Berlin. Der Berliner Clan-Chef Arafat Abou-Chacker soll laut Anklage Rapper Bushido bedroht haben. Doch jetzt droht der Prozess zu platzen.

Überraschung im Prozess gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder: Die Verteidiger des Berliner Clanchefs haben am Mittwoch die Beendigung oder Aussetzung des Prozesses beantragt. Grund sei die Durchsuchung vom Grundstück des 44-Jährigen, während der angeblich Dokumente beschlagnahmt und Notizen fotografiert wurden, die für die Verteidigung relevant seien, hieß es. Die Seite des Angeklagten behauptet, ein faires Verfahren sei dadurch nicht mehr möglich.

Gericht berät über Antrag – Befragung von Bushido noch offen

Das Gericht berät noch über den eingereichten Antrag. Die Verhandlung wurde vorerst unterbrochen. Eigentlich sollte an diesem Verhandlungstag die Befragung von Rapper Bushido fortgesetzt werden. Der 42-Jährige tritt in dem Prozess als Nebenkläger und Zeuge auf. Die Staatsanwaltschaft wirft Arafat Abou-Chaker Straftaten zum Nachteil des Rappers vor. Er ist der Hauptangeklagte, seine drei Brüder sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt. Die Männer haben zu den Vorwürfen bisher geschwiegen.

Bushido soll im Dezember 2017 und Januar 2018 bedroht, beschimpft, eingesperrt und mit einer Wasserflasche sowie einem Stuhl attackiert worden sein. Arafat Abou-Chaker und Bushido galten einst als Partner im Musikgeschäft.

Laut Anklage kam es zu den Straftaten, nachdem der Rapper die Geschäftsbeziehungen auflöste. Der Clanchef habe dies nicht akzeptieren wollen und von Bushido eine Millionenzahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert.

Die Razzia, während der insgesamt 18 Wohnungen, Häuser und Büroräume in Berlin, Brandenburg und der Schweiz durchsucht wurden, und wegen der die Verteidigung nun das Ende des Prozesses beantragt hat, war am 22. September durch die Polizei erfolgt. Der Verdacht: Steuerhinterziehung durch Hintermänner in der Rap-Szene.

Darüber streiten Bushido und Abou-Chaker

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    Laut Staatsanwaltschaft geht es dabei konkret um Managerhonorare. Unter Verdacht stehen in diesem Fall vier Personen, die „teilweise dem Bereich“ der organisierten Kriminalität zuzurechnen sind. Bushido hatte zuvor vor Gericht ausgesagt, dass Abou-Chaker als Manager und Geschäftspartner im Lauf der Jahre insgesamt neun Millionen Euro von ihm erhalten habe.

    Wann das Gericht darüber entscheidet, ob und wann der Prozess gegen den Hauptangeklagten Clanchef und seine drei Brüder fortgesetzt wird, blieb zunächst unklar.

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    (dpa/yah)