Potsdam. In einem Wohnheim für Behinderte in Potsdam sind vier Menschen gewaltsam zu Tode gekommen. Die Polizei nahm eine Mitarbeiterin fest.

  • Die in Potsdam getöteten Bewohner einer Behindertenwohnstätte wiesen schwere Schnittverletzungen an der Kehle auf
  • Die Todesursache ist jedoch weiterhin unklar
  • Eine 51-jährige Mitarbeiterin der Wohnstätte wird verdächtigt - sie wurde in eine Psychiatrie gebracht

Bei einer Gewalttat in einem Potsdamer Wohnheim sind am Mittwochabend vier Menschen getötet worden. Den Bewohnern einer Wohnstätte für Behinderte wurden schwere Verletzungen an der Kehle zugefügt. Dies erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Ermittlerkreisen. Ob diese Verletzungen ursächlich waren für den Tod der vier Opfer, ist noch ungeklärt. Die Obduktionen sind noch nicht abgeschlossen.

Eine 51 Jahre alte Mitarbeiterin im Pflegebereich des Wohnheims „Oberlinhaus“ soll die vier Bewohner der diakonischen Einrichtung für Erwachsene mit Körper- und Mehrfachbehinderungen getötet und eine weitere Frau schwer verletzt haben.

Tatverdächtige wurde in Psychiatrie eingewiesen

Die langjährige Bedienstete aus dem Pflegebereich wurde als dringend tatverdächtig festgenommen und in die Psychiatrie in Brandenburg/Havel gebracht. Sie soll auf ihre Schuldfähigkeit untersucht werden. Die Begutachtung der 51-Jährigen sei beauftragt worden, sagte der Sprecher der Potsdamer Staatsanwaltschaft, Sebastian Thiele, am Freitag. Nach Angaben der diakonischen Einrichtung Oberlinhaus war die Frau zuvor nicht psychisch auffällig geworden. Die Mitarbeiterin schweigt laut Staatsanwaltschaft in den Vernehmungen zu der Tat.

Bluttat von Potsdam: Tatverdächtige in Psychiatrie eingewiesen
Bluttat von Potsdam: Tatverdächtige in Psychiatrie eingewiesen

Nach Angaben von Thiele waren die Getöteten zwei Frauen im Alter von 31 und 42 Jahren sowie zwei Männer im Alter von 35 und 56 Jahren. Zwei der Opfer hätten seit ihrer Kindheit in dem Heim gelebt, sagte Tina Mäueler, Bereichsleiterin Wohnen in den Oberlin Lebenswelten. Es sei eine so große Erschütterung, „das hat uns schon die Beine weggehauen“, so der Theologische Vorstand der Einrichtung, Matthias Fichtmüller. „Wir können uns noch gar nicht auf das Trauern konzentrieren.“

Die schwer verletzte Frau ist 43 Jahre alt und nach Angaben des Oberlinhauses nach einer Notoperation auf dem Weg der Besserung.

Polizei spricht von „vorsätzlichen Tötungsdelikten“

Die vier Leichen und die Schwerverletzte waren in verschiedenen Krankenzimmern entdeckt worden. „Schwere, äußere Gewaltanwendung“, so beschreibt die Polizei die Todesursache. Es handele sich um „vorsätzliche Tötungsdelikte“.

Die Beamten waren gegen 21 Uhr auf das Areal des Oberlinhauses im Stadtteil Babelsberg gerufen worden. Zum genauen Tathergang schweigt die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen.

Sanitäter verlassen das Gelände der Oberlinklinik, wo vier Menschen getötet und eine Person schwer verletzt wurde.
Sanitäter verlassen das Gelände der Oberlinklinik, wo vier Menschen getötet und eine Person schwer verletzt wurde. © Paul Zinken/dpa-Zentralbild/dpa | Paul Zinken/dpa-Zentralbild/dpa

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In dem Wohnheim leben mehr als 60 Behinderte ganz oder zeitweise mit intensiver Betreuung. Darunter sind auch Menschen, die nach Unfällen schwerbehindert oder nach Erkrankungen, wie etwa Hirnblutungen, auf Unterstützung angewiesen sind.

Anteilnahme in Potsdam: Der Schock sitzt tief nach dem tödlichen Angriff auf die Bewohner einer Wohnstätte für behinderte Menschen.
Anteilnahme in Potsdam: Der Schock sitzt tief nach dem tödlichen Angriff auf die Bewohner einer Wohnstätte für behinderte Menschen. © Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Sie nehmen gut sichtbar am öffentlichen Leben im beschaulichen Potsdamer Stadtteil Babelsberg teil. Mit ihren Betreuern sind sie häufig im nahe gelegenen Babelsberger Park zu sehen oder selbstständig mit Rollstühlen im Supermarkt. Die behinderten Bewohner des Oberlinhauses sind in dem Stadtteil gut integriert - umso größer ist der Schock in der Bevölkerung über die unbegreifliche Gewalttat.

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