Istanbul. Nach dem Anschlag in Istanbul mit 39 Todesopfern sucht die Polizei den Täter. Ins Visier der Ermittler ist die Frau des Mannes geraten.

Die türkische Polizei sucht weiter nach dem flüchtigen Täter, der in einem Nachtclub in Istanbul 39 Menschen getötet und Dutzende verletzt hat. Am Silvesterabend hatte der Mann das Feuer auf Gäste des Promiclubs „Reina“ am Bosporus eröffnet.

Am Dienstag ist ein Selfie-Video des Verdächtigen aufgetaucht. Auf dem von türkischen Medien veröffentlichten Video ist knapp 40 Sekunden lang zu sehen, wie ein Mann auf einem belebten Platz herumläuft und sich selbst und die Umgebung dabei offenbar mit einer Handy-Kamera filmt. Türkischen Medienberichten zufolge wurde das Video in der Gegend des Taksim-Platzes im Herzen der Millionenmetropole aufgenommen.

Der dunkelhaarige junge Mann spricht dabei nicht. Passanten mit Einkaufstüten sind zu sehen, auch eine Frau mit einem Kinderwagen läuft hinter dem Mann vorbei. Es sind die bislang schärfsten Bilder des Verdächtigen, nach dem die Polizei mit Hochdruck fahndet.

Ehefrau des Gesuchten vernommen

Wie türkische Medien berichten, wurde die Ehefrau des Mannes in der türkischen Stadt Konya in Gewahrsam genommen. Ermittler hätten die Frau nach Istanbul gebracht und dort befragt. Die Zeitung „Hürriyet“ berichtet in ihrer Online-Ausgabe, dass sie eine Verbindung ihres Mannes zur Terrororganisation IS ausgeschlossen habe. „Ich habe von den Anschlägen aus dem Fernsehen erfahren“, soll die Frau bei den Vernehmungen gesagt haben.

© ddp images/ZUMA | Dha

Unklar ist noch, wie der Attentäter in die Türkei eingereist ist. Die Nachrichtenagentur DHA meldete, der Angreifer von Istanbul sei im vergangenen November von Syrien aus mit seiner Ehefrau und seinen Kindern in die Stadt Konya gereist, um keinen Verdacht zu erwecken. Die Zeitung „Hürriyet“ und die Agentur IHA hingegen berichten, dass die Familie von Kirgistan nach Istanbul gereist sei und erst später nach Konya gekommen sei. Die Behörden bestätigten keine der Varianten.

Täter konnte unerkannt fliehen

Am Montag hatte die Polizei bereits ein Foto des mutmaßlichen Attentäters veröffentlicht. Es zeigt einen jungen Mann mit krausen Haaren und einer dunklen Jacke. Aufnahmen einer Überwachungskamera an dem Club stellen dar, wie der Täter zum Eingang stürmte.

Nach dem Attentat konnte der Täter fliehen. Acht mutmaßliche Mitwisser oder Mittäter wurden am Montag festgenommen, wie die Nachrichtenagentur DHA berichtet.

Angreifer soll 180 Mal geschossen haben

Am Montagabend war es zu einer Operation von Anti-Terror-Einheiten in Istanbul gekommen. Dabei waren Hubschrauber eingesetzt und Straßen gesperrt worden. Über Festnahmen bei dieser Razzia wurde nichts bekannt. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu hatte zuvor acht Festnahmen in Istanbul im Zusammenhang mit dem Terrorangriff gemeldet. Der Täter war aber nicht darunter.

Nach Angaben der Zeitung „Habertürk“ hatte die Polizei im Club „Reina“ sechs leere Gewehr-Magazine gefunden. Es sollen demnach mindestens 180 Schüsse abgegeben worden sein.

Die Terrormiliz hatte den Angriff für sich reklamiert. Der Schütze sei ein „heldenhafter Soldat des Kalifates“, erklärte die Gruppe am Montag über den Messaging-Dienst Telegram.

Trauer nach dem Attentat in Istanbul

 Rote Nelken und Kerzen: Dem Schock über das Attentat im Club Reina in Istanbul folgt die Trauer.
Rote Nelken und Kerzen: Dem Schock über das Attentat im Club Reina in Istanbul folgt die Trauer. © imago/Xinhua | imago stock&people
Unter Beobachtung von Fotografen und Kameraleuten legen Trauernde am Eingang des Clubs Blumen und Kerzen nieder.
Unter Beobachtung von Fotografen und Kameraleuten legen Trauernde am Eingang des Clubs Blumen und Kerzen nieder. © Getty Images
Bei der Beerdigung von Ayhan Arik, einem der 39 Opfer des Angriffs, tragen Angehörige und Freunde den Sarg.
Bei der Beerdigung von Ayhan Arik, einem der 39 Opfer des Angriffs, tragen Angehörige und Freunde den Sarg. © Getty Images | Burak Kara
Erschüttert stehen Verwandte von Ayhan Arik am Sarg...
Erschüttert stehen Verwandte von Ayhan Arik am Sarg... © Burak Kara
...dicke Tränen der Trauer zeichnen das junge Gesicht eines Angehörigen.
...dicke Tränen der Trauer zeichnen das junge Gesicht eines Angehörigen. © REUTERS | OSMAN ORSAL
Die Mutter von Fatih Cakmak, ein Wachmann des angesagten Clubs Reina und eines der ersten Opfer des Attentats, weint verzweifelt am Sarg.
Die Mutter von Fatih Cakmak, ein Wachmann des angesagten Clubs Reina und eines der ersten Opfer des Attentats, weint verzweifelt am Sarg. © REUTERS | UMIT BEKTAS
Tränen und Entsetzten.
Tränen und Entsetzten. © REUTERS | OSMAN ORSAL
Eine Mitarbeiterin des Reina Nachtclubs sitzt erschüttert auf den Steinen und vergräbt ihr weinendes Gesicht hinter den Händen.
Eine Mitarbeiterin des Reina Nachtclubs sitzt erschüttert auf den Steinen und vergräbt ihr weinendes Gesicht hinter den Händen. © REUTERS | HUSEYIN ALDEMIR
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Zwei Opfer wohnten in Deutschland

Das Brandenburger Tor wurde zum Gedenken an die Opfer des Anschlags in Istanbul in den Farben der türkischen Flagge angestrahlt.
Das Brandenburger Tor wurde zum Gedenken an die Opfer des Anschlags in Istanbul in den Farben der türkischen Flagge angestrahlt. © dpa | Maurizio Gambarini

In dem Club kamen zahlreiche internationale Gäste in der Silvesternacht ums Leben, unter ihnen auch ein Deutsch-Türke und ein türkischer Staatsbürger, die beide in Bayern wohnten. In Deutschland gedachten zahlreiche Menschen den Opfern des Terroranschlags. In Berlin wurde am Montagabend die türkische Flagge auf das Brandenburger Tor projiziert. (ac/rtr/dpa)