will das Oberhaupt eines starken Staates sein, dessen erste Aufgabe es ist, die eigenen Bürger zu schützen. Dass dazu der Ausbau des Sicherheitsapparats gehört, versteht sich von selbst. Doch ebenso wichtig ist ihr das „Prinzip der nationalen Priorität“, das sie in der Verfassung verankern will. Französische Staatsbürger sollen bei der Vergabe von Sozialleistungen, Arbeitsplätzen und Sozialwohnungen gegenüber Ausländern bevorzugt werden.

      Den größten Teil ihres Programms wird Le Pen freilich nur umsetzen können, wenn sie nach dem Élysée-Palast im Juni auch die Parlamentswahlen gewinnt. Die Chancen, dass ihre rechtsextreme Partei Front National die Mehrheit der Abgeordnetenmandate in der neuen Nationalversammlung erobert, stehen jedoch bei null. Allerdings: Die Außen- und Sicherheitspolitik gehören zu den „reservierten Domänen“ des französischen Präsidenten. An einem harten Konfrontationskurs mit Brüssel und Berlin kann Le Len daher niemand hindern.