Dortmund. Die ARD hat den Terror-„Tatort“ aus Dortmund einmal verschoben: Ein Krimi, der bereits vor der Ausstrahlung für Diskussionen sorgt.

Nein, niemand fährt in diesem „Tatort“ mit einem Lkw in eine Menschenmenge. Aber es geht um islamistischen Terror, um einen Anschlag. Deshalb hatte ARD-Programmdirektor Volker Herres den Dortmunder Fall, der am 1. Januar laufen sollte, verschoben.

„Mit Rücksicht auf die Opfer, ihre Angehörigen, Betroffene und das Empfinden von Zuschauern wollen wir diesen ‚Tatort‘ nicht am Abend des ersten Tages im neuen Jahr zeigen“, sagte er nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt. Nach dem Bombenattentat auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund hält die ARD jedoch an dem neuen Sendetermin am Ostermontag fest.

Die ersten Toten nach fünf Minuten

Den Film ganz ausfallen zu lassen, das geht in diesem Fall nicht. Weil Kommissar Faber horizontal ermittelt, die einzelnen Teile aufeinander aufbauen, nicht durcheinandergebracht oder weggelassen werden können. Besonders nicht dieser Teil, in dem ein Mitglied aus Fabers Team ausscheidet. Ein harmonischer Ausklang der Feiertage, so viel sei verraten, ist er nicht.

Es dauert keine fünf Minuten, das sind schon die ersten Toten zu beklagen. Zwei Polizisten werden mitten in der Nacht in der Dortmunder City in ihrem Streifenwagen mit mehreren Schüssen förmlich hingerichtet. Die Spurensicherung hat gerade erst ihre Arbeit aufgenommen, da entdeckt Faber (Jörg Hartmann) Licht in einer nahe gelegenen Bank und sieht einen Angestellten, der wie ein Besessener auf die Tastatur seines Rechners hämmert, um – wie sich später herausstellt – Überweisungen in Millionenhöhe auf Konten in der ganzen Welt zu tätigen.

Muhammad Hövermann (Felix Vörtler) heißt er, und ist nicht interessiert an Gesellschaft. „Wer hier reinkommt, ist tot“, warnt er und weist auf den Sprengstoffgürtel hin, den er trägt. Was Faber erwartungsgemäß nicht daran hindert, in die Bank zu klettern.

Enger zeitlicher Rahmen verleiht dem „Tatort“ Tempo

Während er dort versucht, den Mann zum Aufgeben zu bewegen, machen sich die Kollegen getrennt voneinander in der Stadt an die Lösung des Falls. Nora (Aylin Tezel) sucht den Sohn (Christian Ehrich) aus erster Ehe auf. Kossik (Stefan Konarske) fährt zur Ehefrau. Und Martina Bönisch (Anna Schudt) versucht derweil das hektische SEK zu beruhigen, das die Bank stürmen will.

Das alles, und der enge zeitliche Rahmen eines einzigen Tages, verleiht diesem „Tatort“ ordentlich Tempo. Er macht aber gleichzeitig eine Lösung des langen Konfliktes zwischen Kossik und Faber nahezu unmöglich. Wer sich nicht sieht, der kann sich nicht streiten – allerdings auch nicht vertragen. Wie Konarskes Ausstieg am Ende gelöst wird, ist allerdings etwas einfallslos.

Mehr Handlung und Wendungen als nötig

Genau das kann man von dem Fall nicht sagen. Der leidet fast schon darunter, dass die Autoren ein wenig zu viel ins Drehbuch geschrieben, der Geschichte eine Wendung mehr als nötig gegeben haben. Sie rollen einen Handlungsfaden aus, den es eigentlich gar nicht braucht. Genau der ist es dann auch, der dafür gesorgt hat, dass diese Episode verschoben wurde.

Am Ende kommt es zur Katastrophe, Rauch steht über der Stadt, und man weiß nicht genau, ob und wie viele Tote es gegeben hat. Düster und bedrückend wie lange nicht mehr ist das Finale, und nach dem Attentat auf den BVB-Bus realistischer und aktueller, als den Machern wahrscheinlich lieb ist.

Fazit: Kein klassischer Krimi, eher schon ein düsterer Action-Thriller nahe an der Echtzeit – mit einer Wendung zu viel.

• Ostermontag, 17. April, ARD, 20.15 Uhr: „Tatort: Sturm“