Berlin. Ein Iraker soll absichtlich drei Unfälle auf der A100 in Berlin verursacht haben. Ermittler gehen von einem islamistischen Motiv aus.

Er hatte es offensichtlich auf Motorradfahrer abgesehen und machte mit seinem Auto Jagd auf sie: Nach dem mutmaßlich islamistischen Anschlag mit einem Auto auf der Berliner Stadtautobahn kommt der Tatverdächtige in die Psychiatrie. Das entschied ein Haftrichter am Mittwochabend. Am Donnerstag setzen die Sicherheitsbehörden ihre Ermittlungen gegen den 30-Jährigen fort. Gegen den Iraker wird wegen versuchten Mordes ermittelt.

Der Täter hatte mit seinem Wagen mehrfach Fahrzeuge gerammt und sechs Menschen verletzt, drei davon schwer. Der Amokfahrer fuhr zunächst einen Motorrollerfahrer um, wenig später einen Motorradfahrer, dessen Maschine unter dem Auto festgeklemmt wurde.

Beide Unfallopfer erlitten schwerste Verletzungen. Der Motorrollerfahrer musste reanimiert werden. Wie die „Berliner Morgenpost“ erfuhr, handelt es sich bei ihm um einen Feuerwehrmann, der sich nach Dienstschluss auf dem Weg nach Hause befand. Unter den Unfallopfern befindet sich laut dem Bericht auch eine Familie.

Der Iraker ist laut Staatsanwaltschaft in Deutschland geduldet, darf also bis auf Weiteres nicht abgeschoben werden. Nach Angaben aus Berliner Senatskreisen kam er als Asylbewerber ins Land, sein Asylantrag wurde allerdings abgelehnt. Demnach war zunächst noch unklar, wann er nach Deutschland kam. Nach Fotos von seinem Facebook-Profil war er mindestens 2016 schon in Berlin. Die Facebook-Seite ist inzwischen gesperrt.

Zerstört: Ein Auto – mutmaßlich das des Unfallfahrers - und ein Motorrad stehen ineinander verkeilt auf der Berliner Stadtautobahn A100.
Zerstört: Ein Auto – mutmaßlich das des Unfallfahrers - und ein Motorrad stehen ineinander verkeilt auf der Berliner Stadtautobahn A100. © dpa | Paul Zinken

Anschlag auf A100 in Berlin: Hinter Verdächtigem steht wohl kein Terror-Netzwerk

Anhaltspunkte für die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sahen Generalstaatsanwaltschaft Berlin und Polizei nicht. „Nach gegenwärtigen Erkenntnissen gibt es kein Netzwerk, das im Hintergrund arbeitet, aber wir werden sehen, was da noch an Ermittlungsergebnissen kommt“, sagte Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) der RBB-„Abendschau“ am Mittwochabend. Dem Berliner Staatsschutz war der mutmaßliche Täter demnach nicht bekannt.

Seit 2018 tauchte der Mann laut Generalstaatsanwältin Margarete Koppers als Verdächtiger in mehreren Fällen von Körperverletzung und wegen eines Angriffs auf Vollstreckungsbeamte auf. Demnach war er zeitweise in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht.

Verortung des mutmaßlichen Anschlags auf der A100 in Berlin.
Verortung des mutmaßlichen Anschlags auf der A100 in Berlin. © dpa | dpa-infografik GmbH

Mutmaßlicher Täter rief nach Autobahn-Anschlag „Allahu Akbar“

Nach der Crashfahrt drohte der Mann mit einer vermeintlichen Munitionskiste, in der später nur Werkzeug gefunden wurde. Sprengstoffspuren seien im Auto nicht gefunden worden, sagte eine Polizeisprecherin auf Anfrage.

Der Mann rief laut Koppers zudem mehrfach „Allahu Akbar“ und sagte auf Arabisch, dass alle sterben würden. Er habe ein Küchenmesser dabei gehabt und einen Gebetsteppich ausgerollt und sich darauf niedergelassen. Ein Polizist, der Arabisch spricht und mit als erster am Tatort war, nahm ihn fest.

Vor der Tat veröffentlichte der mutmaßliche Fahrer im Internet Hinweise darauf. Auf seiner Facebook-Seite postete er Fotos des späteren Tat-Autos sowie religiöse Sprüche, in denen auch das Wort „Märtyrer“ vorkommt. Nach Angaben auf seinem Facebook-Profil studierte der mutmaßliche Täter Design. Er postete dort im März 2015 ein Foto vom Abschlusstag an einer irakischen Kunstakademie.

„Die gestrigen Ereignisse zeigen uns sehr schmerzhaft, wie verletzlich unsere freie Gesellschaft ist“, sagte Innensenator Andreas Geisel. Berlin stehe „weiterhin im Fokus des islamistischen Terrorismus“. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) zeigte sich in einer Botschaft auf Twitter schockiert und wünschte den Opfern schnelle Genesung.

Kriminaltechniker untersuchen auf der Berliner Stadtautobahn A100 den Wagen des Unfallfahrers. Zuvor hatte der Mann behauptet, einen gefährlichen Gegenstand im Auto zu haben.
Kriminaltechniker untersuchen auf der Berliner Stadtautobahn A100 den Wagen des Unfallfahrers. Zuvor hatte der Mann behauptet, einen gefährlichen Gegenstand im Auto zu haben. © dpa | Paul Zinken

(dpa/bmo/ba)