Berlin. Verschwörungserzählungen haben Konjunktur unter deutschen Promis. Jüngster Fall: Sido, der in einem Interview bekannte Motive bedient.

Xavier Naidoo ist der schrillste, aber keineswegs der einzige: Unter deutschen Promis gibt es einige, die Verschwörungserzählungen anhängen, oder zumindest dafür offen sind. Jüngstest Beispiel ist Rapper Sido. Der spekuliert im Interview bei Rap-Kollege Ali Bumaye über „mächtige Leute“ und „unterwanderte“ Medien.

Eigentlich geht es um die Frage, ob Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt am Rauchen gestorben ist, da sagt Sido: „Vielleicht hat er Kinderblut getrunken.“ Und damit nimmt das Gespräch eine Wendung.

Sido, Xavier, Attila: Viele Promis äußern sich verschwörungstheoretisch

Sido spielt mit der Aussage zu Kinderblut an auf einen Verschwörungsmythos, der vor allem in den USA verbreitet ist: Die Anhänger der QAnon -Erzählung glauben, dass es einen elitären, internationalen Ring von Kindesentführern gibt, der Kinder quält und ihr Blut trinkt, um sich jung zu halten.

Gastgeber Bumaye fragt nach: Ob Sido das glaube? Eine klare Abgrenzung kommt nicht. Stattdessen kommt Sido auf Madeleine McCann zu sprechen, die 2007 als Dreijährige in Portugal verschwand, und „sehr reiche, sehr mächtige“ Leute. „Keine Ahnung, was die da irgendwie machen. Aber ich glaube schon daran, dass sowas sein kann.“

Die Familie Rothschild ist häufig Teil von antisemitischen Erzählungen

Auch die Rothschilds erwähnt er, eine jüdische Bankiersfamilie, die häufig im Rahmen von antisemitischen Mythen genannt wird. Darüber wolle er aber nicht zu viel sagen, erklärt Sido. „Nachher setzen die mir einen Aluhut auf.“ Wer „die“ ist, wird nicht klar. Auch die Medien hält er für „unterwandert“.

Der Musiker und Entertainer reiht sich damit ein bei anderen Promi-Kollegen, die ebenfalls schon mit verschwörungstheoretischen Äußerungen aufgefallen waren. Die Liste wird derzeit täglich länger: Xavier Naidoo, Sänger und Ex-“The Voice“-Juror, verbreitet schon länger sehr krude und antisemitische Thesen und leugnet die Existenz der Corona-Pandemie.

Vegan-Koch Attila Hildmann wird bei einer Anti-Corona-Demonstration vor dem Reichstagsgebäude von Polizisten abgeführt.
Vegan-Koch Attila Hildmann wird bei einer Anti-Corona-Demonstration vor dem Reichstagsgebäude von Polizisten abgeführt. © dpa | Christophe Gateau

Attila Hildmann will „in den Untergrund“ gehen

Attila Hildmann, bekannt geworden mit veganen Kochbüchern, erklärte kürzlich, er gehe bewaffnet „in den Untergrund“, weil die Regierung angeblich die Demokratie abschaffen will. Und Detlef D! Soost, Choreograf und Ex-“Popstars“-Juror, wettert gegen eine Impfpflicht, die es nicht gibt.

Ganz so weit wie einige seiner Kollegen will Sido aber, trotz vieler Andeutungen, offenbar noch nicht gehen: Xavier Naidoo, zum Beispiel, der stecke „zu tief drin“.

Gerade die Corona-Krise ist eine empfindliche Zeit, in der sich Gedankengut mit verschwörungstheoretischen Themen leicht verbreiten kann – das sieht man auch an den Anti-Corona-Demos. Auch Experten wie der Virologe Christian Drosten warnen vor falschen Infos in Bezug auf das Coronavirus. (tma)