Damaskus. Eine Bombe ist unweit des syrischen Aleppo nahe eines Bus-Konvois detoniert. Mehr als 120 Menschen starben, Dutzende wurden verletzt.

Nach dem Autobombenanschlag auf Busse mit umgesiedelten Menschen aus zwei belagerten Orten im Norden Syriens ist die Zahl der Opfer Oppositionsangaben zufolge auf mindestens 126 Menschen gestiegen, teilte die Syrische Beobachterstelle für Menschenrechte am Sonntag mit. Davon seien 68 Kinder und 13 Frauen.Unter den Opfern seien auch Rebellen, die die Bus-Kolonne bewachten. Zuvor war von mindestens 112 Toten die Rede gewesen.

Die Bombe war am Samstag in der Nähe eines Evakuierungskonvois westlich der syrischen Großstadt Aleppo detoniert, wo die Busse auf ihre Weiterfahrt gewartet hatten.

Unklar war zunächst, wer für die Explosion verantwortlich ist. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana sprach von einem Anschlag von „Terroristen“. Ein dem Regime von Syriens Machthaber Baschar al-Assad nahestehendes Medium berichtete, ein Selbstmordattentäter habe die Autobombe gezündet. Oppositionelle Aktivsten beschuldigten hingegen Anhänger der Regierung, hinter der Bombe zu stecken.

Zahlreiche Leichen lagen auf der Straße

Bilder im Internet zeigten ausgebrannte Busse und Autos. Zahlreiche Leichen lagen auf der Straße. Helfer versuchten, das Feuer zu löschen. Die Busse hatten am Freitagmorgen rund 5000 Menschen aus den von Rebellen belagerten Orten Fua und Kafraja gebracht.

Sie saßen nahe Aleppo fest, weil die Umsetzung eines Abkommens zwischen Regierungsanhängern und Rebellen über den Abzug von Zivilisten und Kämpfern aus insgesamt vier belagerten Orten stockte. Nach Angaben von Aktivisten stoppte die Al-Kaida-nahe Organisation Tahrir al-Scham die Fahrzeuge, weil sie den Regierungsanhängern vorwarf, sich nicht an die Abmachung gehalten zu haben.

Abkommen zwischen Regierungsanhängern und Rebellen stockt

Die Einigung war vom Iran und von Katar vermittelt worden. Sie sieht vor, dass zeitgleich auch rund 2200 Menschen die beiden von Regierungskräften eingeschlossenen Orte Madaja und Sabadani verlassen. Die Busse waren am Freitagmorgen in den vier Orten gestartet und erreichten in der Nacht zwei unterschiedliche Busstationen westlich von Aleppo, wo sie seitdem warten mussten.

Der Aktivist Nahel Nur berichtete, nach der Explosion herrsche unter den Menschen Angst und Panik. Schon zuvor hatte sich das Warten auf die Weiterfahrt zu einem Nervenspiel entwickelt. Nur erklärte, die humanitäre Lage der Wartenden sei sehr schwierig. Die Menschen – darunter viele Frauen und Kinder - hätten seit Freitagmorgen weder geschlafen noch gegessen. Es gebe kaum Toiletten. „(Das ist wie) ein kleines Gefängnis“, schrieb Nur über Textnachrichten.

Fortschritt im Kampf gegen den IS

Im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) drang unterdessen ein von Kurden angeführtes Bündnis erstmals in die strategisch wichtige Stadt Al-Tabka im Norden Syriens ein. Die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) teilten mit, sie seien nach heftigen Kämpfen in Vororte der Stadt eingerückt.

Al-Tabka liegt direkt an der Talsperre des Assad-Stausees, die für die Stromerzeugung und Bewässerung bedeutend ist. Die Einnahme der Stadt gilt als wichtige Etappe einer Offensive, die den IS aus seiner weiter östlich gelegenen Hochburg Al-Rakka vertreiben will. (dpa)