Washington. Trump hat ein Telefonat mit Australiens Premier Turnbull abrupt beendet. Vorher zog der US-Präsident noch einen Vergleich mit Merkel.

  • US-Präsident Trump hat ein Telefonat mit Australiens Premier Turnbull abrupt beendet
  • Im Streit ging es wohl um eine alte Vereinbarung, wonach die USA etwa 1250 Flüchtlinge aufnehmen wollen, die in Australien gelandet sind
  • Grund für Trumps Unwillen: Unter den Flüchtlingen in Australien befinden sich viele Menschen aus Ländern wie Iran, Irak, Sudan und Somalia

US-Außenminister Rex Tillerson, ausgestattet mit einem der dürftigsten Vertrauensvorschüsse seit langem im Senat (56 Ja-, 43-Nein-Stimmen), fand vor dem Antrittsbesuch seines deutschen Kollegen Sigmar Gabriel bereits am ersten Arbeitstag zentnerschwere Altlasten auf seinem Schreibtisch vor.

Wegen eines Raketentests, den Washington als nicht statthaft empfindet, griff Trumps Nationaler Sicherheitsberater Michael Flynn die Regierung des Iran ungewöhnlich scharf an. Der Ex-General sprach von einem „destabilisierenden“ und „provokativen“ Verhalten und gab eine „offizielle“ Warnung an die Verantwortlichen in Teheran heraus. Was damit gemeint ist, blieb unklar.

Flynn erwähnt Ukraine-Konflikt nicht

Der Start des Marschflugkörpers – den der Iran nicht bestreitet, aber für zulässig im Rahmen der geltenden UN-Resolutionen hält – habe die Sicherheit im Nahen Osten untergraben und das Leben von Amerikanern in Gefahr gebracht, sagte Flynn, ohne Details zu nennen. Er kündigte „geeignete“ Gegenmaßnahmen an. Welche, sagte er nicht.

US-Medien registrierten mit Erstaunen, dass Flynn, der als Russland-Freund und Islam-Gegner gilt, bei seinem Auftritt im Weißen Haus allein das Thema Iran betonte, die schweren Auseinandersetzungen zwischen prorussischen Separatisten und Regierungstruppen in der Ukraine aber unerwähnt ließ. Dabei kamen im Großraum Donezk mehrere Menschen ums Leben.

Will Trump Soldaten nach Mexiko schicken?

Wie der erst am Mittwochnachmittag vereidigte Tillerson den Iran sieht – beziehungsweise den von Trump in Zweifel gezogenen Atom-Deal mit dem Mullah-Regime – ist bisher nicht verlässlich bekannt. Ebenso ist unklar, welchen Kurs der ehemalige Öl-Manager und Russland-Kenner im Ukraine-Konflikt steuern wird.

Schwierig dürfte sich auch die Kontaktanbahnung mit Mexiko und Australien gestalten. Wie die „Washington Post“ unter Berufung auf Quellen im Weißen Haus berichtet, hat Präsident Trump seinem Amtskollegen Peña Nieto während eines Telefonats Ende vergangener Woche damit gedroht, US-Truppen über die Grenze zu schicken, um „miese Kerle“ (bad hombres) dingfest zu machen, die von Mexiko geschont würden. Regierungssprecher Eduardo Sánchez sagte am Donnerstag, es habe keine Drohung gegeben. Trump habe Hilfe angeboten.

Eklat mit Australiens Premier Turnbull

Noch extremer geriet offenbar das erste offizielle Gespräch zwischen Trump und dem australischen Premierminister Malcolm Turnbull.

Wegen einer noch unter Vorgänger Obama ausgehandelten Vereinbarung, wonach die USA etwa 1250 Flüchtlinge aufnehmen wollen, die über Umwege in Australien gelandet und derzeit unter miserablen Bedingungen in Internierungslagern auf den Inseln Nauru und Manus Island/Papua Neuguinea gehalten werden, kam es laut „Washington Post“ zum Eklat.

Trump habe sich sehr verstimmt gezeigt und sich zunächst geweigert, den „Deal“ zu erfüllen. Er warf Australien, einem der wichtigsten Partnerländer der USA, verärgert vor, „die nächsten Boston-Bomber“ in die USA einzuschleusen. Gemeint sind Attentäter vom Schlag der Zarnajew-Brüder, die 2013 beim Marathonlauf in Boston ein Blutbad ausgelöst hatten.

Schulz: "Ihr System, Herr Trump, ist nicht unser System"

weitere Videos

    Trump soll aufgelegt haben

    Grund für Trumps Unwillen: Unter den Flüchtlingen in Australien befinden sich viele Menschen aus Ländern wie Iran, Irak, Sudan und Somalia; Staaten, die der Präsident gerade mit einem umstrittenen Einreisebann belegt hat. Die Sonder-Regelung mit Australien werde ihn „politisch töten“, soll Trump gesagt haben.

    Als Turnbull das Thema wechseln wollte, so die Quelle der „Post“, habe Trump gepoltert, dass er bereits mit Merkel (Deutschland), Abe (Japan) , Hollande (Frankreich) und Putin (Russland) gesprochen habe – das Telefonat mit Turnbull sei aber das „schlimmste von allen“ gewesen.

    Kein Kommentar aus Washington

    Nach 25 Minuten, früher als vorgesehen, habe Trump vergrätzt aufgelegt. Letzteres dementierte Turnbull am Donnerstag. Das Gespräch sei höflich verlaufen. Aber: „Es ist besser, solche Konversationen ehrlich, offen und privat zu führen.“