Berlin. Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin stellt nach fast 40 Jahren den Betrieb ein. Der letzte Flug führt von München nach Berlin.

Die insolvente Air Berlin beendet heute (Freitag) nach knapp 40 Jahren ihren Flugbetrieb. Die letzte Maschine mit eigener Air-Berlin-Flugnummer AB6210 startet um 21.35 Uhr in München und landet um 22.45 Uhr in Berlin-Tegel.

Dort wird es für den Airbus A320 voraussichtlich eine Wasserfontäne der Feuerwehr geben, wie es bei solchen Ereignissen üblich ist. Auf diesen Flug ist auch der langjährige Unternehmenschef Joachim Hunold gebucht, der Air Berlin von 1991 bis 2011 führte und in dieser Zeit zur Nummer zwei in Deutschland machte.

Kapitän McCaleb fliegt letzten Air-Berlin-Flug

Steuern wird den Flug Kapitän McCaleb zusammen mit seinem Kollegen Roland Koch. McCaleb geht mit mulmigem Gefühl an seinen letzten Start. „Bittersüß“, sei ihm zumute, sagte der 60-jährige Amerikaner in einem Reuters-Interview. „Es ist schon komisch, so ein Ende zu erleben.“

Er hat sich für die Durchsage kurz vor der Landung schon ein paar Abschiedsworte zurechtgelegt: „Dies ist ein sehr emotionaler Moment für mich und meine Crew.“ Aber man werde sich sicher irgendwo wiedersehen.

Zum Abschluss will McCaleb dann sagen: „Vielen Dank für alles und einen schönen und erfolgreichen Weiterflug durch Ihr persönliches Leben wünscht Ihnen Ihr Kapitän Dave und die ganze Crew.“

Lufthansa übernimmt Löwenanteil der Air Berlin

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sprach von einem „tiefen Einschnitt“ im Berliner Luftverkehr. „Die Fluggesellschaft mit Sitz in der deutschen Hauptstadt und mit dem Namen Berlin auf ihren rot-weißen Maschinen war auf der ganzen Welt ein sympathischer Botschafter unserer Stadt.“

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    Die Airline wurde 1978 gegründet und feierte am 28. April 1979 ihren Erstflug von Berlin nach Mallorca. Kritiker machen eine zu schnelle Expansion und ein verfehltes Geschäftsmodell für das Scheitern der Fluggesellschaft verantwortlich. Demnach wurde Air Berlin im Konkurrenzkampf mit Billigfliegern auf der einen Seite und Premium-Airlines wie der Lufthansa auf der anderen Seite zerrieben.

    Nach der Insolvenz Mitte August wird Air Berlin nun zerschlagen. Den Löwenanteil mit rund 80 von gut 130 Flugzeugen übernimmt die Lufthansa. Tausenden der ehemals 8000 Mitarbeitern droht die Kündigung.

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    © dpa | Sophia Kembowski

    Zuletzt hatte Air Berlin noch neue Eigentümer für seine Technik-Sparte gefunden. Diese hat Standorte in Berlin, Düsseldorf und München hat. Eine Bietergemeinschaft der Berliner Zeitfracht-Gruppe mit der Wartungsfirma Nayak werde noch in dieser Woche einen Kaufvertrag unterzeichnen, teilte die Fluggesellschaft am Donnerstag mit.

    Easyjet und Condor noch in Verhandlungen

    Weiterhin verhandelt die insolvente Airline weiter mit dem britischen Billigflieger Easyjet und der Thomas Cook-Tochter Condor über den Kauf von Teilen der Air Berlin. „Unser Ziel ist es, am Freitag mit einem der beiden Bieter zum Abschluss zu kommen“, sagte ein Air-Berlin-Sprecher. „Es ist ein knappes Rennen zwischen den beiden“, sagte er. Easyjet und Condor äußerten sich nicht dazu.

    Zeitfracht und Nayak hatten bereits zuvor die Air-Berlin-Frachttochter Leisure Cargo mit rund 60 Beschäftigten übernommen. Ein Insider sagte, die Bietergemeinschaft habe ein Angebot für Leisure Cargo und die Technik abgegeben, zusammen belaufe sich der Kaufpreis auf eine mittleren einstelligen Millionen-Euro-Betrag. Air Berlin nannte keinen Summe. (ba/rtr/dpa)